Endlich wieder oben! Bayern schlägt Hoffenheim
MÜNCHEN - Gelungener Start des Rekordmeisters in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga. Demichelis und Klose treffen. Nach dem 2:0 gegen Hoffenheim ist der FC Bayern erster Tabellenführer 2010 – für mehr als einen Tag?
Guten Morgen, Tabellenführer! Es war eine gute Nacht für die Bayern. Sie haben die Nacht ganz oben verbracht, im seligen Schlaf womöglich vom Titel geträumt. Die Fans sind sich nach dem 2:0 am Freitagabend zum Rückrunden-Opening in der Allianz Arena gegen die TSG Hoffenheim sowieso sicher was in vier Monaten - bei etwas angenehmeren Temperaturen - feststehen wird: „Deutscher Meister wird nur der FCB!"
Sie haben es geschafft, den angekündigten One-Night-Stand an der Spitze der Liga durchgezogen. Am Samstag wird sich zeigen, ob aus dem Seitensprung nach oben etwas Dauerhaftes wird - je nachdem wie Titel-Nebenbuhler Bayer Leverkusen gegen Mainz spielt. Und fürs Gemüt war's auch gut. „Dann können sie nicht mehr schreiben, dass wir schon so lange nicht mehr da oben waren“, hatte Trainer Louis van Gaal vor dem Start 2010 gesagt. Das wäre hiermit ad acta gelegt. Auch wenn's womöglich nur ein Stundenglück ist.
Die Bayern haben so gespielt als habe es die vierwöchige Winterpause nicht gegeben. Vier Siege in Serie vor Weihnachten, nun musste Hoffenheim dran glauben. "In der ersten Halbzeit haben wir nicht gut gespielt, aber in der zweiten Halbzeit haben wir gut gespielt“, analysierte van Gaal, „aber wir haben die Tore nicht geschossen – aber 2:0 ist auch gut.“ Wohl wahr. Der am Ende souveräne Sieg, auch da lag der Cheftrainer richtig, kam tatsächlich etwas umständlich zustande.
Zunächste musste Verteidiger Martin Demichelis das Führungstor erzielen (35.). Später durfte dann der für Ivica Olic eingewechselte Miroslav Klose seine fast endlos währende Torflaute mit einem Abstaubertreffer zum 2:0 beenden (86.). „Endlich mein erstes Tor! Das freut mich natürlich“, sagte der glücklicheNationalstürmer und fügte hinzu: „Ganz glauben kann ich’s noch nicht!“
Dazwischen wurden weitere Chancen verstümpert – vor allem bei Kontern rund um die 60. Minute. Gomez köpfte völlig frei Hildebrand an (58.), Müller vergab (66.) ebenso wie Robben (68.). Es war ein Arbeitssieg des Mittelfelds. Bei Hoffenheim fehlte das kreative Herz - Luiz Gustavo gesperrt, Carlos Eduardo und Weis verletzt, Obasi ist beim Afrika-Cup. Dennoch spielten die Blauen nicht zurückhaltend. So wurde es meist nur laut, wenn Robben und Olic Konter-Attacken starteten. Meist Rohrkrepierer.
Spiele zwischen den beiden Teams waren immer eng – bisher gab’s zwei Remis und einen knappen Bayern-Sieg. In den Strafraum kamen beide kaum. Aus der Ferne wurde es probiert: Ibisevic brachte Butt in Verlegenheit (28.), Schweinsteigers Weitschuss TSG-Keeper Hildebrand kaum. So fiel das 1:0 völlig überraschend. Nach Schweinsteigers Flanke und der Vorlage von Simunic grätschte Demichelis den Ball über die Linie. Das erste Tor 2010 - und schon waren die Bayern Tabellenführer.
Ob Bayern nun Meister wird? „Das ist abzuwarten, Leverkusen hat die konstanteste Runde gespielt, die konstanteste Leistung gebracht", sagte Franz Beckenbauer vor Anpfiff, „Bayern war in der Vorrunde sehr durchwachsen, ich denke, Leverkusen hat momentan einen Vorteil.“ Nur: Wie lange noch?
Die Harte-Männer-Wertung gewannen übrigens klar van Bommel, van Buyten, Schweinsteiger und Olic – in Kurzarmtrikots. Beim Fröstelranking ganz oben: Arjen Robben, der neben Handschuhen eine lange Unterhose trug.
Ein Signal wollten sie setzen, laut van Gaal „ein bisschen Angst verbreiten“. Das ist geglückt.
Patrick Strasser