"Ein richtig cooler Fetzen": DFB-Team hat jetzt den doppelten Müller in der Offensive

München - Deniz Undav war happy, richtig happy nach dem 2:1-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft in der Nations-League-Gruppe A bei Gastegeber Bosnien-Herzegowina, den er mit einem Doppelpack ermöglicht hatte. Grinsend bilanzierte Undav: "Drei Punkte geholt, ein schöner Freitagabend."
Umso mehr, weil es ein Abend unter Freunden war. Mit Stuttgarts bosnischem Angreifer Ermedin Demirovic, seinem Teamkollegen beim VfB Stuttgart, hatte Undav eine Abmachung. Und die ging so: "Wenn ich ein Tor mache, packe ich seinen Jubel aus", erklärte Undav, "und wenn Demi trifft, macht er meinen Jubel." Den, bei dem der Kumpel seine Muskeln spielen lässt und wie vor einem Spiegel posiert.
Dazu kam es nicht, dafür wischte der DFB-Angreifer sich zwei Mal mit der linken Hand über die rechte Schulter ‒ wie sonst Demirovic. Im September stand Undav in Amsterdam gegen die Niederlande (2:2) zum ersten Mal in der Startelf und machte prompt sein erstes Länderspieltor. Nun der erste Doppelpack. Undavs DFB-Bilanz: Fünf Spiele, davon nur zwei von Beginn an, drei Treffer, im Schnitt alle 64 Minuten.
DFB: Deniz Undav ähnelt den Bayern-Legenden Gerd Müller und Thomas Müller
Was macht ihn so gut, so wertvoll? "Deniz braucht nicht viele Torchancen, das ist der Schlüssel. Er ist sehr schlau, hat einen technisch starken Abschluss", erklärte Bundestrainer Julian Nagelsmann und meinte zu Undavs Statur: "Er ist sehr schwer zu verteidigen, weil er einen so niedrigen Schwerpunkt hat."

86 Kilogramm verteilt auf 1,79 m. Passenderweise sagte Nagelsmann: "Deniz ist schon ein kleiner Torjäger, muss man sagen ‒ also klein wegen der Körpergröße." Man fühlt sich angesichts seiner schnellen Drehungen und der Beweglichkeit samt des nicht erlernbaren Torriechers an Gerd Müller, dem legendären "Bomber der Nation" vom FC Bayern erinnert.
Undav ähnelt auch dem anderen Müller des deutschen Fußballs, an Thomas Müller. Zum einen aufgrund der ähnlichen Spielweise. Beide sind Zehner hinter einer Sturmspitze, genießen viele Freiheiten, tragen das Unberechenbare in sich.
Und da sind auch die Gemeinsamkeiten neben dem Platz. Der Mann aus Friesland, geboren in Varel, trägt ebenso wie der Urbayer, Spitzname Radio Müller, den Schalk im Nacken, ist immer für einen Spaß zu haben.
"Ich rede viel, mache gerne Späße und will, dass man nicht alles immer so ernst nimmt", sagte Undav im September und fügte hinzu: "Ich glaube, wenn jemand Nachfolger von Thomas Müller werden kann, dann bin ich das. Außerdem habe ich ja auch schon seine Rückennummer 13."
Nagelsmann über Undav: Ein positiver, lebensbejahender Typ, der uns gut tut"
Nagelsmann steht auf die Plaudertasche Undav, die immer auf Sendung ist. "Deniz ist ein richtig cooler Fetzen mit lustigen Sprüchen", sagte er am späten Freitagabend in Zenica und erklärte, warum Undav in der Mannschaft so gut ankommt: "Er hat eine coole Art, die Mannschaft mitzunehmen, er behandelt jeden gleich, das macht er sehr gut. Ein positiver, lebensbejahender Typ, der uns gut tut ‒ auf und neben dem Platz."
Hat sich Undav in Abwesenheit der verletzten Offensivakteure Jamal Musiala, Kai Havertz und Niclas Füllkrug beim DFB festgespielt, gar einen Stammplatz erobert? Soweit wollte Nagelsmann nicht gehen, er sagte: "Er ist einer, den wir sehr gerne bei uns haben." Auch als Joker. Diese Rolle hatte Undav bei der EM klaglos akzeptiert und sich selbst über die sieben Minuten Einsatzzeit (beim 2:0 gegen Ungarn in Stuttgart) gefreut.
Für das Nations-League-Gruppenspiel am Montag gegen die Niederlande versprach ihm Nagelsmann indirekt den nächsten Einsatz von Beginn an. Schließlich habe er Undav nach 67 Minuten in Zenica ausgewechselt, damit dieser "auch für Montag fit bleibt", so der Bundestrainer.