Erst Tränen, dann Bayern: Wie teuer wird Neuer?
Der Nationaltorhüter verkündet offiziell seinen Abschied von Schalke 04. Sein Wechsel zum Rekordmeister im Sommer scheint ausgemachte Sache. Manager Heldt eröffnet den Ablösepoker.
Gelsenkirchen - Dass er zum FC Bayern wechseln wird, war absehbar. Präsident Uli Hoeneß hatte dies mit einem Schmunzeln angedeutet. Und Sportdirektor Christian Nerlinger hatte lachend verkündet, dass der Nationaltorhüter im roten Dress die Figur machen würde. Während die personalie Neuer bei den Bossen in München also ausschließlich für Freude sucht, flossen gestern beim Objekt der Begierde, bei Neuer selbst, Tränen. Gestern nämlich war es soweit: Manuel Neuer (25), seit 1. März 1991 auf Schalke, verkündete gestern seinen Abschied. Seinen bis 2012 laufenden Vertrag werde er definitiv nicht verlängern. Jener Mann, der sich auf seiner Facebook-Seite mit einem Modell der Gelsenkirchener Arena in der Hand präsentiert, wird aller Voraussicht nach im Sommer zum FC Bayern wechseln.
„Es war wirklich keine einfache Entscheidung. Aber Fakt ist, dass ich meinen Vertrag mit Schalke nicht verlängern werde”, sagte er. Vom FC Bayern sprach er nicht. noch nicht. „Mir wäre am liebsten, er würde seinen Vertrag hier erfüllen”, sagte Trainer Ralf Rangnick und fügte gleich an: „Aber wir müssen auch die wirtschaftlichen Aspekte in Betracht ziehen.” Die Frage lautet für die Bosse des FC Bayern somit eigentlich nur noch: Wie teuer wird Neuer?
Nun definitiv erklären zu müssen, seinen Verein, den einzigen seiner Karriere zu verlassen, fiel dem 25-Jährigen sichtlich schwer, das war zweifellos aus seinem traurigen Blick lesen. Mit glasigen Augen und schwacher Stimme erzählte er, wie er am Dienstagabend schon Vertretern der Schalker Fanszene seine Entscheidung gebeichtet hatte, wie er sie zuvor schon Rangnick und Manager Horst Heldt in Gesprächen erklärt hatte. „Ich will noch wichtige Schritte gehen”, meinte Neuer. Aber er sagte eben auch: „Ich möchte mich verändern.”
Am Ende hatte er Tränen in den Augen. „Mir ist klar, dass das für die Zuschauer und Fans kein schöner Moment ist und viele deswegen enttäuscht sind”, sagte Neuer, „damals als Zehnjähriger in der Kurve hätte ich so eine Entscheidung wohl auch nicht verstanden.”
Sein Abschied spaltet die Anhänger, bei Schalke wie beim FC Bayern. Während in Gelsenkirchen die einen Verständnis für seine Entscheidung haben, sehen die anderen sein zwanzigjähriges Vermächtnis unwiderruflich beschmutzt und wünschen ihm auf seiner Fanseite mindestens die Pest an den Hals. Dass es beim FC Bayern eine große Neuer-Opposition gibt, ist spätestens seit den „Koan Neuer”-Plakaten gegen den Nationaltorhüter und für den schon wieder gefallenen Thomas Kraft allbekant.
Neuer selbst betonte, erst durch Horst Heldt vom konkreten Interesse der Bayern erfahren zu haben – und es ist erstaunlich, dass er bei dieser Aussage nicht mit dem Lachen kämpfen musste, sondern weiter seine Büßermiene aufrecht erhielt.
Heldt hingegen musste dann doch lachen und eröffnete sogleich das Pokerspiel um Neuers Ablöse, die sich wohl im Bereich 18 bis 22 Millionen Euro bewegen wird. Ja, Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge habe nach einem Treffen gefragt, sagte Heldt, aber nein, er stehe jetzt erst einmal nicht für Gespräche zur Verfügung, erst einmal müsse seine Mannschaft im Champions-League- Halbfinale und darüber hinaus Historisches vollbringen.