Ein Klub im Wandel: AZ-Noten für die Bosse des FC Bayern

Nach der gewonnenen Meisterschaft will der FC Bayern kommende Saison in Europa angreifen. Dafür braucht es noch mehr Unterstützung für Trainer Nagelsmann. Die AZ-Noten für die Bosse.
von  Maximilian Koch
Für das Sportliche beim FC Bayern verantwortlich: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann (links) und Sportvorstand Hasan Salihamidzic. (Archivbild)
Für das Sportliche beim FC Bayern verantwortlich: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann (links) und Sportvorstand Hasan Salihamidzic. (Archivbild) © imago images/Sven Simon

München - Das Ziel ist klar, es wurde unmissverständlich formuliert von allen verantwortlichen Alphatieren des FC Bayern. "Wir wollen eine Mannschaft aufbauen, die die Champions League in den nächsten Jahren gewinnen kann", sagte stellvertretend Vorstandschef Oliver Kahn.

Nach der zehnten Meisterschaft in Folge soll es bereits in der kommenden Spielzeit deutlich weiter gehen als bis in die 2. Runde des DFB-Pokals (0:5 gegen Gladbach) und ins Viertelfinale der Champions League (Aus gegen den FC Villarreal). "Ich bin sicher, dass unsere Spieler und unser Trainer diese Erfahrungen so abgespeichert haben, dass uns so etwas nicht mehr passieren darf - und wird", erklärte Kahn weiter.

Dabei muss Bayern allerdings den Spagat meistern, mit deutlich weniger Geld als die internationalen Riesen Manchester City, FC Liverpool, Real Madrid oder FC Barcelona auszukommen. Umso wichtiger ist es, dass Transfers sitzen. Und dass intern geschlossen agiert wird - auch um Trainer Julian Nagelsmann noch mehr Unterstützung zu geben als in dieser Saison.

Die AZ-Meisterzeugnisse für die Bosse.

Julian Nagelsmann – Note 3:

Der Coach holte in seiner ersten Saison die Schale und erreichte damit das Mindestziel. Im Pokal und in der Champions League muss er mit seiner Mannschaft in der nächsten Saison erfolgreicher sein - und insgesamt einen besseren Fußball spielen lassen als in der Rückrunde. Die besten Partien zeigte Bayern zweifellos in der Hinserie, als noch viel vom System Hansi Flick präsent war. Nagelsmanns Anpassungen griffen nicht wie erhofft - das soll sich in der Vorbereitung auf die neue Spielzeit ändern, mit neuen Spielern.

Was Nagelsmann auszeichnete in seiner Premierensaison: Er bezog öffentlich zu vielen Themen fernab des grünen Rasens Stellung, duckte sich nicht weg und übernahm damit im Namen des FC Bayern viel Verantwortung. Dass er dabei auch mal übers Ziel hinausschoss - geschenkt.

"Junge Leute müssen ihre Erfahrungen machen", sagte Präsident Herbert Hainer der "SZ". Es sei eben "eine gewisse Menschenkenntnis und Routine" von Vorteil, um "eine Star-Truppe zu orchestrieren. Diese Erfahrung kann ein 34-Jähriger logischerweise noch gar nicht haben". Aber Nagelsmann ist schon sehr weit.

Hasan Salihamidzic – Note 5:

Es steht eine wichtige Transferperiode für den Sportvorstand an, 2023 läuft sein Vertrag aus. Von den Neuzugängen des vergangenen Sommers konnten weder Dayot Upamecano noch Marcel Sabitzer oder Omar Richards den Kader entscheidend verbessern, im Winter blieben Transfers aus. Mit David Alaba verließ der Abwehrchef Bayern ablösefrei zu Real Madrid, nun geht Niklas Süle ablösefrei zu Borussia Dortmund.

Positiv: Mit Kingsley Coman wurde ein Stammspieler langfristig an Bayern gebunden, auch Thomas Müller hat verlängert. Bei Robert Lewandowski wird dies wohl nicht gelingen. Schafft es Salihamidzic in Verbindung mit seinen Vorstandskollegen, Nagelsmann einen Kader zu basteln, der die Champions League gewinnen kann?

Volle Unterstützung hat der Sportvorstand weiter von Uli Hoeneß, der sagte: "Als wir sechs Titel gewonnen haben, habe ich keinen gehört, der gerufen hat: 'Hasan, Hasan!' Jetzt, wo wir die Champions League nicht gewinnen, ist er alleine schuld. Das kann nicht sein. Er ist nicht allein verantwortlich für die Transferpolitik." Aber eine wichtige Rolle spielt Salihamidzic in der Personalpolitik selbstverständlich als Sportvorstand.

Herbert Hainer – Note 4:

Auf der Jahreshauptversammlung im November wurde es wild, die Klubführung um Präsident Hainer bewies speziell bei der Katar-Frage kein glückliches Händchen im Austausch mit den anwesenden Fans, es gab Pfiffe und am Ende sogar "Hainer raus!"-Rufe.

Es wird spannend zu beobachten sein, wie die Versammlung in diesem Jahr abläuft, ob sich Bosse und Anhang wieder annähern. Womöglich fehlt dem einen oder anderen Fan auch die emotionale Seite, die Hainer-Vorgänger Hoeneß in den Klub einbrachte.

Oliver Kahn – Note 4:

Auch der Rummenigge-Nachfolger agiert sehr kontrolliert, ganz anders als früher auf dem Spielfeld. Kahns jüngste "Basta!"-Aussage zu Lewandowski, der seinen Vertrag bis 2023 erfüllen soll, war eine Ausnahme. An den Worten muss er sich übrigens genauso messen lassen wie Hainer und Salihamidzic, falls in Kürze ein hohes Angebot für Lewandowski einflattern sollte.

Kahn geht seinen eigenen Weg bei Bayern, er zieht die Fäden im Hintergrund, hat ein großes Netzwerk und ist international hoch angesehen. Davon profitiert der Klub. In der Außenpolitik wünscht sich besonders Hoeneß, der Kahn und Salihamidzic das Zeugnis "gut" ausstellte, ein noch forscheres Auftreten, damit der FC Bayern kein beliebiger Klub wird. "Das wird sich ändern müssen in den nächsten Jahren. Es kann nicht sein, dass der Trainer das übernimmt", sagte Hoeneß. Bayern ist ein Klub im Wandel - wohin geht die Reise?

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