Druckmittel Butt für den Neuer-Poker
Bayerns Oldie-Keeper (36) verlängert seinen Vertrag auf Wunsch von Bald-Trainer Heynckes um ein Jahr bis 2012. Nun hat man bessere Karten im Ablösepoker um Schalkes Manuel Neuer
München - Es geht nicht anders, man muss ja planen für die kommende Saison. Und so agiert Jupp Heynckes, ab 1. Juli wieder offiziell auf der Lohnliste, derzeit als Schattentrainer des FC Bayern.
In dieser Mission hat er kürzlich mit Jörg Butt gesprochen – und den 36-Jährigen überredet. Der Torhüter verschiebt sein angekündigtes Karriere-Ende um ein Jahr, verlängerte seinen Vertrag bis 2012. Sein neues Ziel: „Ich möchte meine Karriere nach Möglichkeit mit einem Titel beenden.“ Was ihm diese Saison verwehrt blieb – wie auch die durchgehende Nummer eins zu sein. Butt hofft: „Ich bin nun überzeugt, dass wir mit Heynckes eine erfolgreiche Saison spielen werden.“
Mit ihm als Bankdrücke? Als zweiten Mann hinter Manuel Neuer, dem Ziel aller Transferträume der Bayern? Die Verhandlungen mit den Schalkern sind ins Stocken geraten, die Ablöse ist der Streitpunkt. Bayern bietet bisher unter 20 Millionen Euro, die Gegenseite will trotz der geringen Restvertragslaufzeit bis 2012 weit mehr. Nun erhöht Bayern – den Druck, nicht ihr Angebot. Und da dient ihnen Butt nun als perfektes Druckmittel in Sachen Neuer: Wenn nicht jetzt, dann eben nicht. Wir haben ja Butt.
„Jörg ist ein erstklassiger Torhüter. Ich bin sehr glücklich, dass er noch ein weiteres Jahr beim FC Bayern bleibt“, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge. Und Butt hätte wohl auch kein Problem, Neuer von der Bank aus zuzusehen. „Ich würde mich als FC Bayern auch intensiv um Manuel Neuer bemühen. Ich halte ihn aktuell für den besten Torhüter in Deutschland“, sagte Butt am Dienstag, machte aber dennoch Werbung in eigener Sache: „Ich bin überzeugt, dass ich der Mannschaft auch weiterhin helfen kann. Ich fühle mich topfit, hatte noch nie große Verletzungen, mir macht Fußball nach wie vor sehr großen Spaß. Und außerdem ist 36 für einen Torhüter doch kein Alter.“
Thomas Kraft war mit seinen 22 Jahren zu ungeduldig. Er hat seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag beim FC Bayern fristgerecht gekündigt und erklärt, dass es sein Wunsch sei, den Verein zu verlassen. „Krafts verständliches Ziel ist es, die Nummer eins zu sein. Dies können wir ihm nicht garantieren“, erklärte Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger. Kraft war der Winterpause von Ex-Coach Louis van Gaal zur Nummer eins befördert worden – das Experiment ging schief. Hertha BSC bemüht sich intensiv um eine Verpflichtung, hat ihm bereits ein Angebot gemacht.
Die Bayern haben ihre Verhandlungsposition nun entscheidend verbessert. Plan A: Schalke lenkt ein und lässt Neuer zu einem vernünftigen Preis sofort nach München ziehen. Mit Butt hätte man einen erstklassigen Ersatzmann. Und Plan B: Neuer kommt erst 2012, dann ablösefrei. Die Zwischensaison spielt eben Butt, mit dem man ja das Double 2010 gewonnen hatte und den Heynckes sehr schätzt. In diesem Fall würden die Bayern noch einen Keeper als Nummer zwei verpflichten. Als Kandidaten gelten: Gerhard Tremmel, der derzeit noch in Salzburg unter Vertrag steht, Mathias Schober (Schalke) und Heinz Müller (Mainz). Seinen Job als neuer Koordinator des Nachwuchs-Leistungszentrums tritt Butt ohnehin erst im Juli 2012 an.
Ein weiterer Schalker soll mit Neuer an die Säbener Straße wechseln. Es ist ein guter, alter Bekannter, der dann als Torwarttrainer eingeplant ist: Bernd Dreher, von 2003 bis 2008 schon in diesem Amt, arbeitete zuletzt tagtäglich mit Neuer bei Schalke.