Duell der Top-Torhüter bei Bayern gegen Frankfurt: Den Neuer auf Trapp halten

München - Kevin Trapp macht wieder Schlagzeilen, diesmal nicht auf dem Spielfeld. "Ich versuche, mich über meine Klamotten auszudrücken. Sie sollen meinen Charakter widerspiegeln", sagte er dem Magazin "Sports Illustrated".
Tja, fast schade, dass ihn die Fans auch beim Liga-Start am Freitag (20.30 Uhr, DAZN, Sat.1 und im AZ-Liveticker) nur in kurzer Hose und irgendeinem bunten Oberteil sehen. Denn was für ein Charakter dieser Trapp ist, wäre schon mal interessant: Einer, der Manuel Neuer auf Trapp hält?

Seit Jahren muss sich der Bayern-Keeper, der am Mittwoch wegen einer Magen-Darm-Verstimmung im Training fehlte, keine Sorgen um den Status als nationale Nummer eins machen. Er ist nahezu sakrosankt. Wenn er mal verletzt ist, springen Marc-André ter Stegen oder eben Kevin Trapp kurz für ihn ein - und nehmen dann wieder brav auf der Ersatzbank Platz.
Kevin Trapp war beim Europa-League-Triumph entscheidend
Da sich Altersfragen bei Torhütern lange nicht so dringlich stellen wie beim hin-und-her-flitzenden Personal etwas weiter vorn auf dem Feld, droht Neuer auch in dieser Hinsicht so schnell keine Diskussion.
Und dass ein anderer deutscher Keeper womöglich noch einen Tick besser als der eh schon verdammt gute Neuer sein könnte, auf diese Idee ist bislang ja noch niemand gekommen. Wobei: Realistisch betrachtet ist der Frankfurter Kevin Trapp der Torwart des Jahres.
Mit seinen spektakulären Paraden in all den immer noch schwer fassbaren Europa-League-Partien der vergangenen Saison hat er mit Sicherheit einen sehr großen Anteil am finalen Triumph seiner Eintracht. Und beim 4:0-Pokalsieg gegen den 1. FC Magdeburg hat er derweil schon wieder da weitergemacht, wo er aufgehört hat; beim Elfmeter halten. Mit einem parierten Strafstoß gegen Andreas Müller verhinderte er gleich in Minute sechs den möglichen Ausgleich.
Trapp war einer der besten Spieler der vergangenen Saison
Anerkennung widerfährt dem 31-Jährigen derzeit auf allen Ebenen: Bei der Wahl zu Deutschlands Fußballer des Jahres war der gebürtige Saarländer der beste Deutsche, hinter dem für Leipzig kickenden Franzosen Christopher Nkunku und dem polnischen Ex-Bayern Robert Lewandowski. Neuer landete derweil abgeschlagen auf Platz neun.
Auch in der Rangliste des Fachmagazins "Kicker" löste Trapp den Münchner Kollegen auf Platz eins ab - was so begründet wird: "Sogar über die Einstufung in die Weltklasse wurde in der Redaktion intensiv diskutiert, doch in der Bundesliga wusste Trapp nur einmal, beim 0:1 gegen die Bayern im Februar, wirklich zu glänzen. Zum Sprung von Position 9 auf 1 langt es dennoch für Trapp, der damit Manuel Neuer überflügelt - auch das ist eine gewisse Auszeichnung." Wohl wahr.
Kevin Trapp ist im DFB-Team nur dritter Torhüter
Für die Winter-WM in Katar steht die Hackordnung eigentlich fest: Neuer vor ter Stegen und der vor Trapp. Ob diese Reihung in ein paar Wochen oder Monaten auch noch Bestand haben wird? Oder verzichtet Barcelonas ter Stegen, der in vielen seiner bislang 28 Länderspiele (in zehn Jahren!) einen unglücklichen, weil nervösen Eindruck hinterließ, womöglich auf den vierwöchigen Ersatzbankausflug in die Wüste?
Trapp wird sich das gemütlich anschauen. Er ist kein Typ wie einst Uli Stein, der sich verbal an Konkurrent Toni Schumacher vorbei reden wollte. Trapp wird mit Leistung überzeugen wollen. Die Bühne dafür ist in dieser Saison noch größer geworden als im Vorjahr: Königsklasse statt Europa League.
Da hat Mode-Fan Trapp sicher ausreichend Gelegenheit, mal seine neue, bereits zweite Kollektion vorzuführen. Vor seiner Rückkehr zu den Hessen hatte Trapp bei Paris St.-Germain gespielt und dort die Mode für sich entdeckt: "Man merkt in so einer Stadt natürlich auch, was Mode bedeuten kann. Die Leute dort sind chic, cool oder auch mal auffällig angezogen."
Wichtig ist für ihn aber auf dem Platz, in kurzer Hose und irgendeinem bunten Oberteil.