Elber: „Es war ein Fehler, Zé Roberto zu verkaufen“

Ex-Stürmer Giovane Elber wundert sich vor dem Hamburg-Gastspiel, dass der FC Bayern seinen Landsmann zum Rivalen hat ziehen lassen – und Innenverteidiger Lucio hätte er auch behalten.
AZ: Herr Elber, am Samstagabend läuft Ihr ehemaliger Spielkamerad Zé Roberto im Trikot des Hamburger SV auf statt wie gewohnt im Bayern-Dress. War es ein Fehler des FC Bayern, ihn ziehen zu lassen?
GIOVANE ELBER: Ja, so wie bei Lucio auch. Es war mit Sicherheit ein Fehler, Zé zu verkaufen. Auf der anderen Seite muss man sehen: Er wollte einen Zwei-Jahres-Vertrag, Bayern wollte ihm nur ein Jahr geben – das ist normal in der Bundesliga. Mark van Bommel hat ja auch nur einen Ein-Jahres-Vertrag bekommen.
Aber fit genug für die Bayern wäre Zé schon noch gewesen, oder?
Der hat noch Saft. Es ist schon erstaunlich, dass er weg gegangen ist. Er kannte den FC Bayern so gut. Ich dachte: Wenn er geht, geht er nach Brasilien. Und auf einmal steht er da beim HSV auf dem Platz.
Halten Sie Kontakt zu ihm?
Wir telefonieren regelmäßig. Auch im Juli, als ich in Deutschland war. Da sagte er schon, dass er beim HSV unterschreibt. Da war ich ganz schön baff. Aber seine Familie ist total happy in Hamburg, sagt er, das sei eine schöne Stadt, wo es sich gut leben lasse – so wie in München. Er wollte eigentlich heim nach Brasilien, aber als dann das Angebot aus Hamburg kam, habe er nicht lange nachdenken müssen. Zudem kann er wohl nach seiner Spielerkarriere in Brasilien für den HSV als Scout arbeiten.
So wie Sie für den FC Bayern.
Genau.
Zur Zeit ist Zé Roberto mal wieder prächtig in Form, ist der zentrale Mann im Spiel des HSV. Wie viele Jahre Bundesliga trauen Sie ihm denn noch zu?
Zwei, drei Jahre kann Zé bestimmt noch spielen. Er ist jetzt 35, in dem Alter kommen allmählich die muskulären Verletzungen. Wichtig ist halt, dass er jetzt von großen Verletzungen verschont bleibt.
Wie war eigentlich Ihre gemeinsame Zeit beim FC Bayern und in der brasilianischen Nationalmannschaft?
Es hat immer unheimlich viel Spaß gemacht mit ihm, bei Bayern und in der Selecao. Er ist so ein feiner Spieler. Man bekommt einfach immer wunderbare Bälle von ihm.
In einem Interview hat Zé Roberto nun angekündigt, wieder in der Nationalmannschaft spielen zu wollen, um im nächsten Jahr an der WM in Südafrika teilnehmen zu können. Wie schätzen Sie seine Chancen ein?
(lacht) Der soll lieber Urlaub machen in Afrika. Der fängt langsam wirklich an durchzudrehen. Da muss ich ihn gleich mal anrufen.
Da klingt nicht so, als würden Sie ihm die WM noch zutrauen.
Das wird sehr schwierig für ihn bei Dunga, dem Nationaltrainer. Da sind jetzt auch so viele neue Spieler hier in Brasilien. Aber ich werde ihn einladen.
Einladen?
Ja, nach Südafrika zur WM. Ich arbeite doch da für das brasilianische Fernsehen. Vielleicht können wir da irgendwas zusammen machen.
Interview: Th. Becker