Ein bisschen Frieden: Was ist Flicks Versöhnung mit Salihamidzic wert?

Bayern-Trainer Hansi Flick berichtet nach dem 2:1-Sieg gegen Lazio von einer Aussprache mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic: "Wir sind beide erleichtert." Aber kehrt nun wirklich Ruhe ein?
von  Maximilian Koch
Die Spannungen zwischen Hansi Flick und Hasan Salihamidzic sollen (vorerst) beseitigt sein.
Die Spannungen zwischen Hansi Flick und Hasan Salihamidzic sollen (vorerst) beseitigt sein. © IMAGO / kolbert-press

München - Bislang hatten sich die Stars des FC Bayern mit Äußerungen zum Machtkampf zwischen Trainer Hansi Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic zurückgehalten, doch damit war es nach dem 2:1-Sieg gegen Lazio vorbei. Mittelfeldchef Joshua Kimmich gab einen Einblick ins Innenleben der Mannschaft.

"Man bekommt natürlich mit, was außerhalb geschrieben und diskutiert wird", sagte Kimmich und stellte klar: "Am Ende des Tages wäre es bei dem Erfolg, der gerade da ist, schöner, wenn Ruhe einkehrt und man nicht internen Zündstoff nach außen gibt." Eine deutliche Ansage des Führungsspielers an die Bosse. Es spricht für Kimmich und das Bayern-Team, dass der Zoff bislang keine Auswirkungen auf die Leistung hat. "Uns als Mannschaft belastet das nicht großartig", ergänzte der 26-Jährige: "Auf dem Feld merkt man nicht, dass von außen Unruhe da ist."

Flick und Salihamidzic nach Aussprache "erleichtert" und "optimistisch"

Der Erfolg gegen Lazio nach Toren von Robert Lewandowski und Eric Maxim Choupo-Moting war gleichbedeutend mit dem sechsten Sieg in Folge, die Münchner erreichten zum 19. Mal in ihrer Klubhistorie ein Champions-League-Viertelfinale. Rekord! Und, was ebenso wichtig war am Mittwochabend: Flick und Salihamidzic nähern sich endlich an.

"Wir sind heute aufeinander zu gegangen und haben das aus der Welt geschafft, ganz im Sinne des Vereins", berichtete Flick von einem Treffen mit Salihamidzic am Spieltag. Beide seien "erleichtert" und "optimistisch" für die Zukunft, so der Coach weiter: "Wir spielen erfolgreich Fußball, deswegen ist es für uns beide und den Verein die richtige Aktion gewesen." Ein bisschen Frieden - das ist doch schon mal was.

Flick spricht über Transfer-Konflikt mit Salihamidzic

Flick ging auch im wesentlichen Konfliktpunkt, der Kaderplanung, auf Salihamidzic zu. "Gerade in der Corona-Zeit ist es auch für einen Sportvorstand nicht einfach, Spieler zu holen", erklärte er zu den Transfers wie denen von Marc Roca oder Bouna Sarr und: "Dann haben wir gesagt, wir wollen in der Breite Spieler dazu nehmen. Das haben wir gemacht. Deshalb ist die Breite auch gut besetzt."

Mit seinem souveränen Auftritt hat Flick erstmal für Ruhe gesorgt - das war sein Ziel. Bayern liegt vor der Auslosung des Viertelfinals an diesem Freitag auf Kurs Titelverteidigung in der Königsklasse, in der Bundesliga hat sein Team vier Punkte Vorsprung auf RB Leipzig herausgespielt.

Hoeneß und van Gaal sprachen sich einst erfolglos aus

Die Münchner schienen bis zum Lazio-Spiel selbst ihr größter Gegner zu sein - das soll sich nun ändern. Und der Friede zwischen Flick und Salihamidzic sollte möglichst von Dauer sein, damit der Coach in der kommenden Saison weiter den FC Bayern und nicht etwa die deutsche Nationalmannschaft trainiert. In der Vergangenheit brachten solche Friedensgipfel der Münchner übrigens nicht immer den gewünschten Erfolg.

Ende 2010 etwa saßen der damalige Präsident Uli Hoeneß und Trainer Louis van Gaal nach einem Champions-League-Spiel im rumänischen Cluj (4:0, drei Tore von Mario Gomez) zusammen und prosteten sich öffentlichkeitswirksam mit edlem Rotwein zu. Wenige Monate später war van Gaal, der sich mit Hoeneß ständig gestritten hatte, entlassen und Bayern-Geschichte.

Der "Rotwein-Friede von Cluj": Uli Hoeneß und Louis van Gaal (l.) 2010.
Der "Rotwein-Friede von Cluj": Uli Hoeneß und Louis van Gaal (l.) 2010. © sampics / Augenklick

FC Bayern: Nicht alle Transfer-Fragen sind geklärt

Einige heikle Themen sind auch zwischen Flick und Salihamidzic noch nicht endgültig geklärt: Wird Ersatztorhüter Alexander Nübel im Sommer verliehen oder bleibt er als unglückliche Nummer zwei hinter Manuel Neuer? Darf Flick sein "Projekt" Tiago Dantas weiter vorantreiben - oder nicht? Und wird der Trainer bei künftigen Transferplanungen tatsächlich komplett mit eingebunden?

Es wird spannend zu beobachten sein, wie lange die Friedenstauben diesmal über der Säbener Straße fliegen...

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.