Er war schon komplett abgeschrieben: Plötzlich dreht Bayern-Star Gnabry so richtig auf
München - Unter Neu-Trainer Vincent Kompany spielt der FC Bayern zu Beginn dieser Saison den spektakulärsten Offensivfußball seit Jahren. Neuzugang Michael Olise hat beim Rekordmeister voll eingeschlagen und harmoniert hervorragend mit Jamal Musiala, der seine Top-Form von der EM konservieren konnte. Im Sturmzentrum überragt, wie schon in der vergangenen Saison, Harry Kane, der nach sechs Pflichtspielen bereits auf zehn Treffer und fünf Vorlagen kommt.
Über einen Mann wird in den ersten Wochen dieser Saison hingegen nicht allzu viel gesprochen, dabei nimmt er aktuell in der Bayern-Offensive ebenfalls eine wichtige Rolle ein: Serge Gnabry. Der 29-Jährige zeigt sich derzeit in herausragender Verfassung und gehört unter Kompany zum Stammpersonal. In fünf von sechs Pflichtspielen stand Gnabry von Beginn an auf dem Platz, erzielte zwei Tore und bereitete zwei Treffer vor.
Nur 20 Einsätze: Gnabry hat eine Saison zum Vergessen hinter sich
Dass Gnabry bei den Bayern tatsächlich nochmal eine derart wichtige Rolle einnehmen würde, war bis vor wenigen Wochen überhaupt nicht abzusehen. Der 29-Jährige hat eine Saison zum Vergessen hinter sich und kam aufgrund schwerer Verletzungen wettbewerbsübergreifend nur auf 20 Pflichtspiele. Kurz vor Saisonende zog er sich zu allem Überfluss noch einen Muskelbündelriss zu, der die ohnehin schon überschaubaren Chancen auf eine Teilnahme bei der Heim-EM endgültig zunichtemachte.
Im Sommer war Gnabry, immerhin 45-maliger Nationalspieler und einer der Sextuple-Helden von 2020, an einem Knackpunkt in seiner Karriere angekommen. Bei den Bayern war nach der ersten titellosen Saison nach mehr als einem Jahrzehnt ein Umbruch geplant, Gnabry zählte zu den Spielern, die der Verein hätte ziehen lassen.
Für Serge Gnabry war ein Bayern-Abgang nie eine Option
Ersatz hatte man auch schon im Visier. Im Sommer zeigten die Bosse um Sportvorstand Max Eberl großes Interesse an Xavi Simons und Désiré Doué, doch beide Transfers ließen sich nicht umsetzen. Der niederländische EM-Star Simons wechselte stattdessen erneut auf Leihbasis zu RB Leipzig, Olympia-Silbermedaillengewinner Doué zog es zu Paris Saint-Germain. Auch deshalb behielt Gnabry seinen Kaderplatz bei den Bayern.
Für ihn war ein Wechsel ohnehin nie eine Option. "Ich kann nur für mich sprechen: Ich will wieder in Form kommen und so performen, wie man das von mir gewohnt ist. Ich habe noch zwei Jahre Vertrag, es gibt keinen Druck", sagte er vor der Saisonvorbereitung. Schon bei den Testspielen im Sommer zeigte der 29-Jährige starke Leistungen und arbeitete sich in der Flügel-Hierarchie beim Rekordmeister nach oben.
FC Bayern: Gnabry und Olise sind aktuell auf den Flügeln gesetzt
Aktuell hat er seinen Platz auf Linksaußen sicher und bildet gemeinsam mit Olise eine spielstarke und torgefährliche Flügelzange. Top-Talent Mathys Tel und Kingsley Coman, im Sommer ebenfalls einer der Verkaufskandidaten, müssen sich hinten anstellen. Selbiges gilt für Leroy Sané, der nach seiner Leistenoperation die komplette Vorbereitung verpasst und erst vergangene Woche gegen Dinamo Zagreb sein Saisondebüt gefeiert hat.
Lothar Matthäus: "Serge Gnabry ist wieder aufgeblüht"
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus zeigt sich beeindruckt von der Entwicklung des eigentlich schon abgeschriebenen Angreifers. "Serge Gnabry ist wieder aufgeblüht", sagte Matthäus nach dem jüngsten 5:0-Sieg über Werder Bremen. Ein Grund für die starken Leistungen Gnabrys sei Trainer Kompany, der "klug gehandelt" habe, indem er den Spieler – anders als seine Vorgänger – nicht öffentlich kritisiert hat.
Ob Gnabry seine Form konservieren kann, wird auch davon abhängen, ob er endlich verletzungsfrei bleibt. In den vergangenen Jahren wurde der gebürtige Stuttgarter regelmäßig von mehr oder weniger schweren Blessuren ausgebremst. Bleibt er gesund, könnte auf eine Saison zum Vergessen tatsächlich eine Saison zum Erinnern folgen. Wer hätte damit noch vor wenigen Wochen gerechnet?
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