Die Vize-Feier des FC Bayern im Mangostin
AZ-Kolumnist Michael Graeter bei den Bayern: Uli Hoeneß bekam seine eigenen Bratwürste, der Wein „Allesverloren“ wurde abbestellt.
Stammgäste, Sushi-Fans und Sugar-Daddys mit Neuerwerbung, gerade vom Zoo gekommen, standen am Samstagabend verdutzt vor der Thalkirchener Asia-Oase „Mangostin". Sie wurden freundlich abgewiesen: „Geschlossene Gesellschaft". Denn hier, auf der neuen Gartenterrasse, feierte der FC Bayern. Die finale Party zum Bundesliga-Finale, bei dem die Bayern am Ende wenigstens noch Zweiter wurden. Also spielte sich bei der Vize-Feier alles etwas leiser, dafür feiner ab.
„Das ist ja toll hier und viel besser als wir auf dem Spielfeld“, meinte Kapitän Mark van Bommel beim Blick auf das Schlaraffenland-Büfett. Für jede Nationalität der 180 Gäste hatten „Mangostin"-Chef Joseph Peter und seine Mannen Spezialitäten in Feinstqualität serviert - Pata Negra-Schinken aus Spanien, Terrine vom französischen Taschenkrebs, Zwerg-Langousten gefüllt mit Spargel, Tatar vom Tuna mit Rogen vom Fliegenden Fisch oder Steak vom Kobe-Rind. Für Uli Hoeneß gab es noch eine Überraschung: Ihm wurden seine eigenen Howe-Bratwürste mit Kraut aufgetischt.
Fast alle Spieler waren mit dem Taxi gekommen. Nur Franck Ribéry fuhr mit seinem Audi vor und schlüpfte schon beim Reingehen lässig aus seinem Jacket. Präsident Franz Beckenbauer erschien solo und durchquerte händeschüttelnd (Beiräte, Spieler) und mit Bussis (Spielerfrauen) die Stehcocktail-Gemeinde.
Manager Hoeneß hielt eine kurze Rede, sprach von der „härtesten Saison“ und einer Sekunden-Entscheidung im Flieger, Jupp Heynckes als Klinsmann-Nachfolger zu holen. Und dann erinnerte er an den Heynckes-Geburtstag vor zwei Wochen, als er und Assistenztrainer Hermann Gerland mächtig feierten – Uli mit Chivas mit Cola und der Tiger mit Bourbon. Anderntags war aber jeder topfit.
Als erster verabschiedete sich Franz Beckenbauer, während Hoeneß mit einem harten Kern bis halb drei Uhr früh durchhielt und zum Schluss in der Küche auftauchte, wo er dem Koch beim Brutzeln von 50 Spiegeleiern assistierte. Statt Blumen bekamen die Spielerfrauen und die anderen weiblichen Gäste eine Flasche Rosenwasser „Sence Argent", ein alkoholfreies Erfrischungsgetränk (kostet pro Flasche im Handel 9 Euro). Die ganze Nacht wurde spanischer Rotwein und italienischer Weißwein serviert, im Gegensatz zur geplanten Bestellung: Ursprünglich war der südafrikanische Rotwein „Shiraz Swartland" von Danie Malan, ein köstlicher Tropfen, geordert worden. Der Afrikabezug des Rebensafts war mit Blick auf die WM 2010 gewünscht. Nicht aber der Name, der auf dem Etikett in burenduitsch zu lesen war: „Allesverloren". Mit so einem Unkbegriff wollte der FC Bayern nicht feiern und orderte in letzter Minute einen anderen Rotwein.