Erinnerungen an eine geschmacklose Fan-Aktion vor 20 Jahren
München - Mit Besiktas Istanbul trifft der FC Bayern München mitte Februar im Achtelfinale der Königsklasse auf einen nahezu unbekannten Gegner. Das letzte Aufeinandertreffen der beiden Teams liegt schon über 20 Jahre zurück. In der Saison 1997/98 war Besiktas Istanbul in der Vorrunde der Champions League Gegner der Bayern.
Und obwohl das Duell schon zwei Jahrzehnte zurück liegt, können sich noch viele Fußballfans, vor allem türkische, daran erinnern. Schuld ist aber weniger das sportliche Geschehen beim ersten Spieltag der Champions-League-Saison 1997/98 als vielmehr eine geschmacklose Aktion einiger Bayern-Fans.
Das Gastspiel von Besiktas lockte damals natürlich auch viele türkischstämmige Münchner ins Olympiastadion. Doch von den Bayern-Fans wurden die Besiktas-Anhänger mit Hohn und Spott begrüßt. Einige hundert Bayern-Fans hielten Einkaufstüten des Discounters Aldi hoch, dazu ein Spruchband auf dem stand: "Aldi grüßt Kunden".
Die mehr als fragwürdige Aktion der Bayern-Anhänger sorgte damals tagelang für Schlagzeilen - auch in der Türkei: "Rassismus auf der Tribüne", titelte damals die auflagenstärkste türkische Tageszeitung Hürriyet. In der Türkei war man über die Aktion derart erbost, dass sich der FC Bayern in den dortigen Tageszeitungen mit ganzseitigen Anzeigen entschuldigen musste.
Retourkutsche beim Basketball
Dass über den Aldi-Tüten-Skandal auch nach zwanzig Jahren noch kein Gras gewachsen ist, zeigte sich vor knapp vier Jahren beim Basketball. Beim Euroleague-Spiel zwischen den Bayern-Basketballern und Galatasaray Istanbul kommte es zur Retourkutsche der türkischen Fans. Auch die Galatasaray-Fans halten Aldi-Tüten hoch, dazu der Spruch: "Aldi grüßt Neukunden".
Sind beim Hinspiel in der Allianz Arena auch verächtliche Choreographien gegen die türkischen Gäste zu erwarten?
Wohl eher nicht! Nicht nur, dass sich die Aldi-Witze, die Ende der 90er Jahre in aller Munde waren, schon seit langem überlebt haben. Auch die Fan-Szene hat sich in den letzten 20 Jahren massiv gewandelt. Tonangebend, vor allem bei Choreographien, ist im Bayern Block schon lange die Ultra-Gruppierung "Schickeria München", die sich erst einige Jahre nach dem Aldi-Skandal gründete.
Obwohl man der Schickeria einiges vorwerfen kann, wie beispielsweise mangelhaft klare Distanzierung von Gewalt, als ausländerfeindlich lassen sich die Bayern-Ultras ganz bestimmt nicht bezeichnen.
Ganz im Gegenteil: Immer wieder engagiert sich die Schickeria gegen Rassismus und Homophobie. Sogar der DFB ehrte die Bayern-Ultras im Jahr 2014 mit dem "Julius Hirscher Preis" für ihren Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.
Fremdenfeindliche Ausfälle wie vor 20 Jahren sind von den Bayern-Fans heutzatage also eher nicht zu erwarten.