Endspurt im Transferfenster: Der FC Bayern könnte es erneut krachen lassen

München - Der Deadline-Day steht kurz bevor. Am Freitag schließt das Transferfenster in Europas Top-Ligen. Nachdem der Abschied von Benjamin Pavard am späten Mittwochabend offiziell verkündet wurde und in Ryan Gravenberch noch ein weiterer Bayern-Star vor einem Abgang steht, richten sich die Blicke vor allem auf die Zugangsseite. Bekommt Thomas Tuchel noch seine gewünschte Holding-Six? Und wer schließt die Pavard-Lücke in der Münchner Abwehr? Diese beiden Fragen werden die Geschehnisse in den kommenden Stunden dominieren.
Bayern lässt die Muskeln spielen und plündert das "Festgeldkonto"
Die Begriffe Festgeldkonto und Uli Hoeneß stehen in einer ähnlichen Verbindung wie der FC Bayern und das "Mia san mia". Es sind Inbegriffe für das solide wirtschaftliche Arbeiten des deutschen Rekordmeisters über Jahrzehnte hinweg. In diesem Sommer muss das so oft angepriesene Festgeldkonto aber in einer Dimension leiden, wie es das noch nie beim FC Bayern gab.
Die sportlichen Ziele beim Rekordmeister sind immer hoch gesteckt, nach einer chaotischen Saison mit nur einem Titel und den Entlassungen von Julian Nagelsmann, Hasan Salihamdzic und Oliver Kahn bläst der deutsche Rekordmeister zur großen Jagd zurück an Europas Thron. Und lässt sich dies ordentlich kosten.
Wie weit gehen die Münchner?
Nie zuvor hat der FC Bayern so viel Geld ausgegeben, wie bereits in diesem Transferfenster (bisher 155 Mio.) - und das ist noch nicht zu Ende. Etwas mehr als ein Tag verbleibt, bis das Transferpokerspiel in den europäischen Ligen ein Ende haben wird. Freitag um 18 Uhr ist Schluss - bis zu diesem Zeitpunkt wollen die Münchner aber dem Vernehmen nach noch einmal kräftig zuschlagen.
Gesucht wird neben einem Pavard-Ersatz für die Defensivabteilung des FC Bayern die von Bayerns Trainer Tuchel gewünschte "Holding Six". Wie sehr sich der 50-Jährige nach diesem Spielertypen sehnt, ist allseits bekannt. Dennoch sah sich der gebürtige Krumbacher am vergangenen Wochenende dazu gezwungen noch einmal einen Fingerzeig in Richtung der FCB-Chefetage zu richten. "Wir haben drei sehr ähnliche Spielertypen, die mobil sind, die gerne auf die Acht gehen, die gerne Box-to-Box spielen würden", erklärt Thomas Tuchel mit Blick auf seine Mittelfeldakteure Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Konrad Laimer, die jedoch alle nicht dem Spielertypen entsprechen, den Tuchel als elementar für seine Spielweise sieht.
Eine Sechser-Kante vom Format Javi Martínez soll her, einer vom Kaliber Declan Rice, der den Münchner jedoch zu teuer war und stattdessen zum FC Arsenal wechselte. Der Wunsch nach eben genau diesem Spielertypen ist jedoch nach wie vor vorhanden.
Mehrere Kandidaten gehandelt: Ein Portugiese wohl die Wunschlösung
Auch aufgrund der klaren Aufforderung vom vergangenen Wochenende werden einige Namen heiß diskutiert. Leicester Citys Wilfred Ndidi, der in den vergangenen Tagen mit einem Wechsel an die Isar in Verbindung gebracht wurde, wird es trotz bereits geführten Gesprächen nicht. Das bestätigte dessen Berater Franjo Vrankovic gegenüber dem "Kicker". "Es gab sehr gute Gespräche mit den Verantwortlichen des FC Bayern. Am Ende aber gab es die Entscheidung, dass Wilfried nicht die Holding-Six bei Bayern München wird", so der Berater des Nigerianers. Stattdessen zieht es Ndidi laut Transferexperte Fabrizio Romano zu Premier-League-Klub Nottingham Forest.
Neben Ndidi wurde auch die Namen Eric Dier (Tottenham Hotspur) und Scott McTominay (Manchester United) in Verbindung mit dem deutschen Rekordmeister gebracht. Wie "Sky" erfahren hat, spielt Letzterer keine Rolle in den Gedankenspielen der Münchner. Auch Dier soll dem Vernehmen nach nur als Alternative im Auge behalten werden, falls Bayerns Wunschlösung für einen späten Transferkracher platzen sollte.

