Einer für alle: Jupp!
Von Lahm über Schweinsteiger und Müller bis zu Kroos: Die Bayern-Profis Freude sich auf ihren neuen, alten Coach. „Heynckes ist ein guter Trainer, das hat er schon bewiesen.”
MÜNCHEN Ein wenig Zeit hat Jupp Heynckes noch, sich zu erholen, die nächste Trainingseinheit der Leverkusener Profis muss der Coach erst am Dienstag ab 10 Uhr leiten. Den 65-Jährigen plagt eine lästige Stimmbandentzündung. Wer mit Heynckes telefonierte, konnte nicht viel mehr als ein Krächzen verstehen.
Dennoch ist Heynckes guter Dinge, er hat seine Zukunft geklärt. Er lässt sich ab Juli auf sein drittes Abenteuer beim FC Bayern ein, der Zweijahresvertrag ist ausgehandelt. Nun müssen nur noch familiäre Fragen geklärt werden: Was passiert mit dem großen Haus in Schwalmtal bei Mönchengladbach, nur zehn Kilometer von der niederländischen Grenze entfernt? Wird seine Ehefrau Iris immer mal wieder für ein paar Tage nach München kommen? Ein Hotelleben soll es nicht sein, es ist geplant, dass man sich eine Wohnung in der City nimmt. Und: Was wird aus Schäferhund Cando und all den Katzen auf dem Bauernhof? Aufgeben wird man das Heynckes-Anwesen, geplant als Alterswohnsitz, wohl kaum.
Schließlich wird der Trainer am 9. Mai 66 Jahre alt. Und damit der älteste Bayern-Trainer überhaupt und der zweitälteste in Amt und Würden zum Saisonstart der Bundesliga-Geschichte. Als Giovanni Trapattoni sich 2005 zum Saisonstart auf den VfB Stuttgart einließ, war er ebenfalls 66 Jahre alt.
Doch alle Freude sich auf den Junggebliebenen. „Wenn er vor einem steht und spricht, dann weiß man, dass das Feuer in ihm noch sehr brennt. Er hat offensichtlich eine biologische Uhr, die ihn wesentlich jünger macht”, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
Bilder: Heynckes und seine Zeiten bei Bayern
Und auch die Spieler sind begeistert von der Entscheidung, einen sieben Jahre älteren zum Nachfolger von Louis van Gaal zu machen. „Das ist eine sehr gute Entscheidung, das bringt Ruhe in den Verein”, sagte Bastian Schweinsteiger nach dem 4:0 der Nationalelf gegen Kasachstan in Kaiserslautern und erinnerte: „Vor zwei Jahren hat er uns auch schon gut geholfen. Jeder kennt ihn, er kennt den Verein bestens.” Kapitän Philipp Lahm erinnerte an „das Glück” der erfolgreichen Sechs-Wochen-Zusammenarbeit im Frühjahr 2009 nach der Entlassung von Jürgen Klinsmann: „Von fünf Spielen haben wir vier gewonnen und eines unentschieden gespielt. Jupp Heynckes ist ein guter Trainer, das hat er schon bewiesen.”
Kein Spieler, der sich nicht freut. Von Thomas Müller („Er hat mir damals schon Einsatzzeiten gegeben, ein hervorragender Trainer”) über Toni Kroos („Ich hatte ihn ein Jahr in Leverkusen. Er hat ein unheimlich gutes Händchen dafür, wie man mit einer Mannschaft umgeht.”) bis zu Franck Ribéry, der Heynckes ins Herz geschlossen hatte, weil er ihm wie einst Hitzfeld auf dem Platz alle Freiheiten gab. Die souveräne Gelassenheit, die angenehme Kommunikation und die väterliche Fürsorge.
Am 17. April kommt es in der Allianz Arena zum Duell zwischen Bayern und Bayer, zwischen Noch-Trainer van Gaal und Zurück-in-die-Zukunft-Coach Heynckes. „Da können wir keine Rücksicht nehmen”, sagte Schweinsteiger angesichts des Duells um einen Champions-League-Platz. „Vielleicht nimmt er ja Rücksicht auf uns”, fügte er grinsend hinzu. Schließlich will Heynckes nächstes Jahr große Abende in der Champions League erleben. Ob er sich besiegen lassen wird? In bisher drei Duellen Heynckes/van Gaal gab es drei Mal ein 1:1.