Durch die Hintertür

Schon wieder ein Endspiel: Der FC Bayern muss in Freiburg gewinnen, damit die Trainer-Debatte nicht erneut losgeht. Van Gaal gibt sich trotzig und vergleicht sein Team sogar mit Barcelona 2010.
Thomas Becker |
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Bayern-Trainer Louis van Gaal steht unter Druck.
dpa Bayern-Trainer Louis van Gaal steht unter Druck.

MÜNCHEN Der SC Freiburg liegt den Bayern. Sagt zumindest die Statistik. Von den letzten 17 Bundesliga-Duellen mit den Breisgauern hat der FC Bayern kein einziges verloren. 14 Mal siegten die Münchner, drei Mal gab’s ein Unentschieden. Was soll da am Samstag (Anstoß 15.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de) also schon passieren? Eine rhetorische Frage, klar.
Dass beim FC Bayern derzeit alles, aber auch wirklich alles passieren kann, haben die vergangenen Wochen bewiesen. Es könnte sogar sein, dass es das letzte Spiel des Louis van Gaal als Bayern-Coach ist. Letzte Ausfahrt Freiburg, Abgang nicht „durchs große Tor“, wie er sich’s wünscht – sondern durch die Hintertür.


Schwarzmalen macht keinen Spaß. Aber wenn die Führung des erfolgreichsten deutschen Fußballklubs um die offenbar alternativlose Qualifikation für die Champions League bangt, müssen Gedankenspiele erlaubt sein. Mittlerweile scheint gar der Verbleib von Super-Star Arjen Robben vom abschließenden Tabellenplatz in der Liga abhängig zu sein. Zieht der Klub bei einer weiteren Niederlage endgültig die Reißleine, um doch noch Platz zwei oder drei zu erreichen? Oder reagiert Louis van Gaal etwa auf die zuletzt auch öffentliche Kritik an seinem fehlenden Defensivkonzept? Frage eins können nur Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß beantworten; die Antwort auf Frage zwei heißt mit rund 200-prozentiger Gewissheit: definitiv nein.


Thomas Müller, einer der Lieblingsspieler van Gaals, sagte der AZ am Tag nach dem K.o. gegen Inter Mailand: „Der Trainer macht alles wie vorher auch, hält seine Ansprachen, lässt uns spüren, was ihm wichtig ist, was wir machen sollen." Ist also weiterhin beratungsresistent, um in der Diktion des Präsidenten zu bleiben. Hält an seinem offensiv ausgerichteten Konzept fest wie ein bockiges Kind, das mit dem Fuß ausstampft und kräht: Defensive mach’ ich nicht!


Dass ihm sein Sportdirektor den Spiegel vorhält (Christian Nerlinger: „Man sieht die Defensivproblematik ganz deutlich“) und sein Ehrenpräsident ihm Naivität wegen versäumten Verteidiger-Kaufs vorwirft (Franz Beckenbauer: „Da hat man einiges versäumt, da war man zu blauäugig“), erschüttert van Gaal offenbar nicht weiter. Trotzig, ja fast beleidigt, wiederholt er sein Mantra: „Verteidigen ist immer einfacher als angreifen. Wir haben letztes Jahr so tolle Spiele gemacht, so attraktive Spiele - und jetzt ist der Champions League eine attraktive Mannschaft verloren gegangen. Auch Barcelona hat letztes Jahr verloren.“


Dass das Spiel nicht nur aus Offensive besteht, ist im Kosmos des Louis van Gaal nicht vorgesehen. Während der Partie das System zu ändern, um womöglich ein Ergebnis zu sichern, wie es Ottmar Hitzfeld jahrelang vorgeführt hatte, kommt für van Gaal nicht in Frage. Unlängst schwärmte er noch von der Fähigkeit Inter Mailands, das Spielsystem den Gegebenheiten anzupassen - seinen Bayern will er das nicht zumuten. Lieber arbeitet er an seinem Vermächtnis: „Ich hoffe, dass sich die Leute an das attraktive Spiel erinnern. Das war und ist meine Handschrift. Die Fans stehen hinter uns, jubeln auch nach dem Aus gegen Mailand.“


Der Vorstand jubelt aber schon lange nicht mehr. Am Samstagabend könnte er die Geduld verlieren - und in die Offensive gehen.

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