Wie viel ist der FC Bayern bereit für Palhinha zu bezahlen?
Und diese Wunschlösung heißt Joao Palhinha. Wie "Sport1" berichtet, soll dieser auch bereits seinen Wechselwunsch bei seinem aktuellen Arbeitgeber - dem FC Fulham - hinterlegt haben, doch dieser zögert noch. Laut "Bild" ist der FC Bayern bereit, 60 Millionen Euro für den 28-Jährigen auf den Tisch zu legen. Nicht genug, wenn es nach den Verantwortlichen des FC Fulham geht. Die Cottagers fordern laut "Bild" zwischen 80 und 90 Millionen Euro.
Viel Geld für den FC Bayern, der in diesem Transferfenster bereits für Harry Kane an seine finanzielle Grenzen ging. Muss der FC Bayern also ein zweites Mal eine Summe nahe der 100-Millionen-Marke in Richtung England überweisen? Und will das der Serienmeister der Bundesliga?
Gravenberch-Verkauf könnte Geld in die Tasche spülen

Um einen Transfer dieser Größenordnung zu stemmen, benötigt es auf der Gegenseite Einnahmen. Hier könnte ein aktueller Mittelfeldmann des FC Bayern Abhilfe schaffen, der in den Planungen von Tuchel keine Rolle mehr spielt. Die Rede ist von Ryan Gravenberch. Der Niederländer kommt unter Thomas Tuchel nach wie vor nicht zum Zug und soll sich Berichten des englischen "Mirror" zufolge mit dem FC Liverpool bereits über einen Wechsel einig sein. Lediglich die Vereine müssen sich noch auf eine Ablösesumme einigen. Der deutsche Rekordmeister fordert um die 30 Millionen Euro für Ryan Gravenberch, der erst im vergangenen Sommer für 20 Millionen in die bayerische Landeshauptstadt gewechselt ist.
Auch ein Pavard-Ersatz muss her
Doch selbst wenn es der FC Bayern schaffen sollte, die Baustelle im Mittelfeld zu schließen, bliebe da noch die Lücke, die Benjamin Pavard nach seinem Abgang zu Inter Mailand hinterlassen hat. Nachdem auch Josip Stanisic den Verein auf Leihbasis in Richtung Bayer Leverkusen verlassen hat, bleiben in der Defensivabteilung des FC Bayern nur noch sechs etablierte Verteidiger. Neben den zuletzt in der Startelf gestandenen Noussair Mazraoui, Dayot Upamecano, Kim Min-jae und Alphonso Davies stünde lediglich Matthijs de Ligt und der aktuell verletzte Raphael Guerreiro als gelernte Verteidiger zur Verfügung.
Auch deswegen hat der FC Bayern seine Fühler ausgefahren und wohl Chelseas Defensivmann Trevoh Chalobah als Pavard-Nachfolger auserkoren. Das berichtet die "Bild". Der 24-jährige Engländer kann - wie Pavard - sowohl auf der rechten Verteidigungsseite, als auch in der Innenverteidigung auflaufen und würde so den abgewanderten Franzosen adäquat ersetzen.
Die Uhr tickt - Rekordsommer steht bevor!
Sollte der FC Bayern also tatsächlich Palhinha und Chalobah aus der Premier League in die Bundesliga holen und Ryan Gravenberch im Gegenzug auf die Insel schicken, wird der FC Bayern noch einmal an der bisherigen Transferbilanz drehen und den Rekordsommer weiterhin vorantreiben. Kalkuliert man für beide Wunschspieler die kolportierten Ablösesummen von 50 Millionen (Chalobah) und 90 Millionen (Palhinha) ein und rechnet damit, dass Jürgen Klopp den Forderungen der Bayern nachkommt und eine Ablösesumme von 30 Millionen für Gravenberch nach München überweist, macht das ein weiteres Minus von 110 Millionen Euro für den FC Bayern.
Damit stünde der FC Bayern bei Transferausgaben von etwa 295 Millionen Euro - alleine 230 Millionen davon gingen in die Premier League. Für die sechs Bayern-Abgänge (Ryan Gravenberch mit einbezogen) spült es 163 Millionen in die Taschen der Münchner, wodurch man trotz dessen bei einem Rekord-Minus von 132 Millionen Euro liegen würde und den bisherigen Negativrekord aus dem Transfersommer 2019 (-85,5 Mio.) toppen würde.
Es bleibt abzuwarten, ob der FC Bayern wirklich bei beiden Personalien zuschlagen wird, aber eines ist sicher: Der FC Bayern investiert in diesem Sommer einiges, um Thomas Tuchel eine schlagfertige Truppe für die kommende Saison zu liefern, die dann - bei diesen Summen selbstverständlich - wieder um alle Titel mitspielen soll.