Doppelsechs-Problem: Tymoshchuk oder Gustavo

In Bayerns Zentrale ist Schweinsteiger gesetzt, den Platz neben ihm müssen sich der Brasilianer und der Ukrainer teilen. Trainer Heynckes freut’s.
von  Patrick Strasser
Anatoliy Tymoshchuk hat seine Stärken in der Defensive.
Anatoliy Tymoshchuk hat seine Stärken in der Defensive. © Sebastian Widmann/dapd

In Bayerns Zentrale ist Schweinsteiger gesetzt, den Platz neben ihm müssen sich der Brasilianer und der Ukrainer teilen. Trainer Heynckes freut’s: „Beide erfüllen ihre Aufgabe perfekt”

München -  Hat eigentlich irgendjemand in den letzten Wochen noch an Arturo Vidal gedacht? An den Abräumer, den Spezialisten Kategorie defensives Mittelfeld aus Chile, der unter Trainer Jupp Heynckes in den vergangenen beiden Jahren bei Bayer Leverkusen seine Blütezeit hatte?

Im Sommer bemühte sich der FC Bayern intensiv um den Sechser, einen erklärten Lieblingsspieler von Heynckes – doch Leverkusen mit Sportdirektor Rudi Völler blieb hart, man wollte den Konkurrenten in München nicht stärken und wurde nur bei den 10,5 Millionen Euro Ablöse von Juventus Turin schwach.

Mit dem Wissen um die Dominanz der Bayern in dieser Saison wirkt die Arturo-Anekdote doppelt putzig. Erstens, weil es nun wirklich keiner Stärkung der Bayern mehr bedarf – zumindest national gesehen. Und zweitens, weil das defensive Mittelfeld rein personell nun wirklich keinen Bedarf hat.

Da ist zum einen Bastian Schweinsteiger, der uneingeschränkte Lenker und Leader, der in dieser Spielzeit an seine Form aus dem WM-Jahr 2009/10 anknüpft. Und da ist sein Partner, nein, da sind seine Partner: Luiz Gustavo und Anatoliy Tymoshchuk. Ein Brasilianer und ein Ukrainer als Teilzeitarbeiter, die modernste Interpretation der Doppelsechs.

"Beide sind auf ihre Art absolut Klasse”

Vom Stil her zwei gänzlich unterschiedliche Spielertypen, abseits des Platzes jedoch sehr ähnlich, weil ruhig, zurückhaltend und bescheiden. Keiner der beiden beklagt sich öffentlich über den fehlenden echten Stammplatz und über zu wenig Einsätze. Heynckes lässt die beiden rotieren und hat es geschafft, dass sie Leistung abrufen, wenn sie aufgerufen werden. Pflichtbewusst. Zuverlässig. Heynckes: „Beide halten die Balance im Team zwischen Offensive und Defensive, beide sind auf ihre Art absolut Klasse.”

Luiz Gustavo, mit 24 acht Jahre jünger als Tymoshchuk, ist der elegantere Spieler, einen Tick offensiver und deutlich torgefährlicher. Der Ukrainer ist zweikampfstark, ein guter Balleroberer, nach vorne jedoch eher zurückhaltend. „Timo hat mehr Erfahrung, Luiz kann noch mehr Impulse nach vorne geben”, beschreibt der Coach die Qualitäten der beiden: „Beide erfüllen ihre Aufgabe perfekt.” So kann Heynckes je nach Ausrichtung des Gegners und eigener Zielsetzung aufstellen, festlegen wollte er sich vor dem Champions-League-Heimspiel gegen Neapel erneut nicht.

In der Statistik der laufenden Saison hat Luiz Gustavo, der im Januar 2011 für 17 Millionen Euro Ablöse von der TSG Hoffenheim an die Säbener Straße kam, ein paar Einsätze mehr, und zwar 16 Pflichtspiele (1 Tor), dabei wurde er sechs Mal eingewechselt. Und Tymoshchuk? 13 Einsätze, null Tore, drei Mal eingewechselt. Für den Kapitän der Ukrainer, die am 11.November in Kiew die DFB-Elf zu einem Testländerspiel empfangen, eine sehr relevante Statistik. Der Kontrakt des 32-Jährigen wird nur dann um ein Jahr verlängert, sobald er in dieser Saison mindestens 25 Einsätze auf dem Konto hat. Einzige Bedingung: Tymoshchuk muss dabei mindestens 45 Minuten auf dem Platz gestanden haben. Das müsste leicht zu packen sein. Der Mann mit dem Spitznamen „T44” wegen seiner Rückennummer würde gerne bleiben – auch wenn er weiß: den Stammplatz wird er sich wohl weiter teilen müssen. Der Vertrag von Linksfuß Luiz Gustavo läuft bis 2015. 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.