Elber: "Immer aufs Neue beweisen!"

Ist Mario Gomez die gefühlte Nummer 1? Oder Mario Mandzukic, der bisher am besten traf? Oder sogar Claudio Pizarro, der Routinier? Hier spricht Ex-Bayernstürmer Elber über seine Nachfolger
von  Florian Bogner
Elber
Elber © dpa

Herr Elber, wie fanden Sie das Liga-Comeback von Mario Gomez gegen Hannover?

GIOVANE ELBER: Rein kommen, Tor schießen – besser geht’s gar nicht! Es hat mich daran erinnert, wie ich 1999 nach einem Kreuzbandriss gleich in meinem ersten Spiel gegen den HSV getroffen habe (zum 2:2-Endstand, d. Red.). Mit einem Schlag sind alle schlechten Gedanken weg.

Gomez sprach von einer Gefühlsexplosion.

Es ist unbeschreiblich, wie gut das tut! Fast besser als Sex... (lacht)

Ist Gomez jetzt wieder Nummer eins im Bayern-Sturm?

Nein. Das muss er sich erarbeiten. Es wird hart, weil Mandzukic und Pizarro Tore gemacht haben. Er braucht Geduld.

Gomez sagt, er müsse niemandem mehr was beweisen.

Falsch, beim FC Bayern muss man sich immer aufs Neue beweisen! Man darf nie zufrieden sein. Bei Bayern interessiert es keine Sau, dass du mal das Tor des Monats geschossen hast.

Trainer Heynckes nimmt’s salomonisch, sagt: „Bei mir sind alle die Nummer eins.”

Und das ist nicht gelogen! Es ist schwer zu sagen, wer die Nummer Neun ist. So kommt eben jeder zum Zug – und das ist auch gut so! Heynckes muss die Spieler also bei Laune halten, das geht am besten mit dem Rotationsprinzip.

Erinnert an Ottmar Hitzfeld.

Hitzfeld hat damals jedem einzelnen Spieler immer wieder erklärt, wieso und weshalb er rotieren lässt. Sogar der Effe (Stefan Effenberg, d. Red.) saß ab und zu draußen. Am Ende zählt eben nur der Erfolg.

Was hebt Gomez denn von seinen Konkurrenten ab?

Er ist eine klassische Nummer neun, ein zentraler Stürmer, der vor allem im Strafraum gefährlich ist. Er weicht dafür nicht so oft auf den Flügel aus.

Was macht Pizarro anders?

Er will mehr mitspielen, holt sich Bälle aus dem Mittelfeld, spielt Doppelpässe. Wenn er seine Chance bekommt, macht er auch seine Tore.

Sie selbst haben zwei Jahre mit Pizarro für Bayern gespielt. Besteht noch Kontakt?

Ich war neulich mal mit ihm essen. Im Fußballgeschäft hat man nicht viele echte Freunde, die kann ich an einer Hand abzählen. Aber Claudio gehört dazu, unsere Frauen sind auch gut miteinander befreundet. Er ist ein lustiger Vogel, einer, mit dem man immer viel Spaß haben kann – auch wenn er jetzt ruhiger, erfahrener ist. Ich habe mich sehr für ihn gefreut, dass er von Bayern geholt wurde.
Und Claudio hat noch Saft! Er wird Bayern weiterhelfen.

Und was halten Sie von Mario Mandzukic?

Der ist eine Mischung aus Gomez und Pizarro. Der taucht mal auf dem Flügel auf, ist aber auch im Strafraum sehr stark. Und seine Kopfbälle sind super! Mandzukic macht in fast jedem Spiel ein Tor. Mich begeistert, dass er überhaupt keine Eingewöhnungsphase brauchte.

Spielen kann aber immer nur einer. Wie lernt man, auf der Bank zu sitzen?

Das sollte man lieber nicht lernen! (lacht) Wenn man gesund ist, will man immer spielen. Da ist dann Geduld gefragt, man sollte nicht zu viel drüber nachdenken. Denn wenn man gebraucht wird, muss man sofort da sein. Das war früher bei Hitzfeld auch nichts anderes.

Wie wichtig ist ein gutes Verhältnis untereinander?

Sehr wichtig! Man muss nicht jeden Tag Essen gehen oder in die Disko fahren, aber man muss sich gegenseitig respektieren. Jeder hat seinen Platz im Kader verdient, alles andere entscheidet der Trainer.

Ist das vielleicht der beste Bayern-Sturm aller Zeiten?

Es ist zumindest eine gute Mischung! Ob es die beste ist? Das könnt Ihr mich am Ende der Saison nochmal fragen.

Und wie geht das Top-Spiel gegen Dortmund aus?

Das wird richtig schwer! Dortmund hat zwar gegen Düsseldorf gepatzt, aber in der Champions League, gegen Real, gegen Ajax, das war eine Augenweide! Ich hoffe nicht, dass der BVB schon wieder in München gewinnt – deswegen tippe ich auf unentschieden.

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