Douglas Costa - "Kein Ribery-Ersatz"

Herzlich willkommen, Costa! Der Brasilianer kostet die Bayern 30 Millionen Euro und unterschreibt für fünf Jahre. „Er ist sehr schnell, sehr beweglich, technisch unglaublich gewitzt“, sagt Sammer.
München - Seine neuen Kollegen standen gerade einmal zehn Minuten auf dem Platz, als Douglas Costa die Säbener Straße schon wieder verließ. Um 11.10 Uhr saß er hinter verdunkelten Scheiben auf dem Rücksitz eines Autos und fuhr aus der Tiefgarage. Der Brasilianer, der bis zuletzt noch bei der Copa América für sein Heimatland im Einsatz war, verabschiedete sich vorerst noch einmal in den Urlaub und kehrt erst in zehn Tagen wieder nach München zurück.
Am Rande des Trainingsauftakts war zu diesem Zeitpunkt hinter den Kulissen längst alles geregelt worden. Den Fünf-Jahres-Vertrag hatte Costa da schon unterschrieben und steht nun auch offiziell als Neuzugang fest. 30 Millionen Euro überweisen die Münchner für den Transfer an Schachtjor Donezk. „Für mich erfüllt sich ein Traum,“ sagte der Linksfuß. Er Freude sich „auf ein großartiges Team. Ich werde alles dafür tun, um die in mich gesetzten Erwartungen zu erfüllen.“ Und das sind keine geringeren, als Arjen Robben und Franck Ribéry ersetzen zu können. Letzteren wohl eher schon kurz- als langfristig. Der Franzose konnte nach seiner am 11. März im Spiel gegen Costas Ex-Klub erlittenen Knöchelverletzung beim Trainingsauftakt nur zuschauen. Mit Krücken und rotem Gips stand er neben Sportvorstand.
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Matthias Sammer auf dem Balkon der Vereinsanlage und beobachtete seine Kollegen sehnsüchtig. An ein mögliches Comeback ist derzeit nicht zu denken, der Saisonstart akut gefährdet. „Costa ist kein Ersatz für ihn“, sagt Sammer: „Wir warten auf Ribéry, er hat unsere ganze Unterstützung.“ Dennoch: „Wenn, wie gegen Ende der Saison unsere beiden Flitzer ausfallen, wollen wir Alternativen haben“, sagte Sammer und zählte Costas Vorzüge auf: „Er ist sehr schnell, sehr beweglich, technisch unglaublich gewitzt im Dribbling, sicher im Passspiel.“ Kurzum: „Er ist ein guter Spieler.“ Und mit 24 Jahren wähnt Sammer den Neuzugang in einem „Mittelalter“, das noch einiges Entwicklungspotenzial verheiße.
In den Champions-LeagueDuellen der Bayern mit Donezk war Costa allerdings eher negativ aufgefallen, unter anderem mit einem rotwürdigen Ellenbogenschlag ausgerechnet gegen Franck Ribéry. Der Präsident von Gremio Porto Alegre, der Costa 2010 für acht Millionen nach Donezk verkaufte, zweifelt an dessen Fähigkeiten. „Es hat ihm immer etwas gefehlt: stärkerer Wille, mehr Biss, ein größeres Herz“, sagte er der „Sportbild“ und habe auch heute noch diesen Eindruck. Mehr als sechs Saisontore erzielte Costa in der Ukraine nie. Dennoch ist er Pep Guardiolas erklärter Wunschspieler. Dessen ausstehende Vertragsverlängerung begleitet den FC Bayern nun auch in der neuen Spielzeit. „Lassen sie uns das in Ruhe besprechen. Ich sehe keinen Druck und keine Unruhe. Unser Trainer ist da, er hat zwei Drittel seiner Zeit um, aber wo ist das Problem?“, sagte Sammer. Guardiolas Vertrag endet am Saisonende, in den kommenden Wochen sind Gespräche geplant.
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Ob die Bayern nach dem Einkauf von Douglas Costa ihre Planungen abgeschlossen haben, ließ Sammer ebenfalls offen: „Wir haben alles im Blick. Die Transferperiode ist gerade erst losgegangen. Die Hauptbotschaft ist aber: Wir haben eine Super-Mannschaft und eine gute und gesunde Mischung.“ Das sei ihm in den zuletzt vermehrt aufgekommenen Diskussionen etwas zu kurz gekommen. „Es geht mir gegen den Strich, dass 30 oder 31 etwas Altes sein soll“, sagte Sammer.
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Mit der Mannschaft haben Sammer und der FC Bayern freilich auch in diesem Jahr Großes vor. „Es hat historisch noch kein Verein erreicht, vier Meistertitel hintereinander zu holen. Das ist eine Super-Zielstellung“, sagte er. Dass alles andere als die Jagd nach den Triple nichts zähle, sei dagegen „ein absoluter Schmarrn“. Man wolle den Titeln „nicht blind hinterherhecheln“. Mit Überzeugung und einer starken Mannschaft „kommen Titeln manchmal auch, wenn man gute Arbeit leistet“. Bei all diesen übergeordneten Themen geriet Sven Ulreichs offizielle Vorstellung als neuer Ersatzkeeper zur Nebensache. Der wähnte sich nach den Eindrücken des ersten Trainings in „einer ganz anderen Welt“, in der es schon beim Kreisspiel zur Sache geht. Und erst recht hinter den Kulissen.