Ein Trainer für Scholl

Der Fanliebling und neue Coach des FC Bayern II holt sich seinen Mentor Rainer Ulrich als zweiten Assistenten – und der 60-Jährige betont prompt: „Mehmet ist der Chef, er trifft die Entscheidungen"
von  Abendzeitung
Das neue Trainer-Trio von Bayerns Regionalliga-Mannschaft: Rainer Ulrich, Mehmet Scholl und Gerd Müller (v.l.).
Das neue Trainer-Trio von Bayerns Regionalliga-Mannschaft: Rainer Ulrich, Mehmet Scholl und Gerd Müller (v.l.). © nospics

Der Fanliebling und neue Coach des FC Bayern II holt sich seinen Mentor Rainer Ulrich als zweiten Assistenten – und der 60-Jährige betont prompt: „Mehmet ist der Chef, er trifft die Entscheidungen"

MÜNCHEN Der Ball rollt wieder beim FC Bayern. Der neue Cheftrainer Louis van Gaal bittet seine Stars zwar erst am Mittwoch kommender Woche zum Training, doch an der Säbener Straße wird wieder geübt – und zwar von Mehmet Scholl, der sich beim FC Bayern II als Coach versuchen darf. Am Wochenende war Trainingsauftakt beim Drittligisten – und der Fanliebling hat sich fürs Cheftrainer-Debüt Verstärkung geholt, einen Freund. Nicht irgendeinen, sondern seinen Entdecker aus KSC-Zeiten: Rainer Ulrich wird ihn als zweiter Co-Trainer neben Torjägerlegende Gerd Müller unterstützen.

„Ohne Rainer Ulrich hätte es mich in der Form nicht gegeben“, sagt Scholl nach dem Training zur AZ. Und noch ehe ihm der Gelobte ins Wort fallen kann, fügt der 38-Jährige hinzu: „Er sagt zwar immer: ,Das stimmt nicht.’ Aber es ist so.“ Ulrich war es, der sich 1989 beim damaligen KSC-Trainer Winnie Schäfer dafür einsetzte, Scholl von der A-Jugend zu den Profis zu holen. Womit die große Karriere des Mittelfeldspielers begann.

Nun holt Scholl seinen Förderer zurück zum FC Bayern. „Nächste Woche wird der Einjahresvertrag unterschrieben“, sagt Ulrich, der die Bayern-Amateure von 1995 bis 1998 selbst als Chef betreute. „Das Ganze kam nur über Mehmet zustande. Er wollte mich unbedingt“, so Ulrich. Die Idee, seinen Mentor zu verpflichten, hatte Scholl bereits, als er selbst noch Trainer bei Bayerns U13, wo sein Sohn Lucas spielt, war. Ulrich: „Ich war öfter dabei und später, bei einem Spiel der Amateure, sagte Mehmet zu mir: ‚Du, es kann sein, dass der Hermann Gerland als Co-Trainer zu den Profis geht und ich Dich als Assistent brauche.'“ Nun, da Gerland fix bei van Gaal arbeiten wird, ist es so weit.

Scholl: "Rainer ist der ruhende Pol"

Der Freundschaftsdienst passt Ulrich zudem gut in die Lebensplanung. Der 60-Jährige, der zuletzt zwei Jahre als Scout für den KSC gearbeitet hat, sagt: „Ich wohne ja noch in Harlaching." Er wolle zudem zurück „auf den Rasen, weil als Scout bist du doch mehr mit dem Auto unterwegs. Mir macht es Spaß, zusammen mit Mehmet mit jungen Leuten zu arbeiten.“

Tatsächlich haben die Freunde Freude beim Auftakttraining. Sie lachen, machen Späße und nehmen Gerd Müller in ihre Mitte. „Es passt perfekt, auch mit Gerd“, sagt Ullrich, der aber einschränkt: „Mehmet ist der Chef, er trifft die Entscheidungen." Vom Verdacht, dass die Bayern-Bosse in Ulrich einen Aufpasser für ihn installiert haben, will Scholl nichts wissen. „Darum geht es nicht. Ich brauche einen Trainer, der Fußballlehrer ist und sich in den Ligen auskennt. Rainer lebt Fußball, atmet Fußball – und ist eine wahnsinnige Hilfe in der Trainingslehre für mich", sagt er. Ulrich – ein Trainer für Scholl. „Ich hab noch keine große Erfahrung“, gibt der 38-Jährige zu. „Rainer ist der ruhende Pol. Er hat 30 Jahre Trainererfahrung. Und über Gerd Müller müssen wir nicht reden, was der alles weiß..."

Traut sich Scholl somit die Rolle als Cheftrainer noch nicht zu? „Darum geht es nicht", so Scholl, „es geht nur darum, die Jungs nach vorne zu bringen." Das hätte Vorgänger Gerland nicht besser sagen können. Und Ulrich glaubt: „Mehmet hat Fähigkeiten und Ehrgeiz, ein guter Trainer zu werden. Er macht seinen Weg." Reinhard Franke

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