Ein irres Pott-enzial: Bayern macht der Konkurrenz schon wieder Angst

München - Alle Neune! Hansi Flick kegelt in der Champions League sämtliche Gegner weg. Neun Spiele, neun Siege, 34:4 Tore - so die unfassbare Bilanz des Bayern-Trainers, der noch nicht mal ein Jahr im Amt ist.
Und wenn man allein auf die letzten fünf Partien seit der Corona-Pause blickt, wird die bayerische Dominanz noch deutlicher: ein 4:1 gegen Chelsea, das historische 8:2 gegen Barcelona, ein 3:0 gegen Olympique Lyon und das 1:0 im Finale gegen Paris St.-Germain.
Und nun, beim Auftakt in die Gruppenphase, dieses formidable 4:0 gegen Atlético Madrid, gegen die laut Bayern-Star Thomas Müller weltgrößte "Rabauken"-Truppe, die im Vorjahr den FC Liverpool, den Champion von 2019, aus dem Wettbewerb ge-simeonet hatte.
Diego Simeone: "Qualität von Bayern hat den Unterschied gemacht"
Jener Diego Simeone, der Atlético-Coach, sonst nicht bekannt für demütige Aussagen, gab nach der Abreibung von München kleinlaut zu Protokoll: "Wir haben es sehr gut gemacht. Ich kann meinen Spielern nichts vorwerfen. Man muss auch einfach mal anerkennen, dass der Gegner gute Lösungen parat hatte. Die Qualität von Bayern hat den Unterschied gemacht."

Das hohe Tempo, das Pressing, das variable Spiel, die effektive Chancenverwertung, die vier Sahne-Tore von Kingsley Coman (zwei), sowie Corentin Tolisso und Leon Goretzka. Diese Qualität brachte den zwölften Erfolg in der Königsklasse in Serie, die Titelhamster haben nun 28 der letzten 29 Partien gewonnen. Bezwungen wurden die Bayern nur von Hoeneß - von Sebastian Hoeneß, dem Trainer der Hoffenheimer (1:4 Ende September).
Champions-Leauge-Titel führt über den FC Bayern
59 Tage nach dem Finaltriumph gegen PSG war das 4:0 in Spiel eins als Titelverteidiger "ein deutliches Ausrufezeichen, direkt am ersten Spieltag", befand Sky-Experte und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. "Die Bayern machen so weiter wie sie in der letzten Champions League Saison aufgehört haben."

Lissabon calling. Die Wettquoten auf den erneuten Cup-Coup dürften noch am Abend gesunken sein. Wer 2021 den Henkelpott holen will, muss diese Bayern bezwingen. Die mit dem irren Pott-enzial.
Ein Überblick der AZ:
Mit dem Zu-Null-Garanten: In seinem 394. Pflichtspiel für die Bayern hielt Kapitän Manuel Neuer seinen Kasten zum 200. Mal sauber. Bereits drei Partien hintereinander ist der 34-Jährige nun schon in der Champions League unbezwungen. Damit überholte er Bayern-Legende Sepp Maier, der in 651 Partien 199 Mal ohne Gegentor blieb.
Unangefochten noch vorne: der heutige Vorstand Oliver Kahn, der 247 Mal (in 632 Spielen) eine weiße Weste behielt.
"Körperliche Präsenz" in der Defensive
Mit der Bollwerk-Abwehr: "Was mir in der Defensive gefallen hat, war, dass die körperliche Präsenz da war", freute sich Flick nach Spielende. Was vor allem an Ex-Atlético-Profi Lucas Hernández lag, der sich als Linksverteidiger bissig und aggressiv in jeden Zweikampf - ja genau! - ge-simeonete.
Auffällig: Niklas Süle erhielt wie beim 4:1 in Bielefeld erneut den Vorzug vor Jérôme Boateng. Die zuvor übliche Rotation zwischen den beiden Innenverteidigern an der Seite von Abwehrchef David Alaba scheint beendet. Gut möglich jedoch, dass Boateng bereits am Samstag gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr, Sky live) wieder ran darf.
Kimmich zwischen Kreißsaal und Spielfeld
Mit dem Power-Mittelfeld: Goretzkas Treffer dokumentierte seine wilde, kraftstrotzende Entschlossenheit.
Tolisso bündelte den Frust über seine Rote Karte in Bielefeld in einen Hammerweitschuss. Und da ist noch Joshua Kimmich, der Mann zwischen Entbindungsstation und Strafraum. In der Nacht zum Mittwoch war der 25-Jährige zum zweiten Mal Vater geworden, Freundin Lina brachte ein Mädchen zur Welt.
Wenig Schlaf? Kein Problem für Kämpfer Kimmich. "Jo ist für uns im Mittelfeld enorm wichtig als Sechser", lobte Flick, "er ist immer anspielbar, weiß immer, was zu tun ist."
Tore auch ohne Hilfe von Robert Lewandowski
Mit der Baller-Offensive: "Vier wunderbare Tore, eins schöner als das andere", freute sich Flick. Und dabei ging der Top-Torjäger, Europas Fußballer des Jahres, Robert Lewandowski, gänzlich leer aus. Das sagt doch schon alles über Bayerns irres Pott-enzial.