Erik Meijer im AZ-Interview: "Das ist reinste Qualität bei Mané"
München - AZ-Interview mit Erik Meijer: Der ehemalige niederländische Nationalspieler stand früher unter anderem bei Bayer Leverkusen, dem Hamburger SV und dem FC Liverpool unter Vertrag. Der 52-Jährige arbeitet als Experte für "Sky".
AZ: Herr Meijer, Sie haben selbst in der Saison 1999/2000 für den FC Liverpool gespielt, kennen den Klub und das Umfeld gut. Wie reagiert man bei den Reds auf den Wechsel von Sadio Mané zum FC Bayern?
ERIK MEIJER: Das ist ein super Transfer für Bayern, Mané verkörpert reinste Qualität. Wenn du als Spieler das Gefühl hast, dass es nicht mehr passt und etwas anderes machen willst, hast du heutzutage die Freiheit, das auch umzusetzen. Das ist nun so bei Mané. Liverpool bekommt eine gute Ablösesumme für ihn (32 Millionen Euro fix, bis zu neun Millionen Boni, Anm. d. Red.), und Mané kann sich bei einem neuen Verein beweisen. Das passt.
"Respekt, dass die Verantwortlichen das so hinbekommen haben"
Was bedeutet dieser Transfer für das Image der gesamten Bundesliga?
Es gibt nur einen deutschen Klub, der eine solche Verpflichtung stemmen kann - und das ist der FC Bayern. Respekt, dass die Verantwortlichen das so hinbekommen haben. Mané ist eine Bereicherung für die Bundesliga. Erling Haaland hat Borussia Dortmund verlassen und ist zu Manchester City gewechselt. Dafür kommt jetzt Mané in die Liga - kein schlechter Tausch.
Meijer über Mané: "Ich glaube, dass er gefährlicher ist, wenn er gewisse Freiheiten hat"
Der klassische Ersatz für Robert Lewandowski, der womöglich noch zum FC Barcelona wechselt, ist Mané nicht. Auf welcher Position ist der Senegalese am stärksten?
90 Prozent seiner Spiele bei Liverpool hat Mané als linker Außenstürmer bestritten, mit vielen Freiheiten in der Offensive. Er kann vorne jede Position ausfüllen, hat bei Liverpool auch als Mittelstürmer gespielt, als Roberto Firmino mal länger verletzt war. Mané ist körperlich stark, hält die Bälle gut - man kann ihn also auch ohne Probleme als zentralen Angreifer gut gebrauchen. Ich glaube aber, dass er gefährlicher ist, wenn er gewisse Freiheiten hat und eher über die Seite und aus der Tiefe des Platzes kommt.
Würden Sie Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic ein Kompliment machen, dass er Mané von einem Wechsel zum FC Bayern überzeugt hat?
Auf jeden Fall. Sehr gut, dass er das geschafft hat mit Mané. Und da sieht man auch, dass ein großes Bankkonto sehr gut helfen kann. (lacht)
Meijer über Lewy: "Ich habe keine Ahnung, wie die Geschichte ausgeht"
Das Bankkonto könnte bald noch praller werden, falls sich Lewandowski noch dem FC Barcelona anschließt. Wäre ein Transfer die beste Lösung für alle beteiligten Parteien nach dem Zoff zuletzt?
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie die Geschichte ausgeht. Der öffentliche Streit war natürlich nicht schön, so gehst du nicht miteinander um, wenn du viele erfolgreiche Jahre zusammen hattest.

Ich glaube, wenn die Ablösesumme stimmt (50 Millionen Euro sind im Gespräch, d. Red.), wird Bayern Lewandowski an Barcelona verkaufen. Und wenn die Ablösesumme Bayern nicht zufriedenstellt, wird man Lewandowski eben nicht verkaufen. Dann wird er weiter für den Klub spielen - und nächste Saison wieder 30 Tore in der Bundesliga schießen.
Hält der FC Bayern dank Mané auch Lewandowski?
Ist Bayern aufgrund der Mané-Verpflichtung auch ein Anwärter auf den Triumph in der Champions League kommende Saison - erst recht, wenn der neue Star mit Lewandowski zusammen stürmen würde?
Vielleicht ist genau das ja auch die Hoffnung: Dass man Lewandowski von einer Zukunft in München überzeugen kann, indem man einen Superstar wie Mané unter Vertrag nimmt. Damit zeigt man Lewandowski: Wir helfen dir, wir geben dir einen Topspieler an die Seite und wollen mit dir und Mané zusammen die Champions League gewinnen - also Junge, sei vernünftig und bleib mal schön hier! Das könnte funktionieren, ich bin gespannt.