Er wusste es schon vorher: Kimmich und das Torversprechen
Er kündigt seinen Treffer vor dem Spiel in der Kabine an – und löst das Versprechen nach nur 62 Sekunden ein. "Ein Mann, ein Wort", freut sich Salihamidzic. Gibt er gegen Leipzig wieder den Rechtsverteidiger?
Kurze Haare, kurze Leitung. Ein Schnellchecker eben, der seine Versprechen einhält. Joshua Kimmich, diesmal wieder Rechtsverteidiger, traf in Hannover bereits nach 62 Sekunden zum 1:0 (AZ-Note 2). Es war Bayerns schnellstes Liga-Tor seit dem 7. April 2012, damals hieß der Torschütze Mario Gomez, immer noch aktiv, immer noch treffsicher – nun für den VfB Stuttgart.
Kimmich war neben Spielmacher Thiago Bayerns Bester beim 4:0 in Hannover, außer seinem Führungstreffer bereitete er die Tore von Serge Gnabry (53.) und Robert Lewandowski (62.) vor. Dank viel Freiraum, den er für Vorstöße über die rechte Außenbahn nutzte. Dort kommt er häufiger in die Position zum Flanken oder zu eigenen Abschlussversuchen als in der Sechser-Rolle im defensiven Mittelfeld. Der 23-Jährige kehrte nach drei Partien in der Zentrale nach rechts hinten zurück, weil Rafinha (33) zunächst geschont wurde.
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"1.000 Mal" habe Kimmich schon darüber gesprochen
Kein Problem für Kimmich, den Ultraflexiblen. "So lange war ich von der Position ja auch nicht weg", sagte er hinterher, die Diskussion darüber nervt ihn ein wenig, "1.000 Mal" habe er schon darüber gesprochen. Also bitte, Nummer 1001: "Mir ist es egal, wo ich spiele." Ganz nach Philipp Lahm, dem I., dem König der Überallspieler. Auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic kennt das Leben als Positionsnomade von seiner Karriere. Von vorne rechts bis hinten rechts sowie vorne links bis hinten links spielte der Dauerrenner alles. "Als Rechtsverteidiger hat Josh natürlich mehr Erfahrung. Da hat er einen festen Bewegungsablauf. Ich habe ihm gesagt, dass es nur Kopfsache ist, Einstellungssache. Aber er kriegt das überragend hin", sagte Salihamidzic und lobte den Musterschüler des Kaders: "Er ist ein super Junge, Profi durch und durch." Kimmich spulte in Hannover 11,73 Kilometer ab, brachte 93 Prozent seiner Pässe an den Mann und gewann 80 Prozent seiner Zweikämpfe. Am wichtigsten: sein Führungstreffer. Schließlich sollte sein Versprechen kein leeres bleiben.
Bereits auf der Busfahrt zum Stadion hatte er "ein gutes Gefühl", in der Kabine erzählte er dann Leon Goretzka und Salihamidzic, dass er "heute eins mache". Die simple Begründung: "Ich habe diese Saison noch kein Tor gemacht. Es war an der Zeit." Und der Sportdirektor freute sich über die Einlösung des Versprechens: "Ein Mann, ein Wort." Ein Schuss, ein Tor. Nummer 16 im 147. Pflichtspiel für die Bayern. Fortsetzung soll folgen. Um an Herbstmeister Borussia Dortmund dranzubleiben.
Neun Punkte Abstand - noch ist die Meisterschaft drin
Neun Punkte beträgt der Abstand, "da ist die Tür noch ein bisschen offen", findet Kimmich. Bei mehr wäre die Titelverteidigung "fast unmöglich". Der Schwabe Kimmich kam 2015 von RB Leipzig nach München, machte drei der nun sechs Meisterschaften am Stück mit. "Ich würde immer dran glauben, aber bei mehr als neun Punkte ist es unrealistisch", sagte er in Hannover, "wenn wir nicht noch sechs Punkte holen und Dortmund alles gewinnt, ist es vorbei." Ergo: "Wenn wir den Rückstand noch ein bisschen verkürzen könnten, wäre es super." Am Mittwoch (20.30 Uhr) geht es daheim gegen Leipzig, am Samstag dann nach Frankfurt. Zwei Schlüsselspiele.
Mit Kimmich auf der Sechs oder als Rechtsverteidiger? "Mal schauen, wo es am Mittwoch rangeht", sagt er. Entscheidend dafür wird sein, ob Trainer Niko Kovac mit Thiago als Regisseur plant und Leon Goretzka in der Mannschaft behalten will. Dann würde Kimmich nach hinten rücken. Bleibt Thiago draußen und Kovac setzt auf die Elf, die vor dem Hannover-Spiel drei Mal hintereinander von Beginn an auflief, darf Kimmich in der Zentrale ran. Was er ja lieber macht. Hat er zwar noch nicht 1.000 Mal gesagt, hin und wieder ganz vorsichtig, aber gedacht hat er es wohl jedes Mal.
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