Erstrunden-Blamagen der Bayern

Kettenrauchers Coup: 15 Mal hat der FC Bayern den Cup geholt, doch im Gedächtnis bleiben vielen Fans vor allem die drei Erstrunden-Blamagen des Rekordpokalsiegers.
von  Patrick Strasser
Thomas Schwechheimer trifft in der 1. Pokalrunde 1990/91 für den FV 09 Weinheim gegen den FC Bayern.
Thomas Schwechheimer trifft in der 1. Pokalrunde 1990/91 für den FV 09 Weinheim gegen den FC Bayern. © dapd

München - Die Bilanz lautet 44:3, eine Erfolgsquote von 94 Prozent. Nicht schlecht, die Erstrundenbilanz des FC Bayern in der Pokal-Historie. Und dennoch tun die drei Pleiten, die der Rekordpokalsieger (15 Titel, der letzte 2010 gegen Werder Bremen) erleiden musste, ganz besonders weh – vor allem den Betroffenen, die noch Jahre Hohn und Spott ertragen müssen.

Auch bei Eintracht Braunschweig, dem aktuellen Gegner in Runde eins (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht angepfiffen, d.Red.) hat der FC Bayern schon einmal verloren. In der Saison 1982/83 warfen die Niedersachsen in der 2. Runde vor eigenem Publikum den Titelverteidiger mit 2:0 raus – zugleich der einzige Pflichtspielsieg der Braunschweiger gegen den FC Bayern in den letzten 29 Jahren.

Doch so richtig peinlich waren jene vier Pleiten in der ersten Runde innerhalb von nur vier Jahren. Die Gänsehaut-Auslöser lauten: Weinheim, Homburg und Vestenbergsgreuth. Die AZ erinnert an drei historische Blamagen:


Weinheim 1990
: Ein paar Wochen erst war der WM-Triumph von Rom her, als die Bayern mit Trainer Jupp Heynckes
zum FV 09 Weinheim aufs Dorf mussten. Torwart Aumann, Augenthaler, Kohler, Reuter und Pflügler kamen am 4. August 1990 als Weltmeister – nach 90 Minuten waren sie Weinheim-Opfer. Leichtes Spiel gegen den badischen Oberligaclub vor 8000 Zuschauern im Sepp-Herberger-Stadion? Ausgerechnet Herberger!

Manchmal dauert eben auch eine Blamage nur 90 Minuten. Als in der 26. Minute Thomas Strunz mit einer Roten Karte vom Platz flog und ein gewisser Thomas Schwechheimer, ein Kettenraucher, den Elfmeter zum 1:0 verwandelte, glaubte man bei Bayern noch an ein rechtzeitiges Weck-Erlebnis. Doch Effenberg, Laudrup, Mihajlovic und später Wohlfarth sowie Kögl rannten verzweifelt an – nichts ging mehr.

Schwechheimers Trainer musste ihn mit Engelszungen überreden, damit er ins Sportstudio ging. Er wollte lieber „einen trinken mit meinen Kumpels”, außerdem war seine Freude getrübt: Er war Bayern-Fan. Der Feinblechner ging dann doch nach Mainz und grüßte „meine liebe Frau daheim”.


Homburg 1991: Eine heute undenkbare Kulisse erwartete die Bayern am 17. August 1991 zum Duell mit dem FC 08 Homburg, einem Zweitligisten: 9000 Zuschauer kamen ins Olympiastadion. Brasilien-Import Mazinho hatte die Bayern in Führung gebracht und zwölf Minuten vor Schluss die Verlängerung durch sein 2:2 gerettet. Doch die No-Names Michael Kimmel und Bernd Gries sorgten gegen Keeper Gerry Hillringhaus binnen fünf Minuten (95./99.) für das Aus.

Ein schwül-heißer Ferientag im August brachte für Effenberg, Babbel, Berthold, Labbadia & Co die zweite Blamage hintereinander. Für Trainer Heynckes mit Folgen. Nach weiteren Niederlagen in der Liga wurde er im Oktober 1991 entlassen.


Vestenbergsgreuth 1994: Es war die Pflichtspielpremiere des neuen Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni und des aus Karlsruhe verpflichteten Torhüters Oliver Kahn. Der Gegner: ein Dorf namens Vestenbergsgreuth, damals 360 Einwohner groß. Der TSV war drittklassig und verlegte sein Heimspiel ins Nürnberger Frankenstadion inklusive TV-Liveübertragung.

Held des Abends wurde Roland Stein (21), Betriebsschlosser einer Teefirma. In der 43. Minute köpfte er an jenem 14. August das Tor gegen Helmer, Jorginho, Papin & Co. – Deutschland lachte. Vergeblich bemühte er sich um Kahns Handschuhe, dem heutigen Landwirt blieb der Ruhm. Der damalige Originalkommentar von Lothar Matthäus: „Jetzt müssen wir mit dieser Schmäh leben.”

 

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