Eine halbe Portion: Martínez ohne Schweinsteiger

Ohne den gesperrten Vize-Kapitän, seinen Partner im Mittelfeld, wirkt auch Martínez blass – auch wenn er sich selbst mit  Effenberg vergleicht.
von  Patrick Strasser
JAVI MARTÍNEZ: Note 4. Kann viel mehr! Ohne Schweinsteiger gefordert, doch der Xaver versteckte sich zu oft. Gewohnt zweikampfstark, aber strategisch mit Handbremse. Sah die dritte Gelbe - Sperre!
JAVI MARTÍNEZ: Note 4. Kann viel mehr! Ohne Schweinsteiger gefordert, doch der Xaver versteckte sich zu oft. Gewohnt zweikampfstark, aber strategisch mit Handbremse. Sah die dritte Gelbe - Sperre! © dpa

Ohne den gesperrten Bastian Schweinsteiger, seinen angestammten Partner im Mittelfeld, wirkt auch Javi Martínez blass – auch wenn er sich selbst mit Stefan Effenberg vergleicht.

MÜNCHEN Irgendwie fehlte der rechte Antrieb. Nicht nur wegen des Ergebnisses. Vielleicht ist so ein 3:1 wie das aus dem Hinspiel beim FC Arsenal auch zu wenig Vorteil.

In der Bundesliga rackerten und kämpften die Bayern am letzten Wochenende Fortuna Düsseldorf nieder als ginge es um alles – bei zig Punkten Vorsprung. Das Rückspiel gestern Abend in der Allianz Arena plätscherte so dahin, eben ohne rechten Antrieb aus dem Motorenwerk des Bayern-Spiels, aus der Mittelfeld-Zentrale.

Bastian Schweinsteiger war gesperrt, vor drei Wochen hatte er in London eine Gelbe Karte für ein lamentierendes Ballwegwerfen bekommen. So durfte er gestern Abend zuschauen, sich ausruhen. Und er hatte anfangs auch Spaß - nicht mit dem Spiel seiner Mannschaft, sondern mit Oliver Kahn, dem ZDF-Experten und Ex-Bayern-Kapitän. Als die beiden das Aufwärmen betrachteten, schmissen sie sich weg.

Wenigstens ein Grund zur Freude, das Spiel war's eher nicht. Weil Schweinsteiger fehlte. Der Zentrale fehlte die ordnende Hand. Luiz Gustavo, so Erkenntnis eins, ist kein Ersatz für den Vize-Kapitän, er spult sein Programm herunter - zuverlässig, aber wenig wirkungsvoll nach vorne. Und Javi Martínez wirkte wie eine halbe Portion Spanier - ohne seinen Nebenmann Schweinsteiger.

Ex-Bayer Owen Hargreaves (derzeit ohne Verein) sagte bei „Sky": „Bayern ist ein bisserl eine anderes Team ohne Schweinsteiger.“ Was beim 6:1 gegen Bremen nicht auffiel, war gestern nur zu sichtbar. Die ganze Mannschaft spielte etwas mit dem Feuer, auch Martínez wirkte seltsam gehemmt. "Meine Arbeit ist, für das Gleichgewicht zu sorgen. Ich soll Angriff und Verteidigung ins rechte Verhältnis bringen", hatte er in der „SZ“ seinen Job beschrieben.

Doch gegen Arsenal war viel Leerlauf. Zuletzt beim 1:0 im DFB-Pokal gegen Dortmund zeigte er, dass er auch rustikal kann. Die Parallelen zu Stefan Effenberg, der die Bayern als Kapitän zum Champions-League-Sieg 2001 führte, erklärt Martínez so: „Effenberg war einer, der wahnsinnig viele Kilometer gemacht hat. Xavi und Iniesta sind definitiv nicht so. Busquets schon eher. Kann schon sein, dass ich von den derzeitigen Nationalspielern derjenige bin, der Effenberg am meisten ähnelt. Ich bin der deutscheste Spanier.“

Und für die Bayern der baskische Effe, der Effe der Neuzeit. Zu allem Überfluss handelte sich der 24-Jährige nach 83 Minuten wegen eines rüden Einsteigens gegen Rosicky eine Gelbe Karte ein, seine dritte. Er fehlt im Viertelfinal-Hinspiel.

Schweinsteiger machte sich schon vor der Partie Gedanken, gegen wen es im Viertelfinale gehen könnte: „Der Titel geht über den FC Barcelona. Wenn man Barca besiegt, dann hat man auch gute Chancen, die Champions League zu gewinnen. Deswegen finde ich es gar nicht so schlecht, dass die beste Mannschaft noch im Wettbewerb ist." Barcelona hatte den AC Mailand 4:0 besiegt.

 

 

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