Dortmund: "Bayern nehmen wir gerne!"

Champions League: Borussia Dortmund landet im Finale von Wembley und will jetzt mehr: „Mit unserem Fußball können wir jede Mannschaft besiegen.”
von  fil, fen
Großer Jubel bei den Spieler von Borussia Dortmund.
Großer Jubel bei den Spieler von Borussia Dortmund. © firo

Champions League: Borussia Dortmund landet im Finale von Wembley und will jetzt mehr: „Mit unserem Fußball können wir jede Mannschaft besiegen.” 

Dortmund - Die Nachwehen der Nacht waren nicht zu übersehen, natürlich nicht. Als die Helden von Madrid in der prallen Mittagssonne am Dortmunder Flughafen aus dem Jet stiegen und dann für die rund 200 Fans, die ein paar Meter weiter am Parkhaus standen, in feinem Zwirn die Welle machten, trugen ein paar Spieler Sonnenbrillen, die meisten Borussia-Stars aber versuchten erst gar nicht, ihre Augenringe zu verbergen.

Wieso auch? Trainer Jürgen Klopp hatte seine Spieler ja nach der wohl schönsten Niederlage der Dortmunder Vereinsgeschichte, dem 0:2 in Madrid, höchstpersönlich zum wilden Tanz in den Mai geschickt. „Wenn ich heute nicht erlauben würde, dass sie rausgehen, wäre ich ein Voll-Horst”, hatte Klopp gesagt. Und die Spieler schienen ihrem Trainer, wie immer, gehorcht zu haben.

In einem hochdramatischen und am Ende auch herzzerreissenden Spiel erfüllten sich die Dortmunder am Dienstag gegen Real ihren Traum von Wembley. Und schafften damit einen Tag vor dem Spiel der Bayern in Barcelona (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht begonnen) die erste Voraussetzung für das Traumfinale der Champions League am 25. Mai in London.

Dass Dortmund mit einigem Glück und noch mehr Leidenschaft ins Finale eingezogen ist, fochten die BVBler gar nicht erst an. Und dass auch ihnen ein Finale gegen Bayern am liebsten wäre, auch nicht wirklich. „Bayern nehmen wir gerne”, sagte Sportdirektor Michael Zorc, der 1997 gegen Juventus Turin beim letzten Dortmunder Triumph in der Königsklasse als Spieler dabei war. Abwehrchef Mats Hummels, in Madrid neben dem herausragenden Keeper Roman Weidenfeller einer der Besten von sehr vielen sehr Guten, sagte nur: „Egal. Mit unserem BVB-Fußball können wir jede Mannschaft besiegen!”

Ein Sieg gegen Bayern würde den Dortmundern besonders gut schmecken: In der Liga stehen die Münchner derzeit 20 Punkte vor den Empörkömmlingen aus dem Ruhrgebiet, die in den vergangenen zwei Jahren Meister wurden, zudem wurden sie im Liga-Vorrundenspiel und im Pokal-Viertelfinale geschlagen. Eine weitere Pleite im Ligaspiel am Samstag hat zumindest Klopp – wegen der alkoholreichen Feierlichkeiten zum Finaleinzug – bereits eingeplant. „Wenn Bayern München dann gegen uns gewinnt, werden sich wahrscheinlich so wenig Leute in Dortmund darüber aufregen wie noch nie”, sagte er. Das alles – und der Ärger um den plötzlichen Wechsel von Mario Götze und wegen des bevorstehenden Abgangs von Robert Lewandowski nach München – wäre vergessen, wenn Dortmund den Bayern in London die ultimative Niederlage zufügen würde. Einen noch längeren Stachel zu finden als den, den der BVB Bayern in London zufügen könnte, ist wohl unmöglich. Es wäre der perfekte Triumph für die einen, die totale Schmach für die anderen.

Die Befürchtung, dass Götze und Lewandowski bei diesem Finale in einem Gewissenskonflikt stehen würden, versuchen die Dortmunder gerade bei jeder Gelegenheit zu zerstreuen. Ob aber Götze überhaupt mitspielen könnte im Finale, ist derzeit offen. Der 20-Jährige zog sich in Madrid einen Muskelfaserriss zu. Ob es für ihn reicht bis zum Finale? „Keine Ahnung, das weiß ich noch nicht”, sagte er.
 

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