Erneut gähnende Leere in der Südkurve

Weil der FC Bayern den Zugang zur Südkurve bei Europacupspielen reglementiert, protestieren die Fans beim Spiel gegen Lille erneut - durch Abwesenheit.
München - Weil in der Vergangenheit bei Europacupspielen nach Vereinsangaben bis zu 500 Fans mehr als erlaubt in der Südkurve standen, reglementiert der FC Bayern nun den Zugang zu den Blöcken 112 und 113 in der Allianz Arena.
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Ab sofort müssen sich die Karteninhaber vor jedem Champions-League-Heimspiel am Eingang ein spezielles Einlassticket für die Blöcke 112 und 113 abholen. Der FC Bayern möchte damit verhindern, dass Fans, die eigentlich Tickets für andere Blöcke gekauft haben, in die oben genannten Blöcke "geschmuggelt" werden, wo die Treuesten der Treuen und Stimmungsmacher stehen.
Der FC Bayern begründet dies mit Sicherheitsfragen, eine Überfüllung der Blöcke soll so verhindert werden. Die Blöcke sind mit 1385 Plätzen bestuhlt, allerdings für insgesamt 1800 Plätzen zugelassen - in der Bundesliga sind die Blöcke 112 und 113 schließlich Stehplätze.
Am Mittwoch beschloss nun der "Club Nr. 12", ein Zusammenschluss mehrere Fanklubs, aus Protest beim Spiel gegen den OSC Lille am Abend gänzlich auf den Zutritt in den "mittleren" Blöcken der Kurve zu verzichten, so wie es schon teilweise beim ersten Gruppenspiel gegen den FC Valencia im September praktiziert wurde. Und so kam es. Rund 400 Plätze in der Südkurve blieben bei Abpfiff der Partie leer. Dazu protestierten die Fans mit zwei Plakaten. Unten an der Kurve stand: "Ist es das, was ihr wollt?" Und oben drüber, am Mittelrang befestigt: "Klatschpappen kann man kaufen - Stimmung nicht!"
"Da es den aktiven Fans ohnehin aufgrund der geänderten Einlasskontrollen nicht möglich ist, gemeinsam unser Team anzufeuern, haben sich bei einer Abstimmung am Ende der Veranstaltung die anwesenden Fans einstimmig dafür ausgesprochen, beim heutigen Spiel zu zeigen, wie sich die Zerstörung dieser Strukturen in der Südkurve langfristig auf die Stimmung auswirken würde. Eine große Mehrheit der anwesenden Fans sprach sich deshalb dafür aus, die Südkurve heute nicht zu betreten", schreibt die Fan-Vereinigung auf der eigenen Homepage.
Zwar sieht man auf Seiten des "Club Nr. 12" die Sicherheitsbedenken des FC Bayern und der Polizei ein, findet aber auch, "dass es die Vereinsführung aus nicht erklärbaren Gründen versäumt hat, eine Lösung zu finden, die sowohl die Sicherheitsaspekte, wie auch die Interessen der stimmungswilligen Fans, berücksichtigt".
Der klare Vorwurf: "Bei den Fans ist dadurch der Eindruck entstanden, dass die Vereinsführung keinen besonderen Wert auf die in den letzten Jahren in der Südkurve gewachsenen Strukturen legt."
Außerdem sieht der "Club Nr. 12" die Gefahr, dass "nun wieder alte Gräben innerhalb der Fankurve aufbrechen, und man - obwohl alle eigentlich das gleiche wollen - den Frust durch Zwistigkeiten und gegenseitige Schuldzuweisungen innerhalb der Kurve abbaut, statt gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um die Südkurve wieder zu alter Stärke zurückzuführen."
Von Vereinsseite war die neue Reglementierung zuletzt als alternativlos dargestellt worden. "Es ist eine Vorschrift der Polizei, dass die Kapazität auch in diesen Blöcken der Südkurve nicht überschritten werden darf", erklärte Bayerns Mediendirektor Markus Hörwick bereits im September.
"Letztlich ist es eine Sicherheitsfrage. Bei manchen Spielen waren in der Vergangenheit bis zu 400, 500 Leute mehr drin, also rund 25 Prozent. Wir hatten das den Fans seit Monaten angekündigt, dass wir nun kontrollieren müssen. Es dürfen nicht mehr die Fans in den bestimmten Block, die keine Karte dafür haben", so Hörwick damals.