EM-Watschn für Bayern-Star: Hoeneß und Boateng werden wohl keine Freunde mehr

Duisburg - Der Aufschwung der deutschen Nationalmannschaft zum Start ins EM-Jahr hat am Mittwochabend ein abruptes Ende erlebt. Für das Team von Bundestrainer Joachim Löw setzte es ein blamables 1:2 gegen Nordmazedonien - den 65. der Fifa-Weltrangliste. Insbesondere in der Defensive offenbarte die DFB-Elf, die anders als bei den beiden Siegen gegen Island (3:0) und in Rumänien (1:0) in einer Fünferkette auflief, offensichtliche Schwächen.
Dies sah auch Uli Hoeneß, der in seinem dritten und vorerst letzten Einsatz als RTL-Experte die erste Niederlage analysieren musste. "Wir waren in der Mitte sehr offen, der Torschütze war bis zum Fünfmeterraum völlig frei. Da stimmt etwas nicht", kritisierte der Bayern-Patron: "Ich verstehe es nicht, dass man ohne Not ein erfolgreiches System ändert. Ich hätte gerade in der Abwehr, die eingespielt sein muss, nicht alles durcheinandergebracht."

Hoeneß über Boateng: "Würde ihn nicht mitnehmen"
Freilich kam nach der Blamage gegen Nordmazedonien auch wieder die Rückkehrer-Debatte auf. Thomas Müller würde Hoeneß selbstredend zur EM in diesem Sommer mitnehmen, den Dortmunder Mats Hummels ebenfalls. Bemerkenswert: Jérôme Boateng, einer der Stammspieler in der vergangenen Triple-Saison und auch in dieser Spielzeit unter Trainer Hansi Flick beim FC Bayern gesetzt, würde Hoeneß im Sommer daheim lassen.
"Ich würde ihn nicht mitnehmen", sagte der langjährige Bayern-Macher etwas schmallippig. Mit einem möglichen Rückkehrer Hummels, Niklas Süle und Antonio Rüdiger, "der mir ganz gut gefällt, haben wir ja genug gute Abwehrspieler", sagte der RTL-Experte. Hummels sollte Bundestrainer Joachim Löw aber ebenso bei der EM berücksichtigen wie Müller. "Er ist ein kopfballstarker Spieler, hat große Erfahrung und kann der Mannschaft auf jeden Fall was geben", sagte Hoeneß. Boateng traut er das offenbar nicht zu.
"Fremdkörper": Als Hoeneß Boateng bei der Double-Feier abwatschte
Es ist nicht die erste Watschn des Bayern-Patrons für den Triple-Sieger von 2013 und 2020. Im Sommer 2019 legte Hoeneß Boateng inmitten der Meisterfeier im Rathaus öffentlichkeitswirksam einen Abgang aus München ans Herz. "Ich würde ihm als Freund empfehlen, den Verein zu verlassen. Er braucht eine neue Herausforderung, er wirkt wie ein Fremdkörper", sagte Hoeneß damals.
Harte Worte, die aufgrund von Boatengs festgefahrener Situation als Reservist aber durchaus nachvollziehbar waren. Mittlerweile hat sich der 32-Jährige aber längst wieder stabilisiert, seit der Amtsübernahme von Hansi Flick vor eineinhalb Jahren ist er beim Rekordmeister wieder eine feste Größe. Sein zum Saisonende auslaufender Vertrag wird aller Voraussicht nach aber trotzdem nicht verlängert.
Doch Boateng ist nicht der einzige prominente Spieler, den Hoeneß im Sommer zu Hause lassen würde. Verzichten könne Löw demnach auch auf Marco Reus, Julian Brandt, Julian Draxler, Robin Gosens oder Amin Younes. Reus und Brandt hätten "nicht bewiesen, dass sie Spiele entscheiden können", monierte er. Draxler sei "in Paris nicht weitergekommen und kann der Mannschaft keine entscheidenden Impulse geben".
Hoeneß: Löw soll Musiala zur EM mitnehmen
Gosens habe ihn bei der Peinlich-Pleite am Mittwochabend "nicht überzeugt, das ist für mich ein Spieler, der nicht unbedingt gebraucht wird", ergänzte der frühere Bayern-Patron. Und Younes spiele zwar in Frankfurt gut, doch ob er der DFB-Elf wirklich helfen könne, "wage ich zu bezweifeln".
"Auf jeden Fall mitnehmen" würde Hoeneß dafür Bayerns Supertalent Jamal Musiala, ebenso wie Leverkusens Offensiv-Juwel Florian Wirtz: "Bei einem Turnier kann man reinschnuppern in die große weite Welt des Fußballs. Die müssen jetzt noch nicht spielen, die müssen in Katar oder spätestens bei der EM 24 so weit sein."