Interview

Edmund Stoiber im AZ-Interview: "Wir müssen mehr Siegeswillen ausstrahlen"

Bayerns Aufsichtsratsmitglied Edmund Stoiber spricht in der Abendzeitung über den schwachen Start ins neue Jahr und die Partien gegen Paris: "Wenn es darauf ankommt, ist die Mannschaft da".
von  Maximilian Koch
Drei Remis zum Start ins Jahr 2023 und daher stark unter Druck vor dem Pokalspiel in Mainz am Mittwoch: das Bayern-Team um (v.l.) Alphonso Davies, Serge Gnabry, Dayot Upamecano und Joshua Kimmich.
Drei Remis zum Start ins Jahr 2023 und daher stark unter Druck vor dem Pokalspiel in Mainz am Mittwoch: das Bayern-Team um (v.l.) Alphonso Davies, Serge Gnabry, Dayot Upamecano und Joshua Kimmich. © IMAGO/Ulmer/Teamfoto

AZ-Interview mit Edmund Stoiber Der 81-Jährige war von Mai 1993 bis September 2007 Ministerpräsident des Freistaates Bayern und von 1999 bis 2007 Vorsitzender der CSU. Er ist Vorsitzender des Verwaltungsbeirates beim FC Bayern und zudem Mitglied des Aufsichtsrats.

Edmund Stoiber
Edmund Stoiber © IMAGO/Rolf Poss

AZ: Herr Stoiber, der FC Bayern ist mit drei Unentschieden enttäuschend ins Jahr 2023 gestartet. Wie bewerten Sie die Situation vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale bei Mainz 05 am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD, Sky)?
EDMUND STOIBER: Wir haben immer einen hohen Anspruch an uns, das ist klar. Der FC Bayern ist der dominierende Klub in Deutschland, viele Beobachter beklagen, dass wir in den vergangenen zehn, 20 Jahren zu dominant waren. Wir sind zehnmal hintereinander Meister geworden. Aber es ist doch normal, dass nach sehr starken Phasen auch mal weniger starke Phasen kommen. Diese drei Unentschieden sind zweifellos nicht das, was sich der Trainer und die Verantwortlichen vorgestellt haben - noch dazu die Art und Weise, wie diese Unentschieden zustande gekommen sind. Man kann nicht sagen, dass wir 20 Chancen hatten und nur eine genutzt haben - wie teilweise vor der WM-Pause. Wir haben diese Chancen aktuell gar nicht, deshalb müssen wir insgesamt griffiger werden.

"Wir müssen mehr Siegeswillen ausstrahlen"

Wie kann das gelingen?
Ich vertraue darauf, dass Spieler und Trainer das erkennen und schnellstmöglich ändern. Joshua Kimmich hat kürzlich bereits erwähnt, dass es auf die Haltung und Einstellung ankommt. Thomas Müller hat sich ähnlich geäußert, Julian Nagelsmann ebenso. Wir müssen mehr Siegeswillen ausstrahlen. Ich bin gespannt, wie die Mannschaft am Mittwoch auftritt. Ein Unentschieden wird es in Mainz jedenfalls nicht geben können.

"Wenn es darauf ankommt, ist die Mannschaft da"

Der erste Titel könnte allerdings schon futsch sein bei einer Niederlage. Macht Ihnen die derzeitige Form des Teams ein wenig Sorge - auch mit Blick auf das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Paris Saint-Germain am 14. Februar?
Da habe ich keine Angst, auch wenn die drei Spiele jetzt gewiss keine Offenbarung waren. Ich gehe immer davon aus, und das gehört zum Bayern-Gen einfach dazu: Wenn es darauf ankommt, ist die Mannschaft da. Auch gegen die Star-Truppe von Paris. Unsere Spieler haben ja alles, ein riesiges Potenzial. Es kommt nur darauf an, dieses Potenzial auch umzusetzen. Ich drücke die Daumen, dass am Mittwoch ein unglaublich engagierter FC Bayern auf dem Platz steht, bei dem jeder für den anderen Spieler rennt und man den gemeinsamen Siegeswillen wieder spürt. Wir hatten solch schwierige Phasen immer wieder mal - und haben sie immer gelöst.

"Ich hoffe, dass es jetzt wieder aufwärtsgeht"

Ist den Verantwortlichen um Coach Nagelsmann denn bewusst, wie gefährlich die sportliche Situation derzeit ist? Auch der Meisterkampf ist offen wie lange nicht.
Ich glaube, dass alle Verantwortlichen wissen, dass wir keine allzu tolle Phase nach der Weltmeisterschaft haben. Diese WM war ein gewisser Tiefpunkt für Deutschland, wir sind wirklich traurig ausgeschieden. Da war im Spiel der deutschen Mannschaft viel zu wenig Aktion nach vorne, es wurde fast nur in die Breite gespielt. Der FC Bayern hat viele Spieler abgestellt, nicht nur für die deutsche Mannschaft, sondern auch für die Franzosen, für Kanada, für Kamerun, Marokko oder die Niederlande. Diese WM hat offenbar ihre Wirkung, vielleicht hat die lange Pause auch nicht gutgetan. Die Engländer haben an Weihnachten schon wieder gespielt. Ich hoffe, dass es jetzt wieder aufwärtsgeht. Die Dynamik, die schon mal da war in dieser Saison, ist aktuell weg. Und die muss wiederkommen.

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