Erst gefeiert, dann geschockt: Schweinsteiger trifft – und fehlt

Der Mittelfeld-Boss sichert den Bayern das 1:1 bei Manchester United und damit eine gute Basis für das Rückspiel. Doch kurz vor Schluss sieht er Gelb-Rot. Nun hat Guardiola ein Sechser-Problem.
von  tbc/fbo

Manchester - Im „ersten Finale", wie Bayern-Coach Pep Guardiola das Viertelfinal-Hinspiel gegen Manchester United in Old Trafford bezeichnet hatte, war der Titelverteidiger die dominierende Mannschaft, musste aber mit dem 1:1 zufrieden sein. Im Spiel hielt die Bayern der Mann, der bei der denkwürdigen Finalniederlage 1999 als 14-Jährigen fassungslos vorm TV saß: Bastian Schweinsteiger. Sein Ausgleichstreffer war von der wertvollen Sorte.

Eine Serie freilich riss: Die vergangenen sieben Auswärtsspiele in der Champions League hatte Bayern gewonnen. Guardiola war dies egal. Er war „ganz zufrieden“: „ManU ist eine der besten Mannschaften der Welt. Es ist nicht leicht gegen eine Mannschaft, die so massiv hinten drin steht. Aber wir haben ein Auswärtstor gemacht – das ist wichtig.“ 3330 Bayern-Fans waren mitgereist und erlebten schon nach drei Minuten den ersten Schock: einen Treffer von Daniel Welbeck.

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Doch Schiedsrichter Carlos Velasco Carballo pfiff gefährliches Spiel gegen Javi Martinez. Glück für Bayern. Doch fortan spielte nur noch ein Team: der FC Bayern. 74 Prozent Ballbesitz und 767:250 Pässe hieß es am Ende für die Gäste. Das Guardiola-Team passte sich die Kugel so selbstverständlich zu, dass es wohl auch bei einem Spiel auf dem Mars nach Heimvorteil aussehen würde. Torchancen waren aber rar: Arjen Robben prüfte ManU-Keeper David de Gea (30.) Zehn Minuten später: der nächste Schock für die Bayern-Fans.

Welbeck war es, der nach einem Stolperer von Boateng frei vor Neuer stand, lupfen wollte, aber scheiterte. In der 58.Minute war der Glücks-Vorrat aufgebraucht. Eine Ecke von Rooney schickte Kapitän Vidic per Kopf ins Netz: 1:0 für den Außenseiter. Die Zuordnung in der Bayern-Defensive: mangelhaft. Guardiola schickte nun Mandzukic für Müller ins Sturmzentrum – ein Wechsel, der sich später rechnete.

In Minute 67 flankte Rafinha, Mandzukic legte per Kopf ab auf Schweinsteiger, der den Ball mit links hoch ins Eck jagte: 1:1, sein dritter Treffer in der Champions-League-Saison. Dumm nur, dass er in der letzten Minute einen Tick zu engagiert gegen Rooney grätschte: gelbrot für Schweinsteiger, den tragischen Helden. Erst seine zweite Rote überhaupt. Konnte man wohl geben, meinte Matthias Sammer, „auch wenn’s ein Foul von Bastian war“ – und doch ärgerte sich der Sportvorstand darüber, „dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird.“

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Er meinte die Szene, in der Manchesters Valencia Bayer Boateng foulte. „Das war ganz klar auch Gelb-Rot“, sagte Boateng. „Ich habe eine Risswunde am Knie.“ „Schwer zu sehen, es sah ein bisschen unglücklich aus“, meinte Thomas Müller über die Schweinsteiger-Szene. „Aber wenn ich Valencia sehe, der mit gestrecktem Bein reingeht, kann ich’s überhauot nicht nachvollziehen.“ So sah’s auch Kapitän Philipp Lahm: „Das ist bitter – vor allem, wenn man Valencia sieht, der nicht vom Platz gestellt wird. Da ist die Differenz zu groß.“

Schweinsteigers Fehlen im Rückspiel ist deshalb so ärgerlich, weil kurz zuvor auch Martinez Gelb gesehen hatte und ebenfalls im Rückspiel fehlen wird. So wie auch der verletzte Thiago. Es droht akuter Sechser-Mangel für den geplanten Einzug ins Halbfinale. Guardiola nahm’s gelassen: „Solche Sachen passieren. Wir werden das schon lösen und elf Mann auf dem Platz haben.“

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