EM-Nominierung: Verrückte Aktion von FC-Bayern-Star Thomas Müller

München - In der Tagesschau. In der Tagesschau??? Ja. Schau's dir mal auf YouTube an.
So oder so ähnlich verliefen seit Sonntagabend und über den Montag zahlreiche Gespräche von Fußballfans. Und nicht nur die waren überrascht, manche geschockt. Nicht von der Nachricht, dass der Dortmunder Fußball-Profi Nico Schlotterbeck von Bundestrainer Julian Nagelsmann für den EM-Kader der Nationalmannschaft berufen wurde. Nein, der Innenverteidiger hat sich das durch gute, bis sehr gute Leistungen in der Ausübung seines Berufes zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten verdient. Und damit die Rückkehr nach einem Dreivierteljahr DFB-Abwesenheit.
Die Botschaft, der Inhalt steht im Zentrum. Aber der (Ab-)Sender? Im ersten Reflex vermuteten Zuschauer die Rückkehr von Stefan Raab, einen klassischen Böhmermann-Scoop oder eine neue Episode von "Verstehen Sie Spaß?"
Nico Schlotterbeck und Jonathan Tah sind bereits für die EM nominiert
Die Tagesschau gilt als Flaggschiff der ARD. Das Leitmedium des Ersten mutierte zum Medium light, weil es der Verführung nicht widerstehen konnte, eine – nun ja – Nachricht als Pionier zu präsentieren. Sprecher Jens Riewa sagte im zweiten Satz zur Nominierungsnews wörtlich: "Das erfuhr die Tagesschau aus DFB-Kreisen." Wenn das so weitergeht, moderiert bald der Journalist Fabrizio Romano den Sportblock der Tagesthemen. Okay, ein Insidergag. Der Italiener hat sich in den sozialen Netzwerken auf das Transfergebahren der Branche und deren Gerüchte bzw. Vollzug spezialisiert.
Schlotterbeck war erst der Anfang, am Montag folgte Jonathan Tah von Bayer Leverkusen, allerdings in einer charmanteren Präsentation auf Instagram. Im Mittelpunkt eines witzigen Videos: Die 93 Jahre alte Seniorin "Oma Lotti" sowie Pfleger und TikToker Rashid Hamid, Geschäftsführer einer Pflege-Firma.
Lotti überbrachte die Nachricht in einem Deutschland-Trikot mit ihrem Schriftzug und der Nummer 93. Hamid zu Lotti: "Da ist ein Bild von dem Herrn drauf, der für die deutsche Nationalmannschaft spielen darf." Ihre Antwort: "Das bist Du!" Süße Pointe.
EM-Hammer: FC-Bayern-Juwel Aleksandar Pavlovic für die EM nominiert
In der TV-Sendung "RTL Exclusiv" wurde von Moderatorin Frauke Ludowig am Montagmontag auch der erste Spieler des FC Bayern bekannt gegeben, der es in das EM-Aufgebot geschafft: Supertalent Aleksandar Pavlovic hat es tatsächlich geschafft. Für den 20-Jährigen, der bisher noch kein Länderspiel bestritten hat, aber in dieser Saison mit starken Leistungen beim Rekordmeister auf sich aufmerksam machte, ist es der krönende Abschluss einer persönlichen Fabelsaison.
Für seinen Verein kam Pavlovic in der aktuellen Spielzeit auf 18 Einsätze in der Bundesliga und drei in der Champions League. Neben größtenteils überzeugenden Leistungen konnte sich der defensive Mittelfeldmann zudem zweimal in die Torschützenliste eintragen. Der Lohn: Bereits im März wurde der gebürtige Münchner für die Testspiele der Nationalmannschaft gegen Frankreich und die Niederlande nominiert – musste jedoch aufgrund einer Erkrankung passen. Nun könnte bei der EM auch im DFB-Dress die Stunde des Senkrechtstarters schlagen.
Anlauf Nummer vier: Auch FC-Bayern-Keeper Manuel Neuer bei der EM 2024 dabei
Neben Youngster Aleksandar Pavlovic hat es auch ein Routinier des FC Bayern in den EM-Kader geschafft: Manuel Neuer soll den Kasten der Mannschaft beim Turnier im eigenen Land sauber halten. Verkündet hatte die Nominierung die Influencerin und Dachdeckerin Chiara auf ihrem Instagram-Kanal.
Nach 2012, 2016 und 2021 (jeweils als Nummer 1) geht Manuel Neuer nun in seine vierte Europameisterschaft, die er für das DFB-Team spielen wird. Für den 117-maligen Nationalspieler und früheren Kapitän der DFB-Elf ist der EM-Pokal der einzige, der noch in seiner persönlichen Titelsammlung fehlt.
Sané bekommt EM-Ticket in Kunsthalle
Am Dienstag durfte sich dann auch Leroy Sané über die Nominierung in den vorläufigen EM-Kader freuen. In der Frankfurter Kunsthalle Schirn wurde ein Porträt von Leroy Sané präsentiert. Trotz Rot-Sperre, die erst im letzten Testspiel vor dem EM-Start abläuft, und einer aktuell plagenden Schambeinentzündung wird der Bayern-Star beim Heimturnier dabei sein.
