Eine Liste mit Lucio
MÜNCHEN - Wer muss, kann, soll oder darf den FC Bayern verlassen? Inzwischen sind die Kandidaten gekürt. Die AZ nennt sie – und erklärt, wieso der Kapitän der brasilianischen Nationalelf dazugehört.
Natürlich ist Louis van Gaal zuzutrauen, dass er den Fußball des FC Bayern komplett neu erfindet. Doch sogar dem neuen Trainer aus Holland sind Grenzen gesetzt: Auch er darf nur elf Männer aufs Feld schicken. Gemessen an der aktuellen Kaderstärke der Bayern, die bisher sieben Neuzugänge verzeichnen, hieße dies: Nach den Abgängen von Lukas Podolski, Massimo Oddo und Zé Roberto bleiben 14 gut bezahlte Profis übrig, die nicht mitspielen. Das ist selbst dem solventen FC Bayern zu viel. Also müssen noch mehr Spieler gehen. Die Abendzeitung benennt die Kandidaten.
Tim Borowski (29, Vertrag bis 2011): In nur einem Jahr ist der vormalige Bremer bei Bayern durchgefallen. Die Klubchefs haben ihn informiert, dass er sich einen neuen Verein suchen soll. Der VfL Wolfsburg und der HSV sollen interessiert sein.
Breno (19, Vertrag bis 2012): Der Brasilianer, der sein angebliches Talent bisher nicht unter Beweis gestellt hat, soll wohl ausgeliehen werden. Neu-Trainer van Gaal könnte ihn zum Lernen nach Holland schicken: Eindhoven und Alkmaar, van Gaals Ex-Klub, gelten als mögliche Weiterbildungsstätte für Breno.
Andreas Ottl (24, Vertrag bis 2011): Bevor er im defensiven Mittelfeld hinter Kapitän Mark van Bommel und Millionen-Einkauf Anatolij Timoschtschuk chancenlos bleibt, geht er wohl besser. Eintracht Frankfurt und Aufsteiger Nürnberg sind mögliche Abnehmer.
Jose Ernesto Sosa (24, Vertrag bis 2011): Wohin mit einem, der sich trotz guter Anlagen beim FC Bayern nicht durchgebissen hat? Klar: zum 1. FC Köln (frag nach bei Podolski!). FC-Manager Michael Meier findet: „Sosa ist sicher ein außergewöhnlicher Fußballer.“ Wie bei Breno wäre auch beim Argentinier Sosa ein Leihgeschäft denkbar.
Lucio (31, Vertrag bis 2010): Wie, bitteschön, gerät der Kapitän der brasilianischen Nationalelf auf diese Liste? Das hat mehrere Ursachen. Lucios Vertrag läuft in einem Jahr aus; Bayern könnte jetzt noch eine stattliche Ablöse kassieren: Lucios Marktwert bewegt sich deutlich im zweistelligen Millionenbereich. Zudem sieht der oft fröstelnde Brasilianer seine Zukunft selbst in einer Region, die im Winter schnee- und frostfrei bleibt. Dazu kommen taktische Erwägungen: Lucio gibt auf dem Rasen zwischendurch gern den galoppierenden Irrwisch, dem Abwehraufgaben herzlich egal sind. Das mag Fans gefallen, dem Trainer aber nicht: Van Gaal verlangt Disziplin und Verlässlichkeit. Dass er in Edson Braafheid einen Defensivspieler bekommen hat, der auch auf Lucios Position in der Innenverteidigung spielen kann, ist kein Zufall. Lucios Manko: Den Trainingsauftakt beim FC Bayern (1. Juli) wird er verpassen, weil er noch mit Brasilien beim Confed-Cup spielt. Dort bezwang er mit der Selecao am Sonntagabend Italien deutlich mit 3:0 – und demütigte damit auch den Nächsten auf dieser Liste.
Luca Toni (32, Vertrag bis 2011). Der Italiener, der gegen Brasilien zwar spielen durfte, aber maßlos enttäuschte, hat ausrichten lassen, dass er bei Bayern bleiben mag. Wer will es ihm verdenken: Er bezieht sein Spitzengehalt weiterhin, auch wenn er keine Tore mehr schießt oder Mario Gomez, der 30-Millionen-Mann, ihn verdrängt. Allerdings würde der lebenslustige Luca ja gern nächstes Jahr als Titelverteidiger zur WM mitfahren. Dazu braucht er viel Spielpraxis, viele Tore und einen Klub, der ihm das ermöglicht. Toni wird am besten wissen, ob Bayern noch das Richtige für ihn ist.
Christian Lell (24, Vertrag bis 2011). Er gilt als Reserve-Rechtsverteidiger. Wenn Bayern aber den Portugiesen Jose Bosingwa vom FC Chelsea bekommt, ist für Lell kaum mehr Platz. Was Bosingwa angehe, ließ Manager Uli Hoeneß wissen, da sehe es gut aus. Für Lell entsprechend schlecht. ill