Eingeschenkt wird erst zur Wiesn

Am Sonntag hatten die Bayern frei. Es war erst der zweite Durchschnauf-Tag für die Profis seit dem Trainingsauftakt vor fünf Wochen. Diese Woche steht der letzte Härtetest und das erste Pflichtspiel der neuen Saison an.
MÜNCHEN
Rundum positiv bewertete Trainer Jürgen Klinsmann den Trip nach Japan: ein Sieg, die Stürmer Podolski und Klose trafen, dazu der nicht zu bemessende Imagegewinn. Dennoch haben die Bayern viel mehr Sorgen, als sie zugeben möchten. „The trend is your friend“, sagt Manager Uli Hoeneß gerne. Und der Trend ist momentan nicht auf Bayerns Seite, wie Hoeneß gegenüber der AZ zugab: „Es kann natürlich zu Beginn der Saison ein wenig holprig laufen, weil die Spieler durch die EM einen unterschiedlichen Start in die Vorbereitung hatten und weil wir einige Verletzte haben.“
Flugs erklärte Klinsmann die Verlängerung der Vorbereitung bis „Ende August, Anfang September“. Eine Vorsichtsmaßnahme, um den Druck von der Mannschaft zu nehmen, nicht gleich ab Saisonstart (15. August gegen den HSV) durchstarten zu müssen? Wie bei vielen europäischen Topklubs wird die Bestform erst zum Start in die Champions League am 16./17. September angestrebt.
Die Bayern schenken ihren Gegnern also wohl erst zur Wiesn so richtig ein. Die August-Probleme des Meisters:
Die Verletzung von Franck Ribéry: Sechs Wochen nach seinem Syndesmosebandriss wurde dem Franzosen nun die Befestigungsschraube im Sprunggelenk entfernt. Dennoch wird es bis zum ersten Mannschaftstraining noch dauern. Es gilt die Faustregel: So lange eine Verletzungszeit gedauert hat, so lange dauert der Formaufbau. Das hieße: Frühestens Ende September kann Filou Ribéry wieder so richtig glänzen.
Die Leiden des Luca Toni: Der Italiener muss sich derzeit wegen einer Muskelverhärtung in der Wade mit Aufbautraining im Fitnessbereich des Leistungszentrums begnügen. Vor seiner Blessur hatte er nur knapp eine Woche im Anschluss an seinen EM-Urlaub trainieren können und im Test in Dortmund (1:2) lediglich 45 Minuten gespielt. „Mit Muskelverletzungen ist nicht zu spaßen”, sagte Hoeneß in „Bild”. Er könne sich „nicht vorstellen, dass Luca schon im Pokal gegen Erfurt spielen kann. Ich denke, dass er frühestens zum Ligastart gegen Hamburg wieder dabei ist.“ Wenn überhaupt. Rächt es sich nun, dass Bayern nach Jan Schlaudraffs Wechsel zu Hannover keinen vierten Stürmer verpflichtet haben?
Die Probleme der Nachzügler: Neuzugang Tim Borowski leidet noch an einer Innenbanddehnung im Knie, sämtliche EM-Teilnehmer sowie die Südamerikaner Lucio und Demichelis können frühestens in vier Wochen auf Top-Fitnessstand gebracht werden.
In Bayern haben die Ferien begonnen, auf Klinsmann wartet nun richtig Arbeit.
Patrick Strasser