Erste Bayern-Krise mit Pep Guardiola

Drei Liga-Spiele ohne Sieg, 0:3 gegen Dortmund – und der Trainer des FC Bayern wirkt zunehmend ratlos. "So haben wir gegen Real keine Chance", sagt Pep Guardiola. Und setzt sich unter Druck.
München - Bayern hat verloren. Am 25. März in Berlin, beim 3:1-Sieg gegen Hertha BSC. An jenem kalten März-Abend im zugigen Olympiastadion feierten sie am 27. Spieltag die Meisterschaft, den frühesten Titel aller Zeiten – und verloren Form, Rhythmus und Lust. Die Lust aufs Gewinnen?
Ein Versprecher. Pep Guardiola sprach am Samstagabend nach dem 0:3 gegen Borussia Dortmund von der "Lust", die raus sei, "seit Berlin, seit wir Meister sind." Tatsächlich meinte er natürlich "die Luft". Mit zerknirschtem Gesicht nahm der Spanier die Schuld für die zweite Liga-Pleite hintereinander auf sich: „Ich muss eine Lösung finden. Schnell. Ich muss jetzt den Trick finden, es zu schaffen, dass wir wieder in den Rhythmus kommen.“
Doch wie? Man schlingert zwischen Liga-Flauten und Cup-Hochs. Es ist Peps erste Krise seit seinem Amtsantritt Ende Juni 2013. „Das ist kein Problem der Taktik, der Kondition“, sagt ein ratloser Guardiola, „wir müssen wieder die Basis haben, das ABC.“ Doch was ist passiert? Spötter behaupten, man müsse Bayerns Form in Berlin-Mitte suchen, die Souveränität habe man auf dem roten Teppich der „Kitty Cheng Bar“ abgestreift, bei der Meisterparty.
Nach dem Zieleinlauf gewann Bayern nur noch ein Spiel von fünfen: das Viertelfinal-Rückspiel gegen Manchester (3:1). Deutlicher: Ins Pflichtspieljahr 2014 war man mit zehn Siegen gestartet, seit dem 1:1 im Achtelfinal-Rückspiel gegen Arsenal gab es in neun Spielen nur noch vier Siege.
Die Gründe für die hausgemachte (Pep-) Krise:
Pep setzt alles auf eine Karte
Nach dem Titelgewinn ist die Meisterschaft „over“, wie Pep immer betont. Er schickt stets ein „Es tut mir leid“ hinterher. Doch geht es gut, alles auf die K.o.-Spiele der Champions League (Guardiola: „So haben wir gegen Real keine Chance“) und das Pokal-Halbfinale am Mittwoch gegen Kaiserslautern zu setzen?
Was gegen Manchester gerade nochmal gut ging (für 69 Sekunden war Bayern raus!), muss nun auch gegen Real klappen. Davon hängt die gesamte Saison ab.
Er hat zu stark rotiert
Natürlich ist es richtig, den Stammspielern Pausen zu geben, sie nicht in die Belastung von Partien alle drei, vier Tage zu schicken. Entscheidende Körner können für den Schlussspurt gesammelt werden, Blessuren besser ausheilen.
Doch die Mannschaft ist aus dem (Sieges-)Rhythmus. Mal ist ein Spiel egal, weil Bundesliga, mal geht es um Tod-oder-Leben. Der Schalter funktioniert nicht. Dies meinte Pep wohl, als er bei „Sky“ zugab: „Es kann sein, dass ich einen Fehler gemacht habe. Dass es ein Fehler war, nicht so weiterzumachen.“ Eben mit einer Stammelf und Soft-Rotation.
Er misst sich mit Heynckes
Ständig zählt Guardiola die Erfolge seines Vorgängers auf, erwähnt das Triple. Er meint: Alles andere wäre ein Rückschritt. Doch anstatt auf den spielerischen Fortschritt zu verweisen (offensiver, innovativer!), legt er sich den größtmöglichen Druck auf: „Mit nur drei Titeln haben wir keinen schönen Urlaub. Wir müssen fünf gewinnen.“ Drei? Er meinte nicht das Triple, sondern seine bisherige Titel-Bilanz: europäischer Supercup, Klub-WM, Meisterschaft.
Fehlen als Krönung: DFB-Pokal (im Endspiel gegen den BVB?) und Champions League (Final-Revanche an Chelsea?). Den Pott übrigens gönnt BVB-Trainer Jürgen Klopp den Bayern generös: „Sie sind der absolute Top-Favorit.“ Dass Bayern das Finale von Lissabon erreicht, wäre Klopp aus Eigeninteresse ganz recht. Sieben Tage zuvor steigt das Pokalfinale.