Erst dritte Liga, dann Lewy-Backup: Otschis Traum

Bayerns Kwasi Okyere Wriedt kickte im Sommer noch in der dritten Liga – und stürmt jetzt neben Robert Lewandowski. In den kommenden Wochen könnte er sich weiter in den Mittelpunkt spielen. 
von  Maximilian Koch
Aus der dritten Liga als Nebenmann von Robert Lewandowski: FC Bayerns Kwasi Okyere Wriedt.
Aus der dritten Liga als Nebenmann von Robert Lewandowski: FC Bayerns Kwasi Okyere Wriedt. © sampics / Augenklick

München - Kwasi Okyere Wriedt gefällt beim FC Bayern aktuell in vielen Rollen – sogar als Sänger. Als der Stürmer, der sonst für die Bayern-Amateure in der Regionalliga spielt (neun Tore in 13 Spielen), Mitte Oktober seinen gesanglichen Einstand im Profiteam gab, überraschte er die versammelten Bayern-Stars.

Anders als die meisten Fußballer bei diesem in Mode gekommenen Ritual, trug Wriedt sein Lied völlig entspannt und mit großem Spaß vor – die Kollegen feierten ihn. "Good job", twitterte Jérôme Boateng mit lachendem Smiley. Wriedt, den alle nur "Otschi" nennen, ist ein Top-Einstand bei den Bayern gelungen. Am Samstag im Spiel bei Borussia Mönchengladbach gab der 23-Jährige sein Bundesliga-Debüt, wurde in der 68. Minute für Sebastian Rudy eingewechselt.

Premieren-Trikot für die Mama

Kurz vor Schluss vergab Wriedt im Strafraum dann sogar noch die Chance zum Ausgleich. Schon im Pokalspiel gegen RB Leipzig hatte Trainer Jupp Heynckes den Stürmer in der Verlängerung ins Spiel geschickt, Wriedt traf die Latte. Das Trikot vom Premierenspiel schenkte er anschließend seiner Mutter, der "wichtigsten Person" in seinem Leben, wie Wriedt betonte.

"Er macht einen guten Eindruck, im Training gute Fortschritte und er kann Tore erzielen", sagt Heynckes. "Man muss sehen, ob er das auf höherem Niveau leisten kann." Der Trainer hatte Wriedt, dessen Eltern aus Ghana stammen, in einigen Trainingseinheiten getestet und ihm gefiel, was er da sah. Wriedt zeigt großen Einsatz, ist schnell, zu viel Respekt vor großen Namen hat er nicht.

Man darf ja nicht vergessen: Wriedt kam im Sommer von Drittligist VfL Osnabrück nach München, eigentlich sollte er zunächst nur im Regionalliga-Team spielen. Und nun läuft er plötzlich neben Robert Lewandowski im Angriff auf. "Hätte mir jemand vor zwei Jahren gesagt, dass ich irgendwann für den FC Bayern München spielen werde, dann hätte ich ihn für verrückt erklärt", sagt Wriedt. "Ich kann es gar nicht fassen. Ich weiß gar nicht, was hier gerade passiert."

Feierabendkicker mit Zweitjob

Es ist ehrliche Freude, die Wriedt ausstrahlt, herrlich ungespielt, authentisch, bodenständig. Der junge Mann weiß, wo er herkommt. Geboren und aufgewachsen in Hamburg, spielte Wriedt einige Jahre in der Jugend des FC St. Pauli. Doch dort befand man ihn für nicht gut genug – Wriedt wechselte zu Regionalligist Lüneburger AK.

Als Feierabendkicker musste er noch einen Zweitjob erledigen. "Ich habe auf sozial schwache Kinder aufgepasst", sagte Wriedt einmal der Neuen Osnabrücker Zeitung. Nach 23 Toren in 34 Spielen ging’s eine Liga höher zum VfL Osnabrück – und ein Jahr später schließlich zu Bayern. Die Verletzungsmisere im Heynckes-Kader könnte Wriedt in den kommenden Wochen weitere Einsätze bescheren. Der Youngster hat Eindruck hinterlassen – nicht nur als Sänger.

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