Erste Kampfansagen: Die Union-Jagd des FC Bayern beginnt
München - Wie ernst der FC Bayern Union Berlin nimmt, sieht man an den Kampfansagen, die seit einigen Tagen in schöner Regelmäßigkeit von München in die Hauptstadt gesendet werden.
In den fünf Liga-Spielen bis zur WM-Pause wolle man "in Fußballdeutschland einiges gerade rücken", verkündete etwa Leon Goretzka. Das klare Ziel: "Wieder Erster werden – so schnell es geht!" Und auch Trainer Julian Nagelsmann äußerte sich in typischer Mia-san-mia-Manier, wie man sie seit Jahrzehnten im Meisterkampf kennt. "Wichtig ist, dass wir am 34. Spieltag auf Platz eins stehen", sagte der Coach: "Aber ich bin guter Dinge, dass wir es auch vorher schaffen."
Union liegt aktuell vier Punkte vor dem FC Bayern
An diesem Spieltag aber sicher noch nicht. Union liegt vier Punkte vor den Münchnern, die am Samstag (15.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) ein kniffliges Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim vor sich haben. Tabellenführer Berlin tritt am Sonntag bei Schlusslicht VfL Bochum an.
Kommt es da nicht günstig, dass Bayern vorlegen kann? "Das macht keinen zwingend nervös", meinte Nagelsmann, seinen Trainer-Kollegen Urs Fischer "auf keinen Fall. Der war noch nie nervös."
Brazzo: "Es ist schon erstaunlich, dass Union so stabil spielt"
Die bisherigen Union-Leistungen haben Eindruck in München hinterlassen. Nicht zu vergessen: Das Team hat wie Bayern eine Dreifachbelastung, ist auch noch im Pokal und in der Europa League vertreten. "Es ist schon erstaunlich, dass Union so stabil spielt", sagte Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic: "Das ist eine sehr gute Mannschaft, die diese Intensität von Spiel zu Spiel bringt. Union sorgt für Furore." Auf die Frage, ob die Berliner sogar Meister werden könnten, antwortete Salihamidzic: "Ich habe schon einige Sachen im Fußball gesehen..."
Die Münchner ahnen, dass sie sich nicht mehr viele Ausrutscher in der Liga leisten können. Auf eine Schwächephase des Spitzenreiters sollten sie nicht hoffen, Union ist eine gefestigte Mannschaft.
"Das wird wahrscheinlich noch ein bisschen länger dauern, dass jeder den FC Union unterschätzt und das für Zufall hält und jeder auf den Einbruch wartet. Ich glaube nicht, dass der kommt", sagte Hoffenheims Trainer André Breitenreiter.
Man müsse das Team "gewiss auf dem Schirm haben, was auch den Kampf um die deutsche Meisterschaft angeht", so Breitenreiter weiter: "Die Mannschaft weiß ganz genau, was sie auf dem Platz zu tun hat. Da steht eine Einheit, da nimmt sich keiner zu wichtig und jeder erfüllt seine Aufgabe. Die sind bärenstark."
Für Bayern sollen fünf Siege her, um den Druck zu erhöhen
Bayern ist gewarnt: In den fünf Partien gegen Hoffenheim, Mainz (H), Hertha BSC (A), Bremen (H) und Schalke (A) sollen fünf Siege her, um den Druck auf die Berliner hochzuhalten. "Wir müssen unsere Spiele gewinnen und dann schauen, was Union macht", sagte Nagelsmann. Doch das wird nicht einfach, zumal neben Torhüter Manuel Neuer (Schulterprobleme) und Leroy Sané (Muskelfaserriss im Oberschenkel) auch Thomas Müller ausfällt. Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui kehrt nach überstandenen muskulären Problemen in den Kader zurück.
Nach 14 Toren in den vergangenen drei Partien will Bayern dennoch nun das nächste Ausrufezeichen setzen. "Es war klar, dass wir in einen Flow kommen müssen, um gut in den Winter-Break zu kommen", sagte Nagelsmann: "Mich freut die Aussage von Leon Goretzka, dass wir nun wieder etwas geraderücken müssen. Wenn es aus der Mannschaft kommt, ist das ein Ausrufezeichen. Ich gehe davon aus, dass die Jungs topmotiviert sind. Die Bedeutung des Flows ist da, um Union unter Druck zu setzen und möglichst bis zur Winterpause da zu stehen, wo wir stehen wollen."
Die Jagd auf Union beginnt.