"Er muss sich beherrschen"

Die Bayern sind sich uneins über die Rote Karte für Ribéry. Heynckes rüffelt den Franzosen, Schweinsteiger sah eine Provokation durch Koo – und Rummenigge fordert sogar einen Freispruch.
AUGSBURG Der Sünder kam und ging in hochgekrempelten Hosenbeinen. Ohne Worte marschierte Franck Ribéry nach der letzten Schicht des Jahres von der Kabine Richtung Bayern-Bus, den Trainingsanzug nicht gerade schulmäßig am Profi-Körper.
Auch kurz nach der Halbzeitpause hatte sich der Bayern-Star nicht ordnungsgemäß verhalten. Eine Rangelei mit dem Augsburger Ja-Cheol Koo führte zu einem Wortduell, in dessen Verlauf beide Spieler handgreiflich wurden, zunächst der Augsburger, dann der Münchner. Letzterer langte dem Anderen etwas heftiger mit der flachen Hand durchs Gesicht, was Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer kaum eine Wahl ließ: Rote Karte für Ribéry. Koo, der Provokateur, kam dagegen mit einer gelben davon. Ribérys Mannschaftskamerad Bastian Schweinsteiger mahnte: „Das darf Franck nicht passieren. Er muss sich da beherrschen. Aber solche Situationen gehen häufig vom provozierenden Spieler aus – das war Koo.“
Bayern-Coach Jupp Heynckes sah die Situation an der Außenlinie ganz ähnlich: „So einem Klasse-Spieler darf das nicht passieren. Der muss so was cool wegstecken und zur Tagesordnung übergehen. Die Rote Karte ist vertretbar. Da gibt es gar nichts zu diskutieren.“
Nichts zu diskutieren? Da kennt Heynckes seine Pappenheimer aber schlecht. Sportvorstand Matthias Sammer meinte: „Für mich war das keine Rote. Oder wenn, dann ein bisschen für beide.“ Ein bisschen Rote Karte? Hm. Sammer argumentierte weiter: „Das Ziel des Gegenspielers war von der ersten Sekunde an erkennbar. Dass es letztlich erreicht wurde, müssen wir uns ankreiden.“ gerade so schön in Fahrt, haderte Sammer weiter mit Schiedsrichter Kinhöfers Leistung: ein nicht gegebenes Tor, der unberechtigte Platzverweis und all die nicht geahndeten taktischen Fouls in der zweiten Halbzeit - „das war so ein bisschen wie Weihnachten“, für die Gastgeber, meinte Sammer.
Auch Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge ließ kaum ein gutes Haar am Unparteiischen: „Er war DAS Problem. Wenn es zur Halbzeit 2:0 steht, ist das Spiel gelaufen. Das ist nicht einfach, wenn man zu zehnt gegen zwölf spielt. Er hat ein klares Tor nicht gegeben und eine Rote, die keine war. Mit seinen Karten, die er heute gegeben hat, kann er sich vielleicht seinen Weihnachtsbaum behängen - und ganz obendrauf die Rote!“
Und was ist mit dem Sünder? Den nahm Rummenigge in Schutz: „Ich bin überhaupt nicht sauer auf Ribéry. Wenn, dann auf den Schiedsrichter.“ Eine längere Sperre für den unbeherrschten Franzosen befürchtet der Bayern-Boss nicht und spielte auf den letztlich nicht gesperrten Rotsünder Marcel Schmelzer an: „Genauso wie es die Lex Dortmund gab, hoffe ich, dass der DFB einsieht, dass das keine Rote Karte war. Ich erwarte vom DFB gleiches Recht für alle.“