Elf Beckers müsst ihr sein

„Nie ausruhen, nie zurückstecken, nie aufgeben”: Diese Tugenden der Tennis-Legenden fordert Bayern-Trainer Jupp Heynckes von den Spielern. Die Gegner in der Liga dagegen geben klein bei
von  Filippo Cataldo

MÜNCHEN Fünf Spiele ist die Saison gerade mal alt, doch die Konkurrenz scheint schon abzuschenken. Zu stark, zu schnell, zu herrlich sind die Bayern zuletzt durch die Liga marschiert, als dass die Rivalen sich noch irgendwelche Chancen auszurechnen scheinen. Frag nach bei Felix Magath, am Dienstag mit seinen Wölfen mit dem 0:3 in der Allianz Arena noch mehr als gut bedient. „Wenn ich am Dienstag nicht in verantwortlicher Position gewesen wäre, wäre ich aufgestanden und hätte den Roten applaudiert”, sagte er: „Ich bin schon ein paar Jährchen dabei, aber ich glaube, so gut waren sie noch nie.” Frag nach bei Huub Stevens, vergangenen Samstag mit seinen Schalkern beim 0:2 ebenfalls vorgeführt: „Wenn Bayern München so weiter spielt, dann möchte ich nicht wissen, mit wie viel Punkten die Deutscher Meister werden.”

So wundert es nicht, dass auch Thomas Schaaf am Freitag alles andere als optimistisch klang, als er auf die Chancen seiner Bremer beim Heimspiel gegen die Bayern am Samstag (15.30 Uhr, Sky und Liga total live) gefragt wurde: „Die Bayern setzen ihre Qualitäten hervorragend um. Sie wirken geschlossener und entschlossener und sie treten als Mannschaft auf. es wird schwer, ihren Lauf zu stoppen.”

Jupp Heynckes ficht das alles nicht an. Bayerns Coach weiß selbst am besten, dass seine Truppe sich zuletzt exzellent präsentiert hat, dass seine Spieler während seiner Amtszeit noch nie so kreativ und gleichzeitig konzentriert und dominant zu Werke gegangen sind. Und doch können Heynckes die vermeintlichen Kapitulationserklärungen der Rivalen natürlich nicht gefallen. Euphorie hin oder her, seine Aufgabe ist es, den Puls weiter nach oben zu treiben bei seinen Spielern. „Wir müssen in der Art und Weise weitermachen, wie wir das bisher getan haben”, sagte Heynckes am Freitag. Und nachdem er die stark verjübgte Bremer Mannschaft gelobt hatte („sie spielen sehr attraktiv, ich bin beeindruckt von der Gesamtleistung der Bremer”), verriet Heynckes am Freitag sogar ein Detail aus der Mannschaftssitzung: „Bundesligaspiele sind kein Selbstläufer, vor allem nicht gegen Bremen. ich habe den Spielern in der Mannschaftssitzung gesagt, dass wir uns nicht einlullen lassen dürfen. Wir gehen unseren Weg, ohne uns von dem äußeren Ballyhoo beeinflussen zu lassen.”

Wie das gehen soll, erklärte Heynckes auch – mit einer Anekdote aus seinem langen Berufsleben. „Wissen Sie, ich habe während meiner ersten Etappe bei Bayern mal Boris Becker getroffen. Er hat mir damals gesagt, dass man sich im Tennis nie auch nur ein wenig ausruhen darf, dass man nie zurückstecken darf, nie einen Punkt freiwillig aufgeben darf. Genau so müssen wir auch spielen: Wir müssen immer die Körperspannung hoch halten, wir müssen dem Gegner das Gefühl auf dem Platz geben, hier passiert nichts. Vor allem in der Defensive darfst du nie das Gefühl haben, dass etwas passieren könnte”, so Heynckes. Wo Sportvorstand Matthias Sammer immer wieder an die Gier der Spieler appelliert, wo Oliver Kahn einst das Theorem des „Weiter, immer weiter” prägte, sagt Heynckes: Elf Beckers sollt ihr sein!

Sehen wir die Bayern also in Bremen alle mit der Becker-Faust auf dem Platz, werden sich die Verteidiger mit einem Becker-Hecht in jeden Ball werfen und überrollen die Stürmer die gegnerischen Verteidiger mit überraschenden Angriffen?

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