Ein Spielchen für Ribérys Fitness
Beim eigens für den Superstar angesetzten Test gegen Drittligist Ingolstadt hält der Franzose eine Stunde durch - und sagt danach: „Ob’s gegen Mainz für 90 Minuten reicht, weiß ich nicht“
MÜNCHEN Der Clio ist ein Kleinwagen. 3,70 Meter lang, 1,60 Meter breit und 1,36 Meter hoch. Ein kleiner, wendiger Franzose. Wie Franck Ribéry. Am Montag sollen die beiden in der Rue Antoine Becker in Marseille auf recht unkonventionelle Weise zusammen gekommen sein: Bayern-Star Ribéry sei in den Kofferraum eines Clio gestiegen. Nicht aus Spaß, sondern um keine Interviews geben zu müssen.
Drei Stunden war er vom Chef der Finanzpolizei angehört worden. Es ging um seinen Ex-Berater Bruno Heiderscheid, der Ribéry wegen Betrugs im Rahmen des Wechsels von Galatasaray zu Marseille verklagt hatte. Dazu wollte Ribéry nichts sagen und auch den Fotografen kein Motiv geben. Deshalb die Flucht im Clio. Wer aber mal versucht hat, zwei Kisten Bier in den Kofferraum eines Clio zu laden, der zweifelt, dass da auch ein 1,70 Meter hoher Außenstürmer reinpasst.
Als Ribéry am Dienstagnachmittag den Trainingsplatz an der Säbener Straße betrat, schien er die Fahrt ohne Schäden überstanden zu haben. Es stand ein Trainingsspiel gegen Ingolstadt an. Eigens für ihn. Louis van Gaal sagte, die Partie „sei gut für Ribéry“. Der Cheftrainer hat diese Spiele für Rekonvaleszenten schon im Herbst eingeführt: Mark van Bommel durfte sich gegen Regensburg warmspielen, Luca Toni im November gegen Hollands Juniorenauswahl.
Nur 22 Minuten hatte Ribéry am Samstag gegen Bremen mitgekickt – nach drei Monaten Wettkampfpause. Am Samstag beim Heimspiel gegen Mainz sollen’s mehr werden. Ribéry, der exakt 61 Minuten gegen den Drittligisten wirbelte, meinte danach: „Ich hoffe auf 75 Minuten.“ Von Beginn an? „Da müssen Sie nicht mich fragen, sondern den Trainer.“ Doch van Gaal hielt sich bedeckt.
Schade nur, dass der Ribéry-Kick, der nach zwei Toren von Bayern-Amateur Deniz Yilmaz (55./87.) mit 2:0 endete, mit dem ersten Schneefall seit Wochen korrelierte. Doch dank Rasenheizung leuchtete der Platz in frühlingsgrün, und der Franzose – mit Handschuhen, langer Unterhose und langem Unterhemd – setzte mit zitronenfaltergelben Kickstiefeln weitere Farbtupfer. Ein paar schöne Flankenläufe waren – unter den Augen von Präsident Uli Hoeneß – dabei. Ribéry meinte: „Das war ein wichtiger Test für mich, um in den Spielrhythmus reinzukommen. Ich weiß nicht, ob’s am Wochenende für 90 Minuten reicht. Ich bin noch nicht bei 100 Prozent.“ Das Wichtigste sei aber gewesen, „dass ich nichts am Knie gespürt habe und komplett schmerzfrei war“.
Schmerzfrei hätte er auch sein müssen, um sich in den Clio-Kofferraum zu zwängen. Ribéry stellte fest, dass er „einfach im Auto gesessen“ habe – wie „tout le monde“, wie jedermann. Immerhin lädt der der FC Bayern für jedermann einen Drittligisten ein. Thomas Becker