Die West-Expansion des FC Bayern

München - Sie waren dann ja doch dabei, die deutschen Nationalspieler des FC Bayern, zwar nicht im Flieger, aber zumindest auf der Außenseite der Lufthansa-Sondermaschine LH 2570, die am Montag um 14 Uhr mit 22 Spielern an Bord zur ersten Station der USA-Reise nach Chicago abhob.
Auf den eigens gestalteten Airbus A340-600 hatten die Bayern nicht nur ein riesiges Vereinswappen anbringen lassen – auch meterhohe Porträts von Jérôme Boateng, Manuel Neuer und Thomas Müller waren dort zu erkennen. Die Bayern wollen Präsenz zeigen auf dem zwölftägigen Trip mit Tests gegen den AC Mailand (28. Juli), Inter Mailand (30. Juli) und Real Madrid (4. August). Selbst mit einem Rumpfkader.
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Internationalisierung des FC Bayern
"Dass es Testspiele ohne die Nationalspieler sind, die bei der EM waren, ist sekundär. Entscheidend ist, dass solche Spiele dort in Amerika stattfinden. Die Amerikaner stehen auf solche Events“, sagte Karl-Heinz Rummenigge vor dem Abflug bei Sport1: „Die Internationalisierung des FC Bayern ist alternativlos.“
Der Vorstandsboss weiß, dass die Bundesliga im internationalen Vergleich aufholen muss, vor allem gegenüber der Premier League. Die Engländer haben den US-Markt deutlich früher für sich entdeckt, die Einschaltquoten bei Liga-Spielen sind viel höher als bei Partien der Bundesliga. Und die TV-Erlöse insgesamt auch.
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Büro in New York sorgt für Fortschritte
Laut Rummenigge haben die Bayern allerdings in den vergangenen Jahren Fortschritte gemacht, sie sind den US-Fans vertrauter geworden, erst recht seit der Eröffnung des Büros in New York im Jahr 2014. Aus neun Fanklubs sind inzwischen über 100 in 37 Bundesstaaten geworden. "Es gibt ja diese Sterne auf der amerikanischen Flagge. Es wäre schön, wenn wir jeden Stern zumindest mit einem Fanklub besetzt hätten“, sagte Rummenigge.
Die West-Expansion schreitet voran, jeder Stern steht für eine Bundesstaat. 50 gibt’s, fehlen noch 13. Nicht nur die Bayern haben die Notwendigkeit einer internationaleren Ausrichtung erkannt. Auch andere Klubs wie Borussia Dortmund, Schalke oder Mainz 05 touren in diesem Sommer durch die Welt, um ihre Bekanntheit zu steigern.
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Bundesliga will 250 Millionen einnehmen
In der vergangenen Saison erlöste die Bundesliga insgesamt 160 Millionen Euro im Ausland, angepeilt sind mittelfristig 250 Millionen. "Wir sind auf dem Weg, haben aber noch sehr viel Potenzial“, sagt Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL).
Bayern, als populärster deutscher Klub, ist da von großer Bedeutung. "Zur Internationalisierung gehört persönliche Präsenz. Der wird der FC Bayern gerecht“, sagt Heribert Bruchhagen, bis Ende vergangener Saison Vostandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt, der AZ: "Die Bayern machen es nicht nur für sich, sondern auch für den deutschen Fußball. Daher halte ich so eine Reise für richtig. Ob die Trainer immer begeistert sind, ist eine ganz andere Frage.“
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EM-Fahrer ab August wieder dabei
Carlo Ancelotti nimmt die Reisestrapazen ohne Klagen hin, er kennt solche Trips aus seiner Zeit bei anderen Topklubs wie Chelsea, Paris St. Germain, AC Mailand oder Real Madrid. "Die Tour ist gut für uns. Es ist Zeit für uns zu spielen“, sagt er.
Ancelotti trifft in Chicago auf seine alte Liebe Milan (27. Juli), in Charlotte wartet sein persönliches Derby gegen Inter (30. Juli). Zum Abschluss in New York werden gegen Real über 80.000 Fans erwartet (3. August).
Den Feinschliff im Training holen sich die Bayern ohnehin erst nach der USA-Reise. Am 5. August werden dann auch die EM-Fahrer wieder an der Säbener Straße erwartet. Die Maschine mit den Bayern-Aufklebern fliegt so noch weiter durch die Welt.