Ein Fan namens Uli
Halb Drohung, halb Versprechen. Die Worte „das war’s noch nicht“, die Uli Hoeneß am 2. Mai 2014 vor seinem Haftantritt wegen Steuerhinterziehung in zweistelliger Millionenhöhe den vielen Gegnern und noch mehr Freunden entgegenschleuderte, sind unvergessen.
Jetzt, nach 637 Tagen, endet das dunkelste Kapitel in der sonst so strahlenden Lebens- und Erfolgsgeschichte des ehemaligen Bayern-Managers und -Präsidenten. Am Montag wird der 64-Jährige vorzeitig aus der Haft der JVA Rothenfeld entlassen. Die Türen bei den Bayern, seinen Bayern, wo er während seiner Gefängnisstrafe als Freigänger in den letzten Monaten bereits für die Jugendabteilung tätig war, stehen natürlich sperrangelweit offen.
Doch will er, der unzweifelhaft das Herz, die Seele, das Bauchgefühl (und die Abteilung Attacke) bei den Münchnern war, sich das wirklich wieder antun? Klar ist, dass er nicht mehr omnipräsent sein wird, dass er sich nicht mehr in den Talkshows dieser Fernsehwelt tummeln, dass er sich nicht mehr gefragt oder ungefragt zu jedem Thema äußern will. Zuletzt inszenierte Hoeneß sich lieber wieder als Wohltäter, spendete öffentlichkeitswirksam.
Der einstige Genussmensch, der den kulinarischen Reizen früher öfter erlag, als es seiner Gesundheit guttat, hat sich verändert. Äußerlich und innerlich. Zwischenzeitlich hatte er 25 Kilo abgenommen, er sah verhärmt, ausgemergelt aus. Jetzt sind wieder sieben Kilo drauf, das steht ihm gut.
Erstmal in den Urlaub
Und auch so hat Hoeneß, der früher oft mit extremer Zornesröte im Gesicht zum Rundumschlag ansetzte, eine neue Gelassenheit für sich entdeckt. Im Gefängnis in Landsberg, wo er anfangs einsaß, hat er sich stets kooperativ gezeigt, den Respekt der Insassen und Bediensteten durch eine ungekünstelte Bodenständigkeit verdient, wie die AZ aus Insiderkreisen erfuhr.
„Ich werde in den nächsten Monaten einfach den Fußball genießen, ins Stadion gehen und wieder Fan sein“, sagte Hoeneß dem „Kicker“. Ein Fan namens Uli. Seinen ersten öffentlichen Auftritt wird Hoeneß am 13. März haben. Für seinen engen Freund Jupp Heynckes, den Hoeneß 2011 persönlich zurück zu den Bayern gelotst hatte, und der den Verein 2013 zum legendären, zum auch unter Pep Guardiola bisher unerreichten Triple geführt hat, wird er die Laudatio halten, wenn die Stadt Mönchengladbach Heynckes den Ehrenring überreichen wird.
Im Achtelfinalrückspiel der Champions League, wenn sich die Bayern um Kapitän Philipp Lahm nach dem 2:2 im Hinspiel Juventus Turin vornehmen, will er in der Allianz Arena sitzen.
Erster Auftritt für seinen Freund Jupp Heynckes
War’s das also für Hoeneß? Oder kommt doch noch das große Bayern-Comeback? Wird er bei der Präsidentenwahl im November doch wieder nach der Macht greifen – und diese auch bekommen? 14 Monate hat Hoeneß ohne einen Tag Urlaub gearbeitet.
Er wird sich erst zurückziehen, weiter im Juniorenbereich tätig sein, obwohl mit der Haftentlassung offiziell der Anstellungsvertrag endet. „Ich habe es jetzt verinnerlicht, da bleibe ich dran“, sagte er im „Kicker“.
Danach will er sich im Juni mit seiner Frau Susi, mit der er schon immer wieder bei den Spielen der Bayern-Basketballer zu Gast war, einen Sommerurlaub gönnen. Er will die Freiheit genießen, den Kopf freibekommen, sich selbst hinterfragen und dann entscheiden, was das Beste ist.
Für sich, für seine Familie, für seine Zweitfamilie, den FC Bayern.