Eberls Reifeprüfung – unter Beobachtung des FC Bayern

Leipzig/München - Der Umbruch bei einem der vermeintlich stärksten Herausforderer entwickelt sich immer radikaler – da schaut man als FC Bayern natürlich schon mal genauer hin.
Mit Christopher Nkunku (FC Chelsea) und Dominik Szoboszlai (FC Liverpool) haben sich schon zwei Leistungsträger der vergangenen Saison in diesem Sommer von RB Leipzig verabschiedet – und es braucht nicht allzu viel Fantasie, um zu erahnen, dass bald auch noch Abwehr-Star Josko Gvardiol den Dosen-Klub Richtung Triple-Sieger Manchester City verlassen wird.
Folgt Eberl auf Salihamidzic?
Dabei ist der immense sächsische Aderlass längst nicht der einzige Grund, warum die Bosse an der Säbener Straße das Transfergeschehen beim aktuellen Pokalsieger im Blick haben. Noch mehr im Fokus der bayerischen Beobachtung ist Leipzigs Sportdirektor Max Eberl und die Frage, wie er den RB-Ausverkauf händelt, respektive wie er mit dem plötzlichen Millionen-Regen umgeht. Schließlich steht der 49-Jährige den Gerüchten nach ganz oben auf der Liste der potenziellen Kandidaten für die Nachfolge des ehemaligen Bayern-Sportchefs Hasan Salihamidzic.
Eberl muss jetzt also liefern: für Bayern – in erster Linie aber natürlich für seinen aktuellen Arbeitgeber. Die Stimmung könnte schnell kippen, sollte der Kader nicht adäquat nachgerüstet werden. Das weiß auch Eberl.
"Ich kann die Enttäuschung und Sorgen der Fans verstehen. Kein Verein, kein Verantwortlicher und kein Trainer dieser Welt verliert gerne Spieler dieses Formats", sagte der Sport-Geschäftsführer von RB Leipzig der "Leipziger Volkszeitung": "Aber das Ganze hat uns nicht unvorbereitet getroffen – und ich kann versprechen, dass wir wieder eine klasse und mitreißende Mannschaft haben werden."
Schlecht für die Mannschaft, gut für die Kasse
Das nötige Kleingeld dazu scheint vorhanden. Die Abgänge der Ausnahmespieler Nkunku (60 Millionen), Szoboszlai (70) und Konrad Laimer (FC Bayern/ablösefrei) schmerzen heftig – spülen aber auch viele Millionen in die Kassen des Red-Bull-Klubs.
Und sollte sich Eberl mit ManCity und Pep Guardiola einig werden, kämen noch einmal rund 100 Millionen Euro dazu. Der Kroate Gvardiol, der sich bei der WM in Katar ins Rampenlicht spielte, wäre dann der teuerste Verteidiger der Welt. "Josko und seine Berater haben bei uns den Wunsch nach einem Wechsel zu Manchester City hinterlegt. Wir sind in Gesprächen mit Manchester. Mehr ist dazu momentan nicht zu sagen", so Eberl.
Publikumslieblinge schwer zu ersetzen
Ein Teil der Summe wurde bereits in die Zugänge Christoph Baumgartner (Hoffenheim/24 Millionen), Benjamin Sesko (24) und Nicolas Seiwald (beide Salzburg/20) reinvestiert. Ob die jungen Hoffnungsträger, laut Eberl "richtig gute Jungs", aber in der Champions League und im Kampf um die deutsche Meisterschaft sofort als adäquater Ersatz dienen, ist fraglich. Zu schwerwiegend ist der Wegfall der Stars und Publikumslieblinge.
"RB Leipzig hat es auch vor meiner Zeit immer wieder geschafft, eklatante Abgänge aufzufangen. Daran arbeiten wir auch jetzt gerade mit großer Lust und Überzeugung", betonte Eberl, der in diesem Sommer die Vertragsverlängerung mit Dribbelkünstler Dani Olmo als Erfolg verbuchen konnte. Dazu kündigte der Sportchef die Verpflichtung von weiteren "extrem spannenden" Spielern an – kein Grund zur Panik also.
In München wird man dennoch umso genauer hinschauen.