Erklärte Heynckes schon seinen Abschied?

Nach den neuesten Meldungen zu Guardiola erscheint plötzlich das Heynckes-Plädoyer in eigener Sache vom 3. Januar in anderem Licht. Jetzt kommt Schwung in Bayerns Trainerfrage.
von  Patrick Strasser

MÜNCHEN  Die Dynamik, die durch die Meldungen über Pep Guardiola in die Sache gekommen ist, dürfte nicht zu stoppen sein. Der Fernsehsender „Sky Italia“ hatte am späten Montagabend berichtet, der FC Bayern sei sich bereits mit dem Spanier einig.


Und so werden sich die Bayern-Verantwortlichen bald zur Zukunft ihres aktuellen Cheftrainers Jupp Heynckes äußern. Ein erstes Treffen mit dem Bayern-Vorstand wird möglichst zeitnah stattfinden.
Das neue Zeitfenster für eine Entscheidung in der Heynckes-Frage: zwei bis drei Wochen, also vor den wichtigen Spielen in der Champions League beim FC Arsenal (19. Februar) und im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund (27. Februar).


Es kommt also Schwung in die Angelegenheit. Alles andere lenkt ab, diese ständigen Fragen zur Zukunft – es soll ja noch eine erfolgreiche Rückrunde gespielt werden. Zielführend, titeleinfahrend will Heynckes arbeiten. Eine baldige Verkündung seiner Entscheidung dürfte für ihn eine Erleichterung sein, zunehmend genervt, aber höflich-korrekt hatte er zuletzt um ein Ende des Nachbohrens gebeten. Dann wäre das große Fragezeichen aus der Welt – unabhängig vom Nachfolger.


Rückblick: Doha, der 3. Januar, am Mittag nach der Landung. Zwei Einheiten auf katarischem Boden hatte der 67-Jährige im Rahmen des achttägigen Trainingslagers abgehalten, nun sprach er zum ersten Mal im Jahr 2013 zur Presse. So deutlich wie Heynckes in seiner Botschaft über seine Arbeit in der Hinrunde wurde („Der FC Bayern hat solch einen modernen, attraktiven, zeitgemäßen Fußball noch nie gespielt in seiner ganzen Historie“), so unkonkret blieb er in der Frage seiner ganz persönlichen Zukunft über das Vertragsende 30. Juni hinaus. Doch das für seine Verhältnisse ungewohnt flammende Plädoyer in eigener Sache ließ Fragen offen.


Heynckes wollte keine Interpretationen und Spitzfindigkeiten zulassen. „Also kennt Ihre Frau Iris Ihre Entscheidung?“, lautete die Rückfrage eines Reporters. Der Bayern-Trainer präzisierte: „Das habe ich nicht gesagt. Meine Aussage war: Meine Frau und ich haben uns schon darüber unterhalten.“ Sicher ging es um die gemeinsame Lebensplanung in der Weihnachtspause im Hause Heynckes. „Ich habe viel nachgedacht über unseren Fußball in der Weihnachtspause“, sagte Heynckes. Und über seine Zukunft. Dort, am Niederrhein, im beschaulichen Schwalmtal mit 150 Einwohnern. Auf dem Bauernhof mit 5000 Quadratmetern, von Heynckes selbst „Casa de los Gatos“ (Haus der Katzen) genannt, könnte er sich zurückziehen und mit Schäferhund Cando die Spaziergänge in den Wäldern genießen.


Auch wenn er den „großen Spaß“, den er an der täglichen Trainingsarbeit immer noch habe, betonte, erneuerte Heynckes bei seiner Neujahrsansprache den Hinweis, was er leisten müsse. „Der Job als Cheftrainer beim FC Bayern ist wahnsinnig intensiv. Das kostet auch Substanz.“ Eine Verdeutlichung der Schwere der Aufgabe Bayern-Trainer – und zugleich ein Hinweis auf seine Überlegungen? Erklärte er, wenn auch unkonkret, an jenem 3. Januar in Doha doch seinen Abschied?


Drei Titel stehen noch auf dem Spiel, sogar das nie erreichte Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League könnte Heynckes bei seinem dritten Bayern-Engagement dem Verein schenken. Dann ginge er als Triumphator durch das ganz große Tor. Sollte es „nur“ die Schale sein – ein freundlicher Abschied im Mai wäre dem engen Freund von Präsident Uli Hoeneß sicher.
Nach 34 Jahren als Trainer ist die Rente mit 68 in Sicht.

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