Ein Fehler-Biest?

Er nannte sich selbst das „Feierbiest“. Doch nach dem Absturz der Bayern auf Platz 12 gerät auch Trainer van Gaal unter Druck.
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Louis van Gaal
dpa Louis van Gaal

Er nannte sich selbst das „Feierbiest“. Doch nach dem Absturz der Bayern auf Platz 12 gerät auch Trainer van Gaal unter Druck.

DORTMUND Die Köpfe unten, die Krüge hoch? Und diese Häme: Hier feiern die Versager auf dem Oktoberfest. Also sagte der Vorstand des FC Bayern den für Montag geplanten Wiesn-Besuch mitsamt den Frauen der Spieler, Trainer und Verantwortlichen beim Käfer nach dem 0:2 in Dortmund und dem Sturz auf Rang 12 ab. „Wenn man verliert, ist es nicht angebracht, dass man sich auf der Wiesn mit einer Maß zuprostet. Das wäre nicht das richtige Zeichen gewesen“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, „man muss hart arbeiten, nicht feiern. Dass der Trainer ein Training anhängt, ist die logische Konsequenz.“

Rasen statt Wiesn. Ab 11.30 Uhr wurde ein Straftraining angesetzt. Ein logischer Schritt, eine Maßnahme in Sachen Außenwirkung – doch nicht unbedingt wirkungsvoll. Die Nationalspieler reisten am Abend zu ihren Verbänden, das nächste Spiel ist erst am 16. Oktober, in der Allianz Arena gegen Hannover.

Doch was blieb Trainer Louis van Gaal anderes übrig nach dem schlechtesten Saisonstart der Vereinshistorie? Nun gilt es, keine Fehler mehr zu machen. Sind ja schon genug passiert. Genau das brachte Präsident Uli Hoeneß auf den Punkt, als er sich in Dortmund den Frust von der Seele schimpfte. Er nannte keine Namen bei seinem Rundumschlag, doch viele der Kritikpunkte gehen auf den Verantwortungsbereich von Chefcoach van Gaal zurück.

Die AZ geht macht eine Checkliste der Anklage:

Die Fitness:

Hoeneß wunderte sich, dass es nicht seine Bayern, sondern die Dortmunder waren, die trotz zweier Tage weniger Erholung nach ihrer Europapokal-Partie am Donnerstag in der zweiten Halbzeit zulegten. Hoeneß: „Wir waren es, die am Ende nichts mehr drauf hatten.“ Eine Frage der Kondition, nicht nur des Willens. Fällt in den Bereich Trainerstab.

Die Psyche:

Der Vorwurf, die WM nicht verkraftet zu haben und mit der Höhenluft nicht zurechtzukommen, geht nicht nur an die Spieler selbst – es ist Aufgabe eines Trainers, Tendenzen zur Hybris im Kader zu erkennen und gegenzusteuern.

Die Tor-Krise:

Peinliche fünf Törchen aus sieben Spielen –, die schwächste Ausbeute aller 18 Bundesligisten, seit 467 Minuten sind die Bayern ohne Stürmer-Treffer. In Dortmund gab van Gaal erstmals Mario Gomez die Chance, sich zu beweisen, sein Selbstvertrauen ist nach Wochen auf der Bank jedoch verschollen. Hat der Trainer zu lange an Olic und Klose festgehalten, die weder Rhythmus noch Form fanden?

Die Ausreden:

Natürlich hat van Gaal gewarnt, von Tag eins der Vorbereitung an. Alle wussten um die Probleme im Jahr eins nach einer WM. Doch Hoeneß sieht die Zeit gekommen, dass die „Entschuldigung Südafrika“ ad acta gelegt wird, das Jammern über das Fehlen der kreativen Superstars Ribéry und Robben hält der Präsident inhaltlich für berechtigt – kann es aber auch nicht mehr hören.

Die Transferpolitik:

Kein Cent für neue Spieler, einzig Kroos und Breno kehrten zurück. Die Bosse hätten liebend gerne WM-Star Sami Khedira verpflichtet, um für mehr Konkurrenz im Kader zu sorgen. Doch van Gaal setzt auf das – letzte Saison erfolgreiche – Personal, bevorzugt Harmonie. Nun zeigt sich, dass dieser Weg wohl der falsche war. Auf Kuschel-Kurs gegen die Wand? „Wir müssen den Mantel der Nächstenliebe weglegen“, forderte Hoeneß, der „zu viel Harmonie“ ausgemacht hatte. Der Wiesnauftritt wäre bei einer Siegesserie wie gemalt gewesen für Louis van Gaal, der sich im Mai den Beinamen „Feierbiest“ gegeben hatte. Wird er nun mehr und mehr zum Fehlerbiest?

Patrick Strasser

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