Doch kein Leader im DFB-Team? FC-Bayern-Star Joshua Kimmich kämpft um seinen Platz im Mittelfeld

Bundestrainer Hansi Flick steht vor einer kniffligen Frage. Harmonieren die beiden Alpha-Kicker im Mittelfeld der Nationalmannschaft – Joshua Kimmich und Ilkay Gündogan – überhaupt miteinander? Gerade der FC-Bayern-Star stand zuletzt in der Kritik. "Ein Hemmschuh", sagt Mario Basler.
von  Patrick Strasser
Zwei Anführer, zwei Leadertypen - aber können sie auch miteinander? Bayern-Star Joshua Kimmich (l.) und Champions-League-Sieger Ilkay Gündogan, der Kapitän von Manchester City.
Zwei Anführer, zwei Leadertypen - aber können sie auch miteinander? Bayern-Star Joshua Kimmich (l.) und Champions-League-Sieger Ilkay Gündogan, der Kapitän von Manchester City. © Tom Weller/dpa

Frankfurt - Noch einen extra Tag, bitteschön. Verdient ist verdient. Und so bekamen Ilkay Gündogan und Robin Gosens nach dem Champions-League-Finale am Samstag in Istanbul noch einen weiteren Tag Pause, bevor sie am Donnerstag in Frankfurt zum DFB-Team stoßen.

Gosens (28), als Joker für Inter Mailand in der letzten Viertelstunde im Einsatz, durfte wie Triumphator Gündogan (32), der noch am Montag den Königsklassen-Coup mit den Cityzens in Manchester ausgiebig gefeiert hatte, noch etwas durchschnaufen, um das Erlebte zu verarbeiten.

Beim FC Bayern gesetzt: Wird´s für Joshua Kimmich im DFB-Mittelfeld eng?

Der DFB-Tross fliegt nach dem Abschlusstraining auf dem Frankfurter DFB-Campus nach Warschau, um sich am Freitag (20.45 Uhr, ARD) im Nationalstadion Gastgeber Polen zu stellen. Offen, ob die beiden Nachzügler mitwirken im nächsten EM-Test.

Ein großes Hallo, viele Schulterklopfer und Umarmungen sind Gündogan im Kreise der Nationalelf sicher nach dem Triple-Triumph, zu dem er als City-Kapitän maßgeblich beigetragen hat. Sein Standing ist gestiegen, die Hierarchie dürfte sich zu seinen Gunsten verschieben. Philipp Lahm, Weltmeister-Kapitän von 2014 und Orga-Chef der Heim-EM 2024 stuft Gündogan als "Mittelfeldspieler der absoluten Weltklasse" ein.

Bundestrainer Hansi Flick hatte sich nach dem blamablen Vorrunden-Aus bei der Winter-WM in Katar explizit darum bemüht, dass Gündogan nach 66 Länderspielen (17 Tore) seine DFB-Karriere nicht beendet. Für Flick ist der Ex-Dortmunder ein Schlüsselspieler. Aber auf welcher Position? Als Sechser, Achter oder Zehner?

Hier ist die Auswahl groß in der Nationalelf – aber eben nicht überall versehen mit dem Prädikat Weltklasse? Über Bayern-Profi Joshua Kimmich (28), in Flicks Planungen ein zentrales Element, sagt Lahm lediglich, dass dieser "seine Qualitäten längst unter Beweis gestellt" habe.

Joshua Kimmich und Ilkay Gündogan starteten gemeinsam bei der WM in Katar 

Der ehemalige Außenverteidiger und Sechser meinte ganz allgemein: "Im Fußball geht es um Kontrolle in der Offensive wie in der Defensive. Hierfür braucht Deutschland ein starkes Mittelfeld, das gut funktioniert."

Mit Gündogan und Kimmich? Bei der fatalen Pleite im Auftaktspiel der WM begann dieses Duo, beim Stand von 1:0 (Elfmeter Gündogan) nahm Flick den Achter vom Platz, brachte Leon Goretzka in der 67. Minute - Endstand 1:2. Gegen Spanien (1:1) und Costa Rica (4:2) veränderte Flick die Zentrale.

Nach durchwachsener Saison beim FC Bayern: Kritik an Kimmich wird lauter

Doch harmonieren Kimmich und Gündogan überhaupt? Beide sind Leadertypen, Anführer. Kimmich ist Kapitän bei Bayern und in der Nationalelf (wenn Thomas Müller nicht spielt, Torhüter Manuel Neuer fehlt noch verletzt), Gündogan der Boss in Citys Weltauswahl.

Kann es daher nur einen geben oder raufen sich die beiden mit Blick auf die Heim-EM 2024 zusammen? Wird Dortmunds Emre Can (29) als neuer, zweikampfstarker Sechser das entscheidende Puzzle-Teil und damit der Gewinner?

Aktuell wird Gündogan glorifiziert, Kimmich dagegen muss viel Kritik einstecken. DFB-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus sagte der "Sport Bild": "Die Nebenleute wurden neben ihm zuletzt konstant schlechter: egal, ob Goretzka, Sabitzer oder Gravenberch. Weil sie für Kimmich – ungewohnte – Arbeit mitmachen mussten."

Der 28-Jährige stehe sich manchmal selbst im Wege, so Matthäus: "Kimmich will auf dem Platz teilweise zu viel und schadet damit nicht nur sich selbst – sondern auch den Kollegen." Sein unbändiger Wille, sein immenser Ehrgeiz ist Fluch und Segen zugleich und wird hinter vorgehaltener Hand bei Bayern und im DFB-Team kritisch gesehen.

FC Bayern: Basler poltert gegen Kimmich, doch für Tuchel und Flick ist er unantastbar

Ex-Nationalspieler und Ex-Bayern-Star Mario Basler (54), der sich seit langem auf Kimmich eingeschossen hat, sieht ihn als potenziellen "Hemmschuh" für seine Teamkollegen und sagte in seinem Podcast "Basler ballert": "Ich glaube einfach, dass die Spieler neben ihm gehemmt sind, Angst haben vor Kimmich, wenn der spielt." Übers Ziel hinausgeschossen – dennoch werden die Kritiker lauter.

Für Flick und Bayern-Trainer Thomas Tuchel ist Kimmich als Führungsfigur unantastbar – beide planen mit ihm aktuell nicht mehr auf der Sechser-, sondern auf der Achter-Position. Eine Degradierung oder das Ventil zur Leistungsexplosion?

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