„Dieser Egoismus bei Toni! Da leidet Klose!“
MÜNCHEN - Der Torjäger a. D. eckt bei Bayern an. Beckenbauer rügt ihn: Der sieht nur sich.
Eine leuchtend rote „9“ war es, die der vierte Schiedsrichter auf seiner digitalen Tafel in den Himmel von Fröttmaning reckte. Für Luca Toni, die „9“ der Bayern, das Signal, sich nach 72 Minuten verabschieden zu müssen aus dem Spiel. Er lief los, nahm Tempo auf und ließ Miroslav Klose stehen, seinen Sturmpartner. Obwohl der ihm zum Zeichen des Trostes die linke Hand hingestreckt hatte. Nach dem Motto: Danke, Kollege, mich hätte es auch erwischen können. Doch Toni lief wort- und grußlos vorbei. Richtig angefressen war er, der Italiener.
Er konnte nicht verstehen, dass er, der Torschützenkönig der vergangenen Saison, beim Stand von 1:1 rausmusste. Warum ich? Warum nicht Klose? Auch Trainer Jürgen Klinsmann grüßte Toni nur halbherzig. „Gut, dass da keine Tonne in der Nähe stand“, witzelte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer, und der Coach ging auf die Anspielung ein: „Man weiß ja, was passieren kann, wenn man als Stürmer ausgewechselt wird und gefrustet ist. Da bin ich ein gebranntes Kind.“ Im Mai 1997 war’s, als Klinsmann im Olympiastadion nach Auswechslung durch Trainer Trapattoni eine Werbetonne malträtiert hatte.
Während Klose seinem Mitspieler Toni dessen Übellaunigkeit nicht übel nahm („Ich habe kein Problem mit Toni“), fand Beckenbauer die Spielweise des Weltmeisters von 2006 wenig witzig. „Toni ist ein typischer italienischer Torjäger, der nur sich, den Ball und das Tor sieht“, schimpfte der Präsident. „Es ist dieser Egoismus bei Toni! Darunter leidet Klose. Als Toni ausgewechselt war, hatte Klose mehr Platz.“ Raum für sich und zwei Treffer.
Dass die beiden nicht zusammenpassen, wollte Klinsmann nicht akzeptieren: „Es sind zwei Typen, die sich selbst an Toren messen, sie haben einen unglaublichen Torhunger. Luca ackert und lauert mehr, Miro läuft viel, kommt mehr aus der Bewegung.“ Platzhirsche nennt der Coach die beiden stets, doch vertragen sich zwei Geweihträger? Klose spielt mannschaftsdienlicher, sucht immer den Nebenmann. Und Toni? Ist laut Beckenbauer ein Solist, ein egozentrischer. ps/jos