Effe: „Lahm und Schweini – das ist für Bayern Gold wert“

Ex-Bayern-Kapitän Stefan Effenberg traut Bastian Schweinsteiger die Zehn bei Bayern zu und sagt, er könne auch später noch ins Ausland wechseln
AZ: Herr Effenberg, Bastian Schweinsteiger hat seinen Vertrag bei Bayern nun endgültig unterschrieben, bleibt bis 2012. Er bleibt in der Heimat, widersteht den Verlockungen europäischer Großklubs. Richtig so? Gut so?
STEFAN EFFENBERG: Es ist der absolut richtige Schritt für ihn in seinem Alter. Er ist jetzt 24, für einen Wechsel ins Ausland ist noch genügend Zeit. Positiv für seine Entwicklung sehe ich es, dass er in seinem gewohnten Umfeld bleibt.
AZ: Schweinsteiger bis 2012, Philipp Lahm ebenso. Die Bayern haben ihre Bayern an sich gebunden.
STEFAN EFFENBERG: Das sind Spieler, die bei Bayern groß geworden sind, junge, deutsche Nationalspieler – die muss man halten. Die beiden sind die Zukunft des FC Bayern, denn Toni, Klose, Lucio oder van Bommel sind auch nicht mehr die Jüngsten. Dass Lahm & Schweini bleiben ist für Bayern Gold wert.
AZ: Nun kann Schweinsteiger den nächsten Schritt machen, fußballerisch oder als Persönlichkeit. Wird er eher die neue Nummer „10“ oder Kapitän?
STEFAN EFFENBERG: Ich dachte, Uli Hoeneß hat die „10“ für Toni Kroos reserviert – ich denke allerdings, dass das ein ganz weiter Weg wird für den jungen Kerl. Schweini rutscht immer mehr in diese Rolle hinein, er will ja auch ins Zentrum des Spiels. Dort ist er torgefährlicher, weil er den direkteren Weg zum Tor hat.
AZ: Und die Kapitänsbinde?
STEFAN EFFENBERG: Ja, das traue ich ihm eines Tages zu. Allerdings hat auch Philipp Lahm einen großen Entwicklungsschritt genommen, er meldet in letzter Zeit öffentlich Ansprüche an. Ich mag ja solche Typen, die sagen, was Sache ist. Lahm meinte kürzlich: Ist ja schön und gut, was Hoffenheim da macht, aber Meister werden wir. So muss es sein.
AZ: Lahm und Schweinsteiger gehören zur Generation WM 2006, haben beim Sommermärchen ihren internationalen Durchbruch geschafft. Lukas Podolski war damals mit dabei. Und heute?
STEFAN EFFENBERG: Insgesamt gesehen hat er mich enttäuscht. Ich hätte erwartet, dass da mehr kommt, dass er sich richtig reinkniet und fightet. Man muss feststellen, dass er es bis zum heutigen Tag nicht gepackt hat, die Konkurrenzsituation mit Luca Toni und Miro Klose war und ist einfach zu groß. Außerdem ist er nicht wirklich mit dem Herzen dabei. Er hat den 1. FC Köln im Herzen, das Bayern-Trikot trägt er nur.
AZ: Wäre es da nicht sinnvoller, Podolski schon im Winter gehen zu lassen – bei akutem Heimweh.
STEFAN EFFENBERG: Der FC Bayern muss aufpassen, das ist eine sensible Geschichte. Für die Aufgaben in der Rückrunde braucht man Ruhe im Verein, absolute Konzentration auf die Ziele und nicht Poldi hier, Poldi da. Wenn es Störungen gibt, müsste man reagieren und einen sofortigen Schlussstrich ziehen.
AZ: Geht aber wohl nur, wenn die Bayern Ersatz finden. Ivica Olic, der HSV-Stürmer, soll erst zum 1. Juli 2009 verpflichtet werden. Was halten Sie von ihm?
STEFAN EFFENBERG: Ich vergleiche ihn mit Brazzo (Ex-Bayer Hasan Salihamidzic, jetzt bei Juventus Turin, d.Red.), er ist ein ähnlicher Spielertyp. Viel unterwegs, schnell, kann vier bis fünf Positionen spielen, er ist ein Teamspieler. Mit Olic hätten die Bayern, wenn es denn klappt, einen richtig guten Griff getan, da setzen sie absolut auf die richtige Karte. Eine tolle Ergänzung zu Toni & Klose.
Interview: Patrick Strasser