Einzeltraining: Arjen Robben nimmt's leicht
Der Holländer Arjen Robben hat wieder Lust auf den FC Bayern. Nur den Hype um den neuen Sportvorstand Matthias Sammer versteht er nicht. Nur den Hype um Sammer versteht er nicht.
RIVA DEL GARDA - War das erste Training schon zu viel für ihn? Er wird doch nicht schon wieder verletzt sein? Arjen Robben lachte, als er die Frage beantwortete, wieso er beim Vormittagstraining der Bayern in Arco auf dem Nebenplatz nur Stabilisationsübungen machte. „Nein, nein, alles okay. Aber bei mir und meiner Geschichte ist die Frage wohl berechtigt.”
Robben, am Sonntag nach seinem Nach-EM-Urlaub erst zur Mannschaft gestoßen, ist fit. Das Sondertraining für seine sensiblen Muskeln sei in seinem persönlichen Vorbereitungsplan von Anfang an so vorgesehen gewesen. „Die Leute hier wissen, was am Besten für mich ist. So bereite ich mich auch vor”, sagte Robben.
Gut so, denn der Niederländer möchte es allen zeigen. Nach einer Saison voller Rückschläge, Enttäuschungen und Dramen, will er sich in der kommenden Spielzeit wieder in die Herzen der Mannschaft und Fans spielen.
Robben hat wohl die tragischste Figur abgegeben in jenem völlig verkorksten Mai, als die Bayern alle drei Titel verspielten. Erst bekam er von Franck Ribéry in der Halbzeit des Champions-League-Halbfinals in der Kabine eine Watschn verpasst, weil sich die Superstars nicht einigen konnten, wer einen Freistoß ausführen sollte, zuvor war schon herausgekommen, dass Robben in der Kabine „Alleinikov” genannt werde; Ehrenpräsident Franz Beckenbauer nannte seine Spielweise „egoistisch”. Dann verschoss Robben sowohl gegen Dortmund in der Meisterschaft wie auch im Champions-League-Finale gegen Chelsea Elfer, die wohl die Geschichte geändert hätten, wenn sie rein gegangen wären. Dazu das Gerangel um seine Vertragsverlängerung.
Und schließlich schied er mit Holland bei der EM in der Vorrunde aus. Ganz schön viel Ballast für einen einzigen Spieler. „Solche Enttäuschungen verfolgen dich deine ganze Karriere”, sagte Robben: ,Aber solche Dinge gehören zum Fußball genauso dazu wie große Erfolge. Das ist Vergangenheit. Ich möchte nicht mehr nach hinten blicken, sondern freue mich auf die Zukunft.”
Robben nimmt's leicht.
Erst im Mai hat er seinen Vertrag bei Bayern verlängert, beim AC Milan und Manchester City wurde er als Neuzugang gehandelt, aber Robben entschied sich für Bayern. Nun arbeitet er daran, dass das Verhältnis zum Rekordmeister doch noch die große Liebe wird. Am Sonntag half er mit David Alaba und Mitchell Weiser, nach dem Training das Tor wegzutragen, bei der Team-Präsentation an der Piazza 3 Novembre bekam er den größten Applaus ab von den Fans.
„Ich habe wieder richtig Lust auf Fußball”, sagte Robben, „ich bin endlich richtig erholt. Die vier Wochen Urlaub mit meiner Familie haben mir gut getan, meine Kinder haben mich toll abgelenkt.” Sein Ziele sind die gleichen wie letztes Jahr. „Wenn du bei drei Wettbewerben dabei bist, ist es immer das Ziel, alle drei zu gewinnen”, sagte er.
Dass der Niederländer ein ziemlicher Querdenker sein kann, bewies er aber auch wieder. Völlig gegen den aktuellen Trend bei Bayern, Matthias Sammer beinahe messiasgleich zu empfangen, sagte Robben zur Bedeutung des neuen Sportvorstands, um die noch fehlenden wenigen Prozentpunkte zum Erfolg zu gewinnen: „Das hört sich für mich ein bisschen komisch an. Sammer steht nicht auf dem Platz”, so Robben. Natürlich würden alle – Trainer, Betreuer, sportliche Leitung – „gemeinsam für den Erfolg arbeiten, aber die Hauptverantwortung, es besser zu machen als letzte Saison liegt bei uns Spielern. Wir sind eine sehr gute Truppe. Es kann nur besser werden.” Na, dann.