Erneute Untersuchung der Bayern-Rolle in der Nazi-Zeit

Die Bayern sollen sich in der Nazi-Zeit dem Regime genauso angepasst haben wie viele weitere Fußball-Vereine – das sagt zumindest ein Religionsphilosoph. Deswegen soll die Rolle des Klubs zu dieser Zeit nun erneut von einem unabhängigen Institut untersucht werden.
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"Aufs Ganze gesehen müssen wir zu dem Schluss kommen, dass die Bayern keinen Sonderweg gegangen sind", sagt Religionsphilosoph Markwart Herzog zur Rolle des FC Bayern während der Nazi-Zeit.
dpa "Aufs Ganze gesehen müssen wir zu dem Schluss kommen, dass die Bayern keinen Sonderweg gegangen sind", sagt Religionsphilosoph Markwart Herzog zur Rolle des FC Bayern während der Nazi-Zeit.

München - Bayern München will Teile seiner nationalsozialistischen Vergangenheit von einem unabhängigen Institut oder unabhängigen Wissenschaftlern erneut untersuchen lassen. Das bestätigte der deutsche Fußball-Rekordmeister am Freitag auf Anfrage des SID. Die Bayern reagieren damit auf eine Kontroverse um die Deutung der Rolle des Klubs in der NS-Zeit, die Der Spiegel (Ausgabe 21/2016) angestoßen hatte.

Rotation rückwärts: Die Bayern wollen nachlegen

Das Nachrichtenmagazin hatte im Mai über Forschungsergebnisse des Religionsphilosophen Markwart Herzog berichtet, der bislang unbekannte Originalprotokolle von Mitgliederversammlungen der Bayern ausgewertet hatte. Herzog war zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Münchner dem Naziregime genauso angepasst haben wie die meisten anderen Fußball-Vereine. Die Bayern wollen dem nun nachgehen, ein Ergebnis der Untersuchungen ist aber nicht vor Mitte nächsten Jahres zu erwarten.

"Die Bayern sind keinen Sonderweg gegangen"

Herzogs Erkenntnis hatte bei anderen Kennern des Fachs massiven Widerspruch hervorgerufen. Der Publizist Dietrich Schulze-Marmeling, unter anderem Autor des Buchs "Der FC Bayern und seine Juden", warf Herzog und dem Spiegel vor, eine "Mischung aus längst bekannten und veröffentlichten Dingen und einer guten Portion Hochstapelei" abgeliefert zu haben.

Herzog aber behauptete weiter, die von den Bayern in ihrem Klubmuseum präsentierte Sichtweise, der Verein sei "lange auf Distanz" zu den Nationalsozialisten geblieben, sei nicht haltbar. "Aufs Ganze gesehen müssen wir zu dem Schluss kommen, dass die Bayern keinen Sonderweg gegangen sind", sagte er dem Spiegel. In der "Arierfrage" sei der FC Bayern "sogar noch 'faschistischer' als zahlreiche andere Fußballvereine" gewesen.

"FC Bayern Football School" in Qingdao

Schulze-Marmeling nannte dies "Skandalisierung und 'PR' in eigener Sache". Die jüdische Gemeinde Münchens hat an der Darstellung der Klub-Geschichte in der "Erlebniswelt" bislang noch keinen Anstoß genommen.

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