Zudem erhielten am Dienstag auch BVB-Stürmer Niclas Füllkrug, Stuttgarts Shootingstars Chris Führich und Maximilian Mittelstädt, Frankfurt-Innenverteidiger Robin Koch sowie Arsenals Kai Havertz ihre EM-Tickets.
Auch Joshua Kimmich bei der EM dabei
Am Mittwoch durften sich zunächst Leverkusens Robert Andrich sowie Pascal Groß von Brighton & Hove Albion über die Nominierung für das EM-Aufgebot freuen.
Dann bekam Bayern-Star Joshua Kimmich beim EM-Nominierungsmarathon das nächste Ticket für den Kader. Der Rechtsverteidiger wurde am Mittwochvormittag von Schauspieler Wolfgang Bahro alias Jo Gerner am Set der Serie "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" für das Heimturnier nominiert. Kimmich ist seit vielen Jahren als Fan der Kult-Sendung bekannt.
Thomas Müller verkündet EM-Teilnahme selbst
Auch Antonio Rüdiger (Real Madrid), Kapitän Ilkay Gündogan (FC Barcelona), Deniz Undav (VfB Stuttgart), Florian Wirtz (Bayer Leverkusen) und David Raum (RB Leipzig) erhielten am Mittwoch von Nagelsmann ein EM-Ticket. Ehe Bayerns Offensiv-Routinier Thomas Müller kurzerhand selbst die frohe Botschaft verkündete.
In einem Video auf seiner Instagram-Seite, das ihn unter anderem bei einem Kunstschuss im neuen deutschen Nationaltrikot in der Allianz Arena zeigt, bekräftigte der Routinier von Bayern München: Auch ich fahre zur EURO. "Kick it like Müller", schrieb der 34-Jährige dazu.
Ist das also ein weiterer Kanal, mit dem der Deutsche Fußball-Bund einen seiner Spieler für das Heim-Turnier verkündet? Offenbar nicht! Auf Anfrage teilte der DFB mit, dies sei keine offizielle Aktion des Verbandes, sondern Müllers Eigenwerk. Da hat sich der Bayern-Schelm offenbar einen kleinen Scherz erlaubt. Dennoch: Müller gilt als sicherer Kader-Kandidat für die EM.
Die Nagelsmann'sche Schnitzeljagd hat Fahrt aufgenommen
Weitere Nominierungen sollen in den kommenden Tagen bis Donnerstag tröpfchenweise folgen. Medien, Prominente, Influencer und Fans werden die Hauptrolle spielen. Man darf gespannt sein – und ist es schon (zumindest der Autor). Eine gelungene Aktion? Geschmackssache. Neue Wege braucht das Fußballland. Die offizielle Bekanntgabe des gesamten Aufgebots findet am Donnerstag ab 13 Uhr bei DFB-Generalsponsor VW in Berlin statt.

8 Kaderplätze sind also noch frei. Laut Uefa-Beschluss darf jeder Verband maximal 26 Spieler nominieren, muss aber nicht. 23 reichen auch, was den Konkurrenzkampf und fällige Prämien reduzieren, die persönliche Bewegungsfreiheit eines Spielers in der Dusche vergrößern würde. Das fröhliche Rätselraten geht nun Tag für Tag bis Donnerstagmittag weiter, die Nagelsmann'sche Schnitzeljagd hat Fahrt aufgenommen.
Die Salami-Taktik von Julian Nagelsmann hat auch Schattenseiten
Bleibt die Frage: Schmeckt den Spielern, insbesondere den Wackelkandidaten, die revolutionäre Art der Salami-Nominierung oder ist diese bei Härtefällen zu pikant?
Wann etwa erfährt Leon Goretzka, ob er dabei ist oder nicht? Die Vorab-Nominierung von Pavlovic für die EM ist ein Schlag ins Gesicht für den 29-Jährigen. Womöglich wurde er schon informiert, dass er es nicht in den Kader schafft. Wie die "Sport Bild" berichtet, hat sich der Bundestrainer gegen den Bayern-Star entschieden.
Der Mittelfeldspieler des FC Bayern war bei der Renaissance des DFB-Teams Ende März nicht an Bord als die zuvor so schwächelnde und oft gedemütigte Nationalelf in Frankreich mit 2:0 und gegen die Niederlande mit 2:1 gewann. Der Kickstart für die lange herbeigesehnte EM-Euphorie wurde plötzlich doch herbeigespielt.
Mit Rückkehrer Toni Kroos, ohne Goretzka. Er habe "in den letzten Monaten alles in meiner Macht Stehende versucht, mich von meiner besten Seite zu zeigen", sagte der 29-Jährige, Torschütze beim 2:0 der Bayern am Sonntagabend gegen den VfL Wolfsburg. Goretzka weiter: "Natürlich hoffe ich. Es ist mein ganz großes Ziel, mein Traum, eine EM im eigenen Land zu spielen." Seine Chancen stehen nicht so besonders gut. Die Zeit läuft. TikTok, TikTok.