Riskante Gratwanderung: Wird Bayern-Star Lewandowski wirklich keinen Stunk machen?

München - Kaum zu glauben, aber wahr: Für Robert Lewandowski sind während dessen kompletter Karriere gerade einmal rund fünf Millionen Euro an Ablösesummen bewegt worden. 380.000 Euro überwies Lech Posen 2008 an Znicz Puszkow, zwei Jahre später wurde er für 4,75 Millionen an Borussia Dortmund weiterverkauft. Seitdem hat kein Klub mehr Ablöse für die polnische Tormaschine gezahlt.
Einen Wechsel hat es bekanntlich trotzdem gegeben, 2014 zum FC Bayern. Da Lewandowskis Vertrag seinerzeit auslief, bekamen die Münchner den Stürmer zum Nulltarif. Eigentlich hätten die Bayern Lewandowski am liebsten schon ein Jahr zuvor verpflichtet, auch Real Madrid und der FC Chelsea zeigten Interesse. Der BVB verzichtete aber auf die Ablöse, pochte auf Einhaltung des Vertrags und ließ seine Torgarantie lieber ablösefrei gehen.
Hoeneß überzeugt: Lewandowski wird bei Verbleib weiter Leistung zeigen
Nun, acht Jahre später, ist die Causa Lewy genauso gelagert. Der Pole will die Bayern Richtung Barcelona verlassen, die Bosse des Rekordmeisters schließen einen Verkauf bislang kategorisch aus. Sorgen, dass der zweimalige Fifa-Weltfußballer Stunk macht, hat man nicht, wie die Verantwortlichen unisono betonen.
"Das Theater ist dann am 2. September (Ende der Transferperiode, d.Red.) vorbei und damit können wir gut leben", meinte etwa Ehrenpräsident Uli Hoeneß am Sonntag im Rahmen der Meisterfeier. Er habe Lewandowski "immer als einen super Profi kennengelernt".
Einen Leistungsabfall befürchtet er nicht. "Er hat ja auch in Dortmund ein Jahr vorher gewusst, dass er zum FC Bayern geht und trotzdem eine überragende Saison gespielt. Deswegen bin ich hundertprozentig sicher, dass er nächstes Jahr sehr gut bei uns spielen wird", so Hoeneß weiter.
Darum hinkt der Vergleich mit Lewandowskis BVB-Zeit
Genauso argumentiert Herbert Hainer, als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender Hoeneß' Nachfolger bei den Bayern. "Ich glaube nicht, dass es da Ärger gibt. Robert ist charakterlich ein sehr sauberer Kerl und hat sich bei uns auch immer super verhalten", so Hainer am Sonntag. Tatsächlich lieferte der Torjäger auch in seinem letzten Jahr beim BVB weiter Top-Leistungen und wurde mit 20 Treffern sogar Torschützenkönig.
Doch taugt Lewandowskis Verhalten von 2014 tatsächlich zur Blaupause für die kommende Saison? Freilich, die vertragliche Konstellation ist vergleichbar. Doch während seiner letzten Saison beim BVB war Lewandowski 25 Jahre alt und hatte noch den Großteil seiner Karriere vor sich. Mitte August wird Lewandowski 34 – die verbleibenden Jahre seiner Karriere sind also überschaubar. Für ihn und seine Karriere stellt sich die Situation also anders dar, zumal sein weltweites Standing heute ein ganz anderes ist als zu Dortmunder Zeiten.
Wird im Sommer ein Nachfolger geholt, droht Lewandowski die Bank
Sollte man den Polen über diesen Sommer hinaus halten, besteht durchaus Konfliktpotenzial. Zwar ist es für Lewandowski zweifellos auch im eigenen Interesse, auch in der kommenden Saison seine Tore zu schießen und mit der Mannschaft erfolgreich zu sein, um im Jahr darauf mit fast 35 Jahren für andere Klubs immer noch attraktiv zu sein. Innerhalb der Mannschaft wäre sein Status bei einem feststehenden Abgang aber ein anderer.
Seit seiner Verpflichtung war der Pole – egal unter welchem Trainer – stets gesetzt und lieferte konstant starke Leistungen. In der kommenden Saison würde er sich aber womöglich auch das eine oder andere Mal auf der Bank wiederfinden. Mit Blick auf die Zukunft müssen die Bayern in Person von Trainer Julian Nagelsmann schließlich einen Nachfolger aufbauen, damit dieser nach dem Abgang von Lewandowski auch im Saft steht. Dieser könnte bereits in diesem Sommer verpflichtet werden. Gerüchte gibt es etwa um Sasa Kalajdzic vom VfB Stuttgart.
Robert Lewandowski wird weiter für Gesprächsstoff sorgen
Dass der eher introvertierte Lewandowski seine Stimmung auch durchaus nach außen tragen kann, hat sich in den vergangenen Wochen immer wieder gezeigt. Zuletzt wirkte der Pole auf dem Platz bisweilen unzufrieden und haderte immer wieder mit seinen Mitspielern. Laut einem Bericht der "Bild" hat er auch die vereinsinterne Meisterfeier schon nach einer knappen Stunde wieder verlassen.
Unabhängig davon ist klar: Sollten die Bayern ihren Torgaranten tatsächlich über den Sommer hinaus halten, wird die Causa Lewandowski die komplette Saison über Gesprächsstoff liefern. Eine Situation, die gut moderiert werden will. Genau das hat sich in der vergangenen Spielzeit nicht unbedingt als Stärke der Bosse bewiesen. Eine riskante Gratwanderung.