Divenhafter Leroy Sané: Julian Nagelsmanns Aussagen über den Bayern-Star lassen tief blicken

Der Bayern-Stürmer verschwindet nach seiner Auswechslung gegen Augsburg in die Kabine, Trainer Nagelsmann rätselt: "Ich weiß nicht zu 100 Prozent, warum es zuletzt bei ihm nicht so richtig lief."
Autorenprofilbild Maximilian Koch
Maximilian Koch
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
11  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Einer geht, einer kommt: Gegen den FC Augsburg wird Leroy Sané (l.) nach einem uninspirierten Auftritt in der 65. Minute ausgewechselt - für ihn kommt Kingsley Coman, der es deutlich besser macht.
Einer geht, einer kommt: Gegen den FC Augsburg wird Leroy Sané (l.) nach einem uninspirierten Auftritt in der 65. Minute ausgewechselt - für ihn kommt Kingsley Coman, der es deutlich besser macht. © sampics/Augenklick

München - Leroy Sané wollte nur noch weg, so schnell wie möglich – und das ohne jeden Umweg.

Nach seiner Auswechslung in der 65. Minute beim 1:0-Sieg gegen Augsburg wies Bayerns Offensivstar den zuständigen Ordner an, die Luke zum Kabinengang zu öffnen, Trainer Julian Nagelsmann und die Team-Mitglieder auf der Ersatzbank würdigte Sané keines Blickes. Als Nagelsmann auf ihn zuging, klatschte Sané noch lustlos ab. Dann war er weg – dafür aber die Diskussion um ihn da. Mal wieder.

Sané: Lustloser Handshake mit dem Coach

"Ich habe wahrgenommen, dass der Handshake schonmal anders ausgefallen ist – weniger frustriert", sagte Nagelsmann später. Er sei aber "nicht sauer" auf Sané, daraus müsse man "keine Schlagzeile machen". Sané sei eben "ein ehrgeiziger Mensch, sehr selbstkritisch, und jeder geht mit Frust-Situationen ein bisschen anders um", ergänzte der Coach.

Sané (r.) klatscht mit Nagelsmann ab.
Sané (r.) klatscht mit Nagelsmann ab. © sampics/Augenklick

"Manche können sich dann sofort auf die Bank setzen und die Jungs anfeuern. Das ist natürlich immer der Best Case. Aber es gibt auch Charaktere, die das nicht so gut können. Das ist auch okay. Leroy ist dann stocksauer auf sich, möchte keinen mehr sehen oder gesehen werden."

Nagelsmann setzt auf Akzeptanz

Das müsse man akzeptieren, so Nagelsmann: "Mir ist lieber, dass er in die Kabine geht, bevor er sauer ist und so auf der Bank sitzt, weil das wenig Effekt hat. Dann soll er lieber drinnen sein und sich mit seiner Leistung auseinandersetzen, wenn er damit ein Problem hat."

Alles entspannt also? Wohl kaum! Es war schließlich der nächste divenhafte Auftritt von Sané, der zuletzt bereits wegen unmotivierter Trainingsleistungen aufgefallen war, der immer wieder Extrabehandlungen braucht – und von Nagelsmann auch bekommt. Aktuell aber ohne Gegenleistung.

Gegen Augsburg konnte der 26-Jährige nur wenige Akzente setzen, im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Villarreal am Dienstag (21 Uhr, Amazon Prime und im AZ-Liveticker) droht Sané daher nun die Ersatzbank. Nagelsmann ließ auf der bemerkenswerten Pressekonferenz durchblicken, dass Sané für ihn öfter mal ein Rätsel ist.

"Ich weiß nicht zu 100 Prozent, warum es zuletzt bei ihm nicht so richtig lief", sagte der Coach: "Meine volle Unterstützung hat er, meine maximale Empathie und Sympathie auch." Das scheint aber nicht zu genügen, um Sané dauerhaft zu Topleistungen zu führen.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Bei Sané "scheiden sich die Geister"

Er möge "den Typ Leroy Sané unheimlich gerne", führte Nagelsmann weiter aus, gab aber zu: "Das ist ja schon einer, bei dem sich die Geister so ein bisschen scheiden. Er hat manchmal eine Ausstrahlung, die man nicht so richtig deuten kann. Er ist extrem lässig, witzig, sehr lebensfroh. Natürlich ist er keiner, der aus der Kabine heraussprintet, erstmal den Rasen umpflügt und sagt: 'Gib mir den Ball.' Man muss ihm schon sagen: 'Leroy, jetzt geht's los.' Aber er hat eine unfassbare Qualität – und das andere ist eben sein Charakterzug."

Der seinen Coach bisweilen verzweifeln lässt. "Als Trainer hast du zwei Möglichkeiten", erklärte Nagelsmann: "Entweder du regst dich immer auf oder du sagst: 'Komm, akzeptiere ihn als Mensch und schau wie intelligent er ist, was er für einen ersten Kontakt am Ball er hat und welchen Torabschluss er hat.'"

Bislang hat Nagelsmann den zweiten Weg gewählt – doch mit den offenen Worten am Samstag hat er Sané öffentlich unter Druck gesetzt. Ob das bei Bayerns sensiblem Offensivstar fruchtet – oder eher für zusätzliche Verunsicherung sorgt?

Klar ist: Seine Diva-Attitüde kann sich Sané, der in der Hinrunde teilweise berauschende Auftritte zeigte, auf Dauer nicht erlauben, wenn er so durchschnittlich spielt wie gegen Augsburg und in den Wochen zuvor.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
11 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Südstern7 am 11.04.2022 14:44 Uhr / Bewertung:

    Wenn jemand 3 Spiele schwach spielt ist er sofort ein Fehleinkauf. Schon vergessen was für gute Spiele Sané über Monate abgeliefert hat, wieviele Punkte er sammelte und wichtige Tore schoss? Und er wurde hier über den grünen Klee gelobt. Passend zur Karwoche: Erst Hossiana und dann ...

  • Südstern7 am 11.04.2022 14:36 Uhr / Bewertung:

    "... doch mit den offenen Worten am Samstag hat er Sané öffentlich unter Druck gesetzt."

    Das sehe ich ganz anders. Diese PK habe ich nämlich gesehen und es war der fragestellende Journalist, der Sané irgendetwas unterstellte und den Trainer festnageln wollte. Nagelsmann hat Sané aber in Schutz genommen. Wo er, der Trainer, ihn da unter Druck gesetzt haben will/soll, diese Interpretation ist mir schleierhaft. Zumal Nagelsmann mit entspannter Miene und offenem Blick, ohne Sarkasmus oder fragwürdigen Augenaufschlag, das Credo für Sané abgab.

    Nach meinem Dafürhalten war Sané sauer auf sich selbst. Aber diesen Frust hat er sich selbst zuzuschreiben. Er spielte aufreizend lässig und ohne Tempo in seinen Aktionen, um nicht zu sagen arrogant. Sein Aktionsradius war in der Offensive der eines Bierdeckels. Wenn man also Nagelsmanns Statement analysieren will, dann war dieses überraschend nachsichtig und verständnisvoll. "Unter Druck setzen" sieht bei mir anders aus.

  • Heinrich H. am 11.04.2022 13:33 Uhr / Bewertung:

    Ohne hier Sane zu verurteilen, aber er konnte sich noch bei keinem Verein richtig durchsetzen, ich vermute er schafft es Mental nicht...????

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.