Einigung erzielt: Wie Dreesen und Neppe den Kane-Coup für den FC Bayern ermöglicht haben

In dieser Woche soll die Entscheidung fallen, ob Harry Kane zum FC Bayern wechselt. Zumindest die Münchner und Tottenham haben sich nach einem langen Poker endlich geeinigt. Der Kane-Transfer wäre die endgültige Bestätigung, dass der FC Bayern einen effizienten Weg gefunden zu haben scheint, an seine Wunschspieler zu kommen.
von  Victor Catalina
Mit Ruhe, klaren Prinzipien und viel Respekt holen sich Jan-Christian Dreesen und der FC Bayern ein Transferziel nach dem anderen.
Mit Ruhe, klaren Prinzipien und viel Respekt holen sich Jan-Christian Dreesen und der FC Bayern ein Transferziel nach dem anderen. © IMAGO/ActionPictures

München - Nach genau 80 Minuten war der Arbeitstag von Harry Kane im Tottenham Hotspur Stadium beendet. Ein Arbeitstag, der viel besser kaum hätte laufen können.

4:1 führten die Spurs zu jenem Zeitpunkt gegen Shakhtar Donezk. Sämtliche Treffer gingen auf das Konto von Kane. Folgerichtig wurde er mit großem Applaus verabschiedet – aber wie endgültig?

Noch nicht in Bayern-Rot. Aber so dicht wie der Rekordmeister kam noch kein anderer Verein an die Verpflichtung von Harry Kane.
Noch nicht in Bayern-Rot. Aber so dicht wie der Rekordmeister kam noch kein anderer Verein an die Verpflichtung von Harry Kane. © imago/NurPhoto

Causa Kane: Tottenham-Boss Daniel Levy bekam mit der Zeit immer mehr Druck

Vergangene Woche war bereits die Rede vom "Harry-Kane-Deadline-Day". Der FC Bayern erhöhte sein Angebot auf rund 100 Millionen Euro plus Boni. Es sollte das finale sein. Doch Tottenham-Boss Daniel Levy blockte ab, woraufhin die Bayern ihr Angebot für Wunschspieler Kane nochmals erhöhten, die inzwischen vierte Offerte.

Nun soll es zu einer Einigung zwischen beiden Vereinen gekommen sein, wie mehrere Medien am Donnerstag übereinstimmend berichten. Endlich möchte man fast schon sagen, da sich der Poker zwischen den Bayern und Tottenham bereits seit Wochen hinzieht. Klar ist, dass Levy mit der Zeit massiv Druck bekommen hat. Denn das Horrorszenario eines ablösefreien Kane-Abgangs im kommenden Sommer sollte um jeden Preis verhindert werden. Besagten Preis trieb Levy, der als harter Verhandlungspartner gilt, zuletzt wohl nochmal mächtig in die Höhe.

Tottenhams CEO Daniel Levy gilt als einer der unnachgiebigsten Verhandlungspartner. Der FC Bayern konnte jedoch auch ihn überzeugen.
Tottenhams CEO Daniel Levy gilt als einer der unnachgiebigsten Verhandlungspartner. Der FC Bayern konnte jedoch auch ihn überzeugen. © imago/PA Images

Die Bayern machten deutlich, Kane unbedingt verpflichten zu wollen. Und auch der Spieler selbst soll den Münchnern bereits vor geraumer Zeit seine mündliche Zusage gegeben haben. Nun bahnt sich der bayerische Königstransfer dieses Sommers also tatsächlich an!

Nach dem 5:1-Sieg über Shakhtar deutete Neu-Trainer Ange Postecoglou auf der Pressekonferenz bereits an, dass sich das Transfer-Theater um Kane schon (zu) lange hinziehe: "Ich will mit dem arbeiten, was ich vor mir habe. Unabhängig von dem Ausgang baue ich hier eine Mannschaft auf. Ich kann es kaum erwarten, dass eine Entscheidung in die eine oder andere Richtung fällt, um loszulegen. Wir haben weder die Zeit, noch den Luxus, das durchzuziehen."

Kane stellte FC Bayern und Tottenham ein Ultimatum: Entscheidung bis zum Wochenende

Auch Kane selbst stellte den Beteiligten zuletzt ein Ultimatum: Er wolle bis zum ersten Saisonspiel von Tottenham (13. August) Klarheit über seine Zukunft haben. Im Falle eines Wechsels könnte der Engländer bereits am ersten Bundesliga-Spieltag am 18. August im Bayern-Kader stehen. Was beim gesamten, sich hinziehenden, Kane-Poker deutlich geworden ist: Die Transfer-Task-Force um den Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen und den technischen Direktor Marco Neppe arbeitet – soweit einschätzbar – mit Bedacht und klarer Strategie.

Mittelstürmer, Innenverteidiger, Außenverteidiger – und noch ein Sechser? Den Prioritäten nach werden die Planungen vorangetrieben. Manches gelingt schneller, manches erfordert Geduld. Im Vordergrund steht aktuell, einen Durchbruch bei Kane zu erzielen. Auch deshalb etwa flog Neppe nicht mit dem Team nach Asien – er sollte mit Dreesen die Verhandlungen mit Levy in London vorantreiben. Mit Erfolg, wie sich nun zeigt.

Ein herausragendes Auge für Talente – und viel Geschick im Gespräch mit Beratern: Bayerns Kaderplaner Marco Neppe.
Ein herausragendes Auge für Talente – und viel Geschick im Gespräch mit Beratern: Bayerns Kaderplaner Marco Neppe. © imago/Passion2Press

FC-Bayern-Bosse ließen sich von Levys Spielchen nicht aus der Ruhe bringen

All das – auch das ist der übereinstimmende mediale Eindruck – in aller Ruhe und Gelassenheit und mit dem größtmöglichen Respekt, um die Beziehungen zu den Verhandlungspartnern aufrechtzuerhalten. Es sei denn, ein Uli Hoeneß legt einen Uli-Hoeneß-Auftritt hin. Dann muss auch mal etwas eingefangen werden.

Auch von Levys Spielchen, der wohl trotz kommunizierter Deadline nicht auf das Bayern-Angebot reagiert hatte, ließ man sich in München nicht aus der Ruhe bringen.

Torwart gesucht: Doch ein Ablöse-Abenteuer wird der FC Bayern nicht eingehen

Es sieht derzeit nicht danach aus, als ob der FC Bayern bereit wäre, unrealistische Ablöse-Abenteuer wie im Fall des Torhüters David Raya (wechselt für 35 Millionen Euro zu Arsenal) mitzumachen. Aber bei einem Kaliber wie Kane lässt der Rekordmeister einen Transfer auch nicht an wenigen Millionen scheitern – wenn es sich lohnt und Spieler wie Verein voneinander überzeugt sind.

Mit diesen Argumenten könnten die Münchner möglicherweise auch in den letzten Verhandlungen auf Tottenham-Boss Levy zugegangen sein. Allem Anschein nach mit einem glücklichen Ende: Kane darf wechseln! Jetzt liegt die Entscheidung beim Spieler selbst. Vieles deutet aber darauf hin, dass der FC Bayern bald wieder einen echten Neuner von Weltformat in seinen Reihen hat.